Am 9. Januar 2018, zwei Tage nach dem offiziellen Beginn der Sondierungsgespräche über die Bildung einer “großen Koalition”, ist in diversen deutschen Medien davon zu hören und zu lesen, dass die Sondierer das “Klimaziel für 2020” aufzugeben gedenken.
Die meisten Kommentare dazu haben einen alarmistischen Unterton und beschwören den Untergang nicht nur des Abend- und Morgenlandes, sondern gar des ganzen Planeten herauf. Besonders dick trägt die “taz” auf:
Faktisch bedeutet die Aufgabe des ganz offenkundig unerreichbaren Ziels lediglich eine Kenntnisnahme der Wirklichkeit. Faktisch ist dieses nationale Ziel ohnehin ohne jedwede Wirkung auf den Weltenlauf – ob es erreicht wird, oder nicht.
Eine tatsächliche und sehr große Gefahr verbirgt sich allerdings im Kleingedruckten dieses vermeintlichen Sondierungsergebnisses: Um das “Klimaziel” in etwas verlängerter Frist zu erreichen, wolle man den Ausbau der Erneuerbaren Energien beschleunigen, ist im Berliner tagesspiegel zu lesen.
Eine solche Vereinbarung würde von größtmöglicher Verkennung der Realität und maximaler Borniertheit zeugen.
Dass die “Erneuerbaren” und insbesondere der Windkraftausbau den Klimaschutz nicht voranbringen, sondern lediglich verteuern und pervertieren, kann und darf den Verhandlern nicht verborgen geblieben sein. Sollte die blau unterlegte Textpassage tatsächlich ein Ergebnis der Sondierungen sein, so zeigten sich die Damen und Herren damit offensichtlich von jeder Kenntnis unbefleckt und von allen guten Geistern verlassen.
Die Maxime
Es hilft nichts und schadet, also mehr davon!
können vernunftbegabte und ehrwürdige Personen nicht zur Grundlage ihrer Politik machen.
Wer hochrangigen Politikern Vernunftbegabung und Ehre nicht absprechen will, dem bleibt zu hoffen, dass es sich bei jener Meldung um “Fake-News” handelt und die blaue Passage keineswegs beschlossene Sache, sondern vielmehr das journalistisch veredelte Wunschdenken von Ökostromlobbyisten ist.
Jenen war es schließlich bereits wenige Tage zuvor gelungen, ihre alternativen Fakten in die Medien zu tragen:
Mit dieser Jubelmeldung, die ähnlich in vielen anderen Zeitungen und im TV verbreitet wurde, wurde wieder einmal suggeriert, dass der “Ökostrom” kurz vor dem Sieg stehe.
Dass dieser “neue Rekord”
- verbucht an einem Tag minimaler wirtschaftlicher Aktivität, an dem sich die meisten Mitbürger von Silvesterfeierlichkeiten erholten -
überhaupt nichts über die Verlässlichkeit des “Ökostroms” aussagt und die Wahrscheinlichkeit von Dunkelflauten völlig unberührt lässt, ist die eine Sache. Die andere: Ganz abgesehen von ihrer propagandistischen Zielrichtung hat diese “News” noch ein anderes Problem: Sie stimmt höchstwahrscheinlich nicht einmal. Unser Vergleich mit den von der SZ verbreiteten Zahlen und denen des “Agorameters” ergab eine deutliche Diskrepanz:
Für den Zeitpunkt 1.1.18, 6 Uhr, stellte Qualitätsjournalist Bauchmüller einen Verbrauch von 40,955 Megawattstunden einer erneuerbaren Erzeugung von 41,009 Megawattstunden gegenüber. Als Quelle dient die Bundesnetzagentur, die zuletzt mit einer Vermessensentscheidung auffiel. Das „Agorameter“ wies allerdings zur selben Zeit einen Verbrauch von 46,948 Megawattstunden aus, gegenüber einer erneuerbaren Erzeugung von 42,898 Megawattstunden – also deutlich unter 100 Prozent. Auf Rückfrage erklärte ein Sprecher des Trick-Tanks, dass die Agora-Zahlen vermutlich genauer seien als jene der Bundesnetzagentur, beide jedoch teilweise auf Schätzungen beruhten.
Die tatsächliche Faktenlage hat also überhaupt keinen “News”-Charakter:
An manchen Tagen, insbesondere wenn der Verbrauch gering ist und Sturm herrscht, können die Windkraftanlagen für kurze Zeit einen sehr großen Teil des Verbrauchs abdecken. An den allermeisten Tagen können sie diese nicht. An vielen sind sie völlig unbedeutend. Dies ist trivial und seit Jahren bekannt. Bereits zu Ostern 2013 frohlockte Rainer Baake, seinerzeit Agora-Chef, dass eine (kurzzeitige) Vollversorgung bevorstünde. Tatsächlich trat das “Wunder” dann doch nicht ein. Auch in den folgenden Jahren wurden immer wieder ähnliche “Rekorde” zelebriert. Das Aufbauschen jener besonderen Momente erzeugt somit ein Zerrbild der Wirklichkeit. Eher eine Meldung wert wäre, dass das bereits für 2013 in Aussicht gestellte “Ökostrom-Wunder” trotz des Zubaus von ca. 8.000 weiteren Windkraftanlagen und der zwischenzeitlich in Kauf genommenen Tötung von ca. einer Million Fledermäusen auch knappe 5 Jahre später immer noch ausgeblieben ist.
VERNUNFTKRAFT. resümiert:
Wenn sich Politik kurzatmig an Fake-News und Umfragen entlang hangelt und immer wieder irrationale (Kurz-)Schlüsse zieht, führt sie unser Land auf einen gefährlichen Weg. Dieser führt ins Alternative Fakten Deutschland. Wer davon profitiert, ist offenkundig.