Der “Stand der Dinge im Stromsektor” wird von Lobbyorganisationen regelmäßig wirklichkeitsverzerrend dargestellt, d.h. vernebelt. Die Kälteperiode im Januar 2017 ließ dem von “Agora” und gleichgesinnten Akteuren erzeugten Nebel keine Chance. Die Chance auf einen unvernebelten Blick auf das Geschehen hat VERNUNFTKRAFT. genutzt und zehn Tage im Januar analysiert.
Die Ergebnisse veranlassen die Landesverbände der vernunftaffinen Bürgerinitiativen, sich am 3. Februar gemeinsam an die Öffentlichkeit zu wenden:
Energiewende trifft frostige Wirklichkeit - Kaltflaute offenbart Desaster 3. Februar 2017 Während der Kaltwetterperiode vom 16. bis zum 26. Januar 2017 trugen die 26.000 Windkraftanlagen und der auf 400 Millionen Quadratmeter angewachsene Fotovoltaik-Park Deutschlands so gut wie nichts zur Elektrizitätsversorgung unseres Landes bei. Der Totalausfall der „Säulen der Energiewende“, wie Sigmar Gabriel die wetter- und subventionsabhängigen Energiequellen nennt, war dabei keine Momentaufnahme, sondern ein über zehn Tage anhaltender Dauerzustand: Die Großwetterlage zwang die deutschen Stromproduzenten zum Einsatz aller verfügbaren konventionellen Anlagen, um die Netzstabilität aufrechterhalten zu können. Ohne den konventionellen Kraftwerkspark und die Möglichkeit, wetterfesten Strom aus Kernkraft und Kohle (z.B. aus Tschechien und Frankreich) importieren zu können, wäre die Stromversorgung in diesen zehn Tagen extrem gefährdet gewesen. Eine Ahnung von den möglichen verheerenden Konsequenzen verleiht die Bundestagsdrucksache „Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften – am Beispiel eines großräumigen und langandauernden Ausfalls der Strom-versorgung“ aus dem Jahr 2011. Die „gesicherte Leistung“ aller Windkraft- und Photovoltaikanlagen bleibt trotz des starken Zubaus der letzten Jahre weiterhin nahezu Null. Eine Glättung der Stromeinspeisung aus Windkraftanlagen ist trotz ihrer großflächigen Verteilung über das gesamte Bundesgebiet ausgeschlossen. Ausschläge und Schwankungen steigen mit dem Zubau weiter an. Die jüngste Kaltdunkelflaute – kein Wind, kein Sonnenschein – offenbarte das Ausmaß des „Speicherproblems“ von Wind- und Solarenergie. Konventionelle Kraftwerke mussten die Stromversorgung fast vollständig übernehmen. Die hohen Börsenpreise belegen die Stromknappheit während dieses Zeitraums. Die „Stromspeicherung“ als Ausweg ist angesichts der Größenordnung des Stromverbrauchs illusorisch. In zehn Tagen werden ca. 16 Milliarden kWh verbraucht. Für eine entsprechende Batteriespeicherung wären Investitionskosten von 16 Billionen (16.000 Milliarden) Euro fällig. Die einzige großtechnische Alternative über Pumpspeicherkraftwerke würde – zusätzlich zu den bestehenden sieben – den Bau von 2800 neuen Anlagen mit je 1000 MW Nennleistung erfordern. Doch außer dem Totalausfall kann sich auch die Hyperaktivität von Windkraft- und Solaranlagen desaströs auswirken. Denn nicht nur Kälteflauten, sondern auch Sturmtiefs bringen das deutsche Stromversorgungssystem immer häufiger und immer näher an den Kollaps: Bei viel Sonne und Wind überschreiten die hohen Einspeisungen immer öfter den minimalen Bedarf. Die konventionellen Kraftwerke können ihre Leistung aber maximal auf Null reduzieren. Genügt das nicht, müssen EEG-Anlagen vom Netz genommen werden, deren dann nicht erzeugte Leistung aber trotzdem mit hohen Millionenbeträgen vergütet werden muss. Durch die wegbrechende Regelfähigkeit der konventionellen Anlagen wird die Netzstabilität extrem gefährdet. Die Situation, dass kein ausreichender Puffer zur Sicherung der Netzstabiliät durch konventionelle Anlagen mehr vorliegt und der unverwertbare Anteil nicht regelbarer Energie zu negativen Strompreisen führt, wird zur Regel werden. Viel schlimmer als die teure Entsorgung wertlosen Stroms ist für die deutsche Stromversorgung der bald nicht mehr vorhandene Regelpuffer mit konventionellen Kraftwerken, die den mit Vorrang einspeisenden regenerativen Energien nachregeln müssen. Die starke Zunahme von Eingriffen in die Erzeugungsleistung von Kraftwerken („Redispatch-Maßnahmen“), um Leistungsabschnitte vor einer Überlastung zu schützen, kündet von der Gefahr: Da die Spitzen der Erzeugung von Sonne und Wind ein Maß erreicht haben, das sich seit geraumer Zeit sehr häufig mit dem Bereich des Verbrauchs schneidet, schwindet die Regelfähigkeit des Netzes aufgrund der schwindenden Flexibilität der Erzeugung massiv. Der Blackout wird immer wahrscheinlicher! Eine tiefergehende Analyse der Vorgänge im Stromversorgungssystem zum Jahresbeginn 2017 und eine ausführlichere Diskussion der Implikationen ist unter www.vernunftkraft.de/kaltflaute abrufbar. Die Faktenlage legt eindrücklich nahe, dass der weitere Ausbau wetterabhängiger Stromerzeugungsanlagen die Stromversorgung immer näher an den Kollaps führt. Gleichzeitig werden auch die energiepolitischen Ziele „Wirtschaftlichkeit” und „Umweltverträglichkeit” mit jeder neu errichteten, durch Einspeisevorrang und Fixvergütung begünstigten Windenergieanlage in immer weitere Ferne gerückt. Als Landesverbände von über 630 Initiativen, bestehend aus aufgeklärten und für eine vernünftige Energiepolitik eintretenden Bürgern aus dem ganzen Bundesgebiet, halten wir fest: Kleinliche Diskussionen um die Verteilung von Netzentgelten oder ähnliche Nebenschauplatzgefechte sind fehl am Platz. Die Antwort auf eine für das ganze Land verheerende Entwicklung muss vielmehr in der Beseitigung des grundlegenden Fehlers liegen. Deshalb ist der Ausbau wetterabhängiger Stromerzeugung unverzüglich einzustellen. | ||