„Zu viel Gülle, das ist Fakt, ist fürs Grundwasser beknackt.“
Diese und ähnlich geistreiche Botschaften sendet das Bundesumweltministerium (BMUB) ab Mitte Januar 2017 in die Öffentlichkeit. Welche Auswirkungen die Errichtung von Windkraftanlagen, insbesondere im Wald, auf das Grundwasser hat, finden Sie an anderer Stelle auf unseren Seiten beschrieben. Im BMUB interessiert man sich allerdings wenig dafür. Im Gegenteil: Um den Ausbau “Erneuerbarer Energien” forcieren zu können, bereitet man dort eigens massive Einschränkungen des Naturschutzgesetzes vor. Statt dem Schutz von Flora und Fauna widmet sich das Ministerium auf Geheiß von Frau Barbara Hendricks lieber der Dichtkunst:
Am 3. Februar 2017 kommentiert Herr Bernd Matthies die Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung und die dahinterstehende Geisteshaltung im Tagesspiegel auf eine derart zutreffende Weise, dass wir die vollständige Lektüre seiner Glosse empfehlen und die für uns wichtigsten Sätze direkt als Leseprobe präsentieren möchten:
Viel Geld aus unseren Steuertöpfen fließt alljährlich in die Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung. Denn dort oben vermuten sie zum einen, dass der Bürger all die Glanztaten seiner Minister nur erkennt, wenn er mit der Nase drauf gestoßen wird, und zum anderen, dass der Bürger ab und zu einen Stups braucht, damit er selbst nicht alles in die Grütze reitet. Grundprinzip: Immer kurz vor Wahlen drehen sie richtig auf. Das Wirtschaftsministerium kämpft dabei an vorderster Front. Neu ist eine Broschüre, die von dort zum Ruhme der Energiewende unters Volk verstreut wird: Vorn sieht man einen stämmigen Monteur, der von der Spitze eines Windrads in die blühende Landschaft blickt, auf der Rückseite die blühende Landschaft selbst, komischerweise ohne ein einziges Windrad. Früher hätte man so etwas schlankweg Schwindel genannt, heute geht es locker als postfaktische Sachdarstellung durch. |
Die erwähnte Broschüre des Bundeswirtschaftsministeriums wurde vom dortigen Referat für Öffentlichkeitsarbeit (d.h. auf Steuerzahlerkosten) erstellt und (ebenfalls auf Steuerzahlerkosten) in der letzten Januarwoche 2017 dem SPIEGEL, der FAZ und dem FOCUS beigelegt.
Bereits zwei Jahre zuvor hatten wir uns bei den Urhebern der irreführenden Öffentlichkeitsarbeit des BMWi beschweren müssen.
Mit diesem ersten von Frau Ministerin Zypries verantworteten Druckerzeugnis ist klar, dass selbige dem “Windkraftlobbyist im Hause” weiterhin freie Hand lässt – Zugriff auf die Propagandamaschinerie inklusive:
Ungefähr drei Wochen vor Finalisierung der “postfaktischen Sachdarstellung” hatte der Bundesrechnungshof das BMWi für Ziel- und Maßlosigkeit im Rahmen der Energiewende-Politik gerügt. Ungefähr drei Tage vor Verbreitung der Hochglanzbroschüre machte die Kaltdunkelflaute jedem, der es wissen wollte, deutlich, dass die Energiewende nicht nur maß- und ziellos umgesetzt, sondern vollkommen falsch konzipiert ist. Alledem zum Trotz und aller offensichtlichen Realität zum Hohn lässt das Windkraftministerium von einer “Erfolgsgeschichte” verkünden.
