Im späten Frühjahr und frühen Sommer 2016 macht der schleswig-holsteinische “Energiewendeminister” Robert Habeck mit erstaunlichen Aussagen auf sich aufmerksam:
Derjenige, der zwei Jahre zuvor den Artenschutz als lästiges Hindernis des Windkraftausbaus empfunden und die Tabuzonen um Horststandorte gefährdeter Großvogelarten wie Seeadler, Schwarzstorch, Weißstorch und Rotmilan aufgehoben hatte, gab sich im Mai 2016 bemerkenswert unideologisch und besonnen:
Er wolle die “Energiewende nicht mit der Planierraupe” durchsetzen, versprach Habeck und machte dafür gute Gründe geltend.
In der Tat gibt es in Schleswig-Holstein (und in den südlicheren Bundesländern!) eine große Unruhe. In der Tat ist die Diskussion nicht nur laut, sondern vor allem aufgeklärt. Im Vorfeld der Landtagswahl ist es daher politisch opportun, sich mit den Unruhigen zu befassen und Besonnenheit zu mimen.
Sofern er ein wirklicher ist, ist dieser Sinneswandel selbstverständlich zu begrüßen!
Allerdings: Das bloße Erkennen guter Gründe macht keinen guten Grünen, wie der postwendend verschickte offene Brief unseres schleswig-holsteinischen Landesverbandes darlegt.
Fünf Wochen nach dessen Rückruf der Planierraupe haben vernunftkräftigende Akteure Herrn Habeck und seiner Behörde ein weiteres wichtiges Zugeständnis an die Realität abgerungen:
Dass das Habeck’sche Mantra vom Klimaschutz durch Windkraft als schlechter Witz enttarnt wurde, ist das Verdienst des Piraