“Heile die Welt, mache sie zu einem besseren Ort – für mich und für Dich und die gesamte menschliche Rasse.”
Dieses Anliegen des 2009 verstorbenen “King of Pop” macht sich seit vielen Jahren ein zahlenaffiner Däne zu eigen und gibt immer wieder faktenbasierte Ratschläge zur praktischen Umsetzung. Über seine musikalischen Fähigkeiten ist uns nichts bekannt; seine Fähigkeit zur nüchternen quantitativen Analyse und zum Aufzeigen von Prioritäten, Fehlschlüssen und praktikablen Lösungsansätzen bezüglich globaler (Umwelt-)Probleme hat Professor BjØrn Lomborg allerdings mittlerweile eine unseres Erachtens verdiente Bekanntheit beschert. Wiederholt hat er sich in vollständigem Einklang mit unseren Positionen für eine rationale, d.h. an Zielerreichung statt Ideologie orientierte Umwelt- und Energiepolitik ausgesprochen.
Am 8. Mai 2015 gab die Frankfurter Allgemeine Zeitung Herrn Lomborg die Gelegenheit, sich ausführlich diesen Themen zu widmen. Wir empfehlen den käuflichen Erwerb des hervorragenden Essays. Hier finden Sie einige Leseproben.
“Es klingt wie ein schlechter Witz: Wir wissen, dass der Klimawandel ein Problem darstellt, doch traurigerweise versuchen wir weiterhin, ihn mit einer Lösung zu beheben, die immer wieder gescheitert ist. Getreu dem Sprichwort: Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.” | ||
Professor Lomborg führt aus, dass CO2-Emissionen, Energieverbrauch und Wachstum auf das Engste korreliert sind. Emissionen erfolgten letztlich, um materielle Bedürfnisse zu befriedigen und Existenzbedingungen von Menschen zu verbessern. | ||
“Die traditionelle Herangehensweise der Politiker zur Lösung des Klimawandels besteht in dem Versprechen, CO2-Emissionen zu senken. Natürlich stehen Politiker, die das Wirtschaftswachstum drosseln möchten, nicht gerade in der Gunst der Wähler, daher versprechen sie lieber großzügige Subventionen für erneuerbare Energien wie Solarenergie und Windkraft.” | ||
Diese Technologien bezeichnet Lomborg aus den hier ausführlich dargestellten Gründen als unausgereift und unzweckmäßig: | ||
“Entgegen der Vorstellung vieler Menschen werden uns die erneuerbaren Energien in absehbarer Zeit nicht von fossilen Brennstoffen wegbringen. Nach Daten der Internationalen Energieagentur (IEA) stammten 13,1 Prozent der Energieversorgung der Welt 1971 aus erneuerbaren Quellen. 2012 lag der Anteil der Erneuerbaren im Wesentlichen unverändert bei 13,2 Prozent. Der Löwenanteil dieser Energie stammt aus Biomasse, Holz und Pflanzenmaterial, den ältesten Energieträgern. Zwar ist Biomasse erneuerbar, doch oft ist sie weder gut noch nachhaltig: Das Verbrennen von Holz im vorindustrialisierten Westeuropa verursachte eine massive Entwaldung, wie es heute meist in Entwicklungsländern der Fall ist. Jährlich sterben 4,5 Millionen Menschen an durch Biomasse verursachter Luftverschmutzung in Innenräumen. Der Anbau von Energiepflanzen für Biokraftstoffe verschlimmert die Abholzung von Wäldern, verdrängt die Landwirtschaft und treibt die Preise für Nahrungsmittel nach oben. Trotz des Hypes ist der Anteil der Solar- und Windenergie am Energiemix im Grunde verschwindend gering. Heute bezieht die Welt (…) nur 0,4 Prozent ihrer Energie aus Solar- und Windkraftanlagen, so die IEA. In 25 Jahren werden erneuerbare Energien immer noch unbedeutend sein.” | ||
Selbst Schwarzseher bezüglich der Gefahren des Klimawandels müssten konzedieren, dass Solar- und Windenergie nicht in der Lage seien, die Entwicklung aufzuhalten – als Kronzeuge führt Lomborg den Berater des Klimaalarmisten Al Gore („Eine unbequeme Wahrheit“) an. | ||