Der Bundesverband Windenergie selbst oder die Trick-Tanker von Agora hätten die suggestiven Bilder nicht besser wählen und die Halb- und Unwahrheiten nicht besser formulieren können. Einige Sätze der Ministerin sind sinngemäß oder gar wortgleich bei den genannten Akteuren zu lesen:
| Frau Zypries behauptet (bzw. lässt sich in den Mund legen): Die Erneuerbaren sind inzwischen unsere wichtigste Stromquelle. Der Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Bruttostromverbrauch liegt inzwischen bei über 32 Prozent. Bei der Stromerzeugung sind die erneuerbaren Energien bereits jetzt wichtigster Energieträger. |
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| Ohne Schwindel gilt: 1. Die Energieträger Wind, Sonne, Biomasse und Wasserkraft zu einer einzigen Quelle “Erneuerbare Energien” zusammenzufassen und auf der anderen Seite alle Energieträger, die nicht in diesen Korb gehören, separat zu betrachten, ist irreführend. Die stolz präsentierte Zahl von 32 Prozent bedeutet, dass 68 Prozent unseres Stroms aus konventionellen Quellen stammen. Damit nicht genug: Ein Drittel des volatilen Stroms aus Wind- und Solarkraftwerken wird zu Ramschpreisen im Ausland verklappt, 4% davon gegen Zahlung einer Entsorgungsgebühr. Die getroffene Aussage, die „erneuerbaren Energien“ hätten mit über 32% zum Stromverbrauch beigetragen, ist erwiesenermaßen unzutreffend, weil man diese Exporte gern verschweigt. Mehr dazu hier. Nur der Vergleich dieser beiden Größen oder der Vergleich einzelner Komponenten dieser Bündel (bspw. Windkraft vs. Braunkohle) wäre sachgerecht und sinnvoll. Ein Bündel, das für knapp ein Drittel der Stromerzeugung steht, gegenüber einem Bündel, das für gut zwei Drittel steht, als “wichtigste Quelle” zu bezeichnen, ist reichlich kühn. 2. Das Wort “wichtig” wird hier seltsam interpretiert. Nach gängigem Verständnis impliziert “wichtig” eine geringe Verzichtbarkeit – das Fehlen von etwas Wichtigem stellt üblicherweise ein Problem dar. Nach diesem Verständnis des Wortes “wichtig” sind die “Erneuerbaren Energien” die unwichtigste Quelle unseres Stroms. Mit Ausnahme von Wasserkraft und Biomasse sind sie für die Gewährleistung von Versorgungssicherheit nämlich nicht nur komplett verzichtbar, sondern sogar kontraproduktiv. Wichtig, da vollkommen unverzichtbar, sind hingegen die grundlastfähigen Kraftwerke: Ohne sie hätte die “Erfolgsgeschichte” wegen großflächigem Stromausfall während der On- und Offshore-Kaltdunkelflaute nie in den Druck gehen können. |
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| Frau Zypries behauptet (bzw. lässt sich in den Mund legen): Wir sorgen dafür, dass die Energiewende wirtschaftlich und ökologisch erfolgreich ist. Sie ist heute eines der größten Modernisierungs- und Investitionsprojekte Deutschlands und ein Zukunftsmodell mit weltweiter Ausstrahlung. |
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| Ohne Schwindel gilt: Am 23. Januar 2017 berichtete das Handelsblatt: Bereits 2014 befand ein niederländische Klimawissenschaftler: Der ehemalige englische Schatzkanzler Lord Lawson kommentierte einen Vortrag zur deutschen Energiewende von Herrn Prof. Vahrenholt, am 17. Januar 2017 im House of Commons gehalten, mit den Worten: “Now we are little bit calmed down, as we learned this evening that there are energy policies, which are even sillier than ours”. Zu deutsch: ”Jetzt sind wir ein wenig beruhigt, da wir heute Abend gelernt haben, dass es Energiepolitik gibt, die sogar verrückter ist als unsere.“ In einem lichten Moment im Jahr 2014 erklärte der damalige Bundesminister Gabriel wörtlich: „Die Wahrheit ist, dass die Energiewende kurz vor dem Scheitern steht. Die Wahrheit ist, dass wir die Komplexität der Energiewende auf allen Feldern unterschätzt haben. Für die meisten anderen Länder in Europa sind wir sowieso Bekloppte.“ |
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| Frau Zypries behauptet (bzw. lässt sich in den Mund legen): Mit dem kontinuierlichen Ausbau von erneuerbaren Energien sind wir in der Lage, die Nutzung fossiler Brennstoffe und die damit verbundenen Klimaauswirkungen spürbar zu reduzieren. So ist der Treibhausgasausstoß von 1990 bis 2015 um 27 Prozent zurückgegangen. |
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| Ohne Schwindel gilt: Der Rückgang ist im Wesentlichen dem Untergang der DDR-Industrie geschuldet, die – durch ihre planwirtschaftliche Ausgestaltung – erheblich umweltschädlicher produzierte, als es in Westdeutschland der Fall war. Mit der „Energiewende“ erfährt die Planwirtschaft eine für undenkbar gehaltene Renaissance. |
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| Frau Zypries behauptet (bzw. lässt sich in den Mund legen): Die Energiewende ist ein Investitions- und Modernisierungsmotor für die deutsche Wirtschaft. Denn mit dem Bau neuer Anlagen für erneuerbare Energien, dem Ausbau der Netze und der Umsetzung von Effizienzmaßnahmen gehen Investitionen in Milliardenhöhe einher. Und es entstehen zukunftsfähige Arbeitsplätze: Allein im Bereich erneuerbare Energien waren 2015 in Deutschland rund 330.000 Menschen beschäftigt. |
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| Ohne Schwindel gilt: Dass die Preis- und Absatzgarantien für „Erneuerbare“ Stromerzeugungsanlagen und andere dirigistische Eingriffe „Investitionen in Milliardenhöhe“ zur Folge haben, ist trivial. Dass nicht jede herbeisubventionierte oder herbeiregulierte Investition volkswirtschaftlich sinnvoll ist, sollte man im Bundeswirtschaftsministerium wissen. Ebenfalls trivial ist, dass in den durch die Politik geschaffenen und am Leben gehaltenen Branchen Menschen beschäftigt sind. Taxiert man das Umverteilungsvolumen zugunsten der „EE“-Branchen grob auf 22 Mrd. Euro, so betragen die durchschnittlichen volkswirtschaftlichen Kosten pro Arbeitsplatz 66.666 Euro. Der Fachbegriff lautet: Fehlallokation. Eine grundsätzliche Abhandlung des “Beschäftigungswunders Energiewende” finden Sie hier. |
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Das Bundeswindkraftministerium suggeriert: Windkraftanlagen in der Nachbarschaft bringen Lebensfreude. Die “Energiewende” macht glücklich und animiert zum Flirt. | ||
Ohne Zynismus gilt: Windkraft raubt Lebensqualität und Gesundheit.
Die “Energiewende” zerstört Existenzen.
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Das Bundeswindkraftministerium suggeriert: Die Energiewende schafft und erhält grüne Idyllen. Dank ihr kann man entspannt die Natur genießen. Ohne Angst vor atomaren Gefahren oder schädlichen Treibhausgasen. | ||
Ohne Scheuklappen sieht man: Die Energiewende zerstört unsere letzten Idyllen. Die tatsächlichen Risiken der Kernkraft werden durch sie nicht geringer. Als „Klimaschutz“ ist sie ein schlechter Witz. | ||
Das Bundeswindkraftministerium suggeriert: Dank der “Energiewende” darf sich die junge Generation gemeinsam über neue Bäume freuen. Die “Energiewende” bringt Kulturen zusammen und den Naturschutz voran. | ||
Ohne Zynismus gilt: Die “Energiewende” lässt alle Generationen um alte Bäume trauern. Sie erzeugt Monokultur.
Die Natur muss ihr weichen. | ||
Das Bundeswindkraftministerium suggeriert: Die “Energiewende” lässt Raum für harmonische Landschaften und zeugt von Weitblick. | ||
Ohne Scheuklappen gilt: Die “Energiewende” raubt unserem Land den Charakter und fordert sinnlose Opfer. |
In der Gesamtschau, wie schon auf den ersten Blick, ist das Druckerzeugnis aus dem Hause Baake-Zypries dem Genre des Propagandamaterials zuzuordnen.
Es dient dazu, die “Akzeptanz der Energiewende” zu steigern/zu halten. Unser Mitstreiter Dr.-Ing. Wolfgang Rasim fühlt sich dabei an seinen ersten, mittlerweile untergegangenen, Staat erinnert:
Eine gute Sache behauptet sich von allein und braucht nicht durch eine mit Unwahrheiten behaftete Lobpreisung gerechtfertigt zu werden. Das erinnert an die letzten Jahre der DDR, wo die Propagandisten trotz erkennbaren wirtschaftlichen Niedergangs immer lauter riefen: “Der Sozialismus siegt”.
Unser eigene Erfahrung motiviert uns, das Wissen um die Auswirkungen der “Energiewende” zu verbreiten.
Statt des steuerfinanzierten Erfolgsmärchens empfehlen wir selbstständig denkenden Mitmenschen daher die Lektüre des oben abgebildeten Buches sowie des Johannisberger Appells.