“Die einfache unbequeme Wahrheit lautet, dass Solar- und Windenergie noch nicht ausgereift sind: Sie sind zu teuer und benötigen teure Reserven, wenn der Wind nicht bläst oder die Sonne nicht scheint. Solange wir es nicht schaffen, Kosten und Effizienz erneuerbarer Technologien dramatisch zu verbessern, bleibt es bei selbstgefälliger Schönfärberei für westliche Gutmenschen. Genauso wenig werden wir die Entwicklungsländer überzeugen können, von günstigen und zuverlässigen fossilen Brennstoffen auf unzuverlässige und teure erneuerbare Energien umzusteigen.” | ||
Vor diesem Hintergrund bezeichnet der Autor die deutsche Klimapolitik als gescheitert: | ||
“Dieses Jahr erreichen die Subventionen für erneuerbare Energien in Deutschland sagenhafte 21,8 Milliarden Euro oder 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. (…) Den Daten der OECD und der Internationalen Energieagentur zufolge sind die Strompreise für deutsche Haushalte zwischen 2000 und 2013 inflationsbereinigt um 80 Prozent gestiegen. (…) Makroökonomische Modelle weisen zudem darauf hin, dass der wirtschaftliche Verlust durch Erneuerbare wesentlich größer sein könnte, als einfach nur deren Mehrkosten, da erhöhte Produktionskosten alle anderen Branchen schwächen und das Wachstum drosseln. Der Durchschnitt aller großen Modelle deutet darauf hin, dass die derzeitige Klimapolitik Deutschland bis 2020 jährlich 43 Milliarden Euro kostet.” | ||
Dieses Vorgehen sei weitestgehend nutzlos und daher ein abschreckendes Beispiel, führt Lomborg aus: | ||
“Sämtliche Anstrengungen, die Deutschland zur Förderung der erneuerbaren Energien unternimmt, werden geschätzt zu einer Senkung der Emissionen um jährlich 148 Megatonnen führen. Im Standard-Klimamodell führt die gesamte Förderung der nächsten 20 Jahre zu einer Reduktion um gerade einmal 0,001 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts oder einer Hinauszögerung des Temperaturanstiegs bis zum Jahr 2100 um weniger als 18 Tage. Es sollte kaum verwundern, dass eine derart teure Klimapolitik, die so wenig Auswirkung auf das Klima hat, für die restliche Welt kaum nachvollziehbar ist. (…) Oft ist von China als vermeintlich „grünem Riesen“ die Rede und davon, wie es weltweit „der Windkraft den größten Schub verleiht“. Doch die Daten der Energieagentur zeigen, dass China unbedeutende 0,28 Prozent seiner Energie aus Windkraftanlagen und verschwindende 0,02 Prozent aus Sonnenenergie bezieht. In einer optimistischen Schätzung erwartet die IEA, dass in China 2040 mickrige 2,6 Prozent der Energie aus Solar- und Windenergie stammen werden.” | ||
Medial bedeutsame Absichtserklärungen und „Verhandlungserfolge“ prüft Lomborg auf ihre Substanz – mit negativem Ergebnis: | ||
“Alles, was China versprochen hat, ist, deutlich mehr Emissionen zu verursachen und nichts anderes zu tun, als es ohnehin getan hätte. Indien hat klargemacht, dass es seine Emissionen nicht senken wird. Die hartnäckigen Behauptungen, das Land werde „grüner“, entbehren jeder Grundlage. Heute erhält Indien 0,31 Prozent seiner Energie aus Windkraftanlagen und 0,02 Prozent aus Solaranlagen. Selbst 2040 werden Solar- und Windenergie wahrscheinlich weniger als 2 Prozent ausmachen. Afrika ist der Kontinent mit dem höchsten Anteil erneuerbarer Energien. 50 Prozent seiner Energie stammen aus Erneuerbaren, während es in der EU nur 12 Prozent sind. Der Grund ist allerdings, dass Afrika arm ist und wenig Zugang zu modernen Energietechnologien hat. (…) 35 Afrikaner verbrauchen weniger Energie als ein Durchschnittsdeutscher. (…) Solar- und Windenergie machen derzeit verschwindend geringe 0,03 Prozent des Gesamtverbrauchs aus und im Jahr 2040 weniger als 1 Prozent.” | ||
Da in Afrika und Indien 800 Millionen Menschen in extremer Armut lebten, sei es unrealistisch, von diesen Staaten Anstrengungen zum Klimaschutz oder gar zum Umsteigen auf „Erneuerbare“ zu erwarten: | ||
“Im Hinblick auf 800 Millionen in extremer Armut lebender Menschen in Indien und Afrika ist es Wunschdenken, von diesen Ländern ein Umsteigen auf Erneuerbare zu erwarten. Der Klimawandel ist außerdem nicht unsere einzige Herausforderung. Die Armen sind mit viel wichtigeren Problemen konfrontiert. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass die Erderwärmung jährlich zu 141000 Toten führt, im Jahr 2050 sogar zu 250000 Toten. Doch diese Zahl verblasst gegenüber den 7 Millionen Menschen, die derzeit pro Jahr an Luftverschmutzung sterben, den 800 Millionen, die Hunger leiden, und den 2,5 Milliarden, die in Armut ohne sauberes Wasser und sanitäre Anlagen leben.” | ||
Die Entwicklungshilfe der westlichen Staaten ginge daher am Bedarf der Hilfsbedürftigen vorbei. Ein Drittel der Entwicklungshilfe fließe in den Umweltschutz, wobei diese fast ausschließlich für „Klimaschutzmaßnahmen“ zweckgebunden sein. Bei dieser Kanalisierung der Mittel sei Deutschland Vorreiter und habe in 2013 2 Milliarden Euro für Klimaprojekte im Ausland zugesagt. Im Sinne der Weltverbesserung sei dies rausgeschmissenes Geld: | ||
“Die Vereinten Nationen haben mehr als 7 Millionen Menschen nach ihren Prioritäten befragt. Es überrascht nicht, dass sie sich bessere Bildung und ein besseres Gesundheitssystem, weniger Korruption, mehr Arbeitsplätze und günstige Nahrungsmittel wünschen. Sie setzen die Erderwärmung ganz unten auf die Liste, als Priorität Nummer 16 von 16. Die Ärmsten der Welt wollen Deutschlands 2 Milliarden Euro für Medizin, Nahrungsmittel und Wasser, nicht für die Senkung der CO2-Emissionen. Das kann man ihnen nicht übelnehmen. Würden Deutschlands 2 Milliarden Euro verwendet, um Solar- und Windenergie zu fördern, wie es momentan der Fall ist, könnte man damit die weltweiten CO2-Emissionen um 10 Mt senken. Entsprechend einem Standard-Klimamodell würde dies die Temperaturen bis zum Jahr 2100 in so unbedeutendem Maße senken, dass es einer Hinauszögerung der Erderwärmung um 80 Minuten am Ende des Jahrhunderts entspricht. Die 2 Milliarden Euro hätten stattdessen dafür verwendet werden können, mehr als 20 Millionen Kinder vor Unterernährung zu bewahren. Man hätte mehr als 2 Millionen Menschen vor dem Malariatod retten können. In einer Welt, in der 2,5 Milliarden Menschen unter Armut und Hunger leiden, scheinen ihnen die führenden Staaten zu sagen: Hier habt ihr Geld, damit ihr eure CO2-Emissionen senken könnt. Das ist ohne Zweifel gut gemeint, aber moralisch nicht vertretbar.” | ||
Mögliche Einwände gegen diese nüchterne Betrachtung vorwegnehmend, widmet sich Lomborg der These, dass die Energiewende dennoch wichtig sei, weil wir damit „Technologien für Afrika“ entwickeln würden, wie es beispielsweise der ehemalige Bundesumweltminister Klaus Töpfer immer wieder propagiert. Demnach würden die deutschen Milliarden Innovationen hervorbringen, mit deren Hilfe der Klimawandel dann weltweit bekämpft werden könnte. Unserem Mythos 7 begegnet Lomborg mit Verweis auf die Expertenkommission Forschung und Innovation: | ||
“Eine vom Bundestag eingesetzte Expertenkommission hat diese Frage beleuchtet und kam zum eindeutigen Schluss, dass die Subventionen keine Innovationen im Bereich der erneuerbaren Energien schaffen. (…) Die Subventionen schaffen schlichtweg die falschen Anreize. Die Fachleute stellten fest, dass sie keine signifikante positive Innovationswirkung entfalten. Die subventionierte Nutzung erneuerbarer Energien ist offensichtlich nicht der richtige Weg, um nötige Innovationen voranzutreiben. | ||
Wie wirklich bahnbrechende Innovation zu befördern seien, erläutert Lomborg mit der “Lektion des Computers”. | ||
“Computer wurden nicht etwa weiterentwickelt, indem in den 1950ern Vakuumröhren staatlich gefördert und in Massen produziert wurden. Es wurden keine riesigen Subventionsprogramme angeschoben, damit 1960 alle Bewohner der westlichen Welt einen Computer in ihren Kellern stehen haben. Es wurden auch keine Steuern auf Alternativen wie zum Beispiel Schreibmaschinen eingeführt. Die Entwicklung wurde durch enorme Investitionen in Forschung und Entwicklung angekurbelt, was zu verschiedenen Innovationen führte und Unternehmen wie IBM und Apple erlaubte, Computer herzustellen, die die Verbraucher tatsächlich kaufen wollten.” | ||
Dieser Logik folgend, plädiert Lomborg dafür, öffentliche Unterstützung auf die Grundlagenforschung zu konzentrieren und auszuweiten. Er verweist auf statistische Berechnungen, denen zufolge dies die beste Klimastrategie darstellt: | ||
“28 Klimaökonomen und ein Gremium von Experten, darunter drei Nobelpreisträger [kamen], zu dem Schluss, die beste langfristige Klimastrategie bestehe darin, die Investitionen in erneuerbare Forschung und Entwicklung dramatisch zu erhöhen, da hierdurch erneuerbare Energien günstiger würden, sodass letztendlich alle umstiegen. Die Berechnungen zeigen, dass jeder für Forschung und Entwicklung im Bereich erneuerbare Energien ausgegebene Euro Schäden durch den Klimawandel in Höhe von 11 Euro verhindern kann.” | ||
Beim gegenwärtig in der EU verfolgten Ansatz hingegen würden pro investiertem Euro lediglich Schäden im Wert von 3 Cent vermieden. | ||
“Die derzeitige Klimapolitik scheitert seit zwanzig Jahren und sie wird wahrscheinlich auch weiter scheitern. Wir würden gerne glauben, dass erneuerbare Energien kurz vor dem weltweiten Siegeszug stehen, aber selbst in 25 Jahren werden Solar- und Windenergie nur eine marginale Rolle spielen.” | ||
Das Fazit: | ||
“Die aktuelle Klimapolitik basiert auf reinem Wunschdenken. Das können sich nur sehr reiche Länder wie Deutschland leisten. Für die Entwicklungsländer ist es wichtiger, Armut, Malaria und Hunger zu bekämpfen. Die Erderwärmung ist Realität, und sie ist ein Problem. Bei der Pariser Klimakonferenz sollten wir aufhören, zu erwarten, dass alle einer politischen Linie folgen, die ihren wirtschaftlichen Interessen direkt zuwiderläuft. Stattdessen sollten wir anfangen, in die Erforschung und Entwicklung im Bereich der erneuerbaren Energien zu investieren, um diese so günstig zu machen, dass sie fossile Brennstoffe im Wettbewerb hinter sich lassen.” |
VERNUNFTKRAFT. dankt Professor Lomborg für die nüchterne Analyse und der FAZ-Redaktion für deren Verbreitung. Dem Anliegen des King of Pop
wird damit bereits ein Stück weit Rechnung getragen. Es fehlen nur noch Politiker, die bereit sind, die klaren Gedanken mitzudenken, aus dem intellektuellen Dunkel der gegenwärtigen Politik herauszutreten und den Weg ins Nichts zu verlassen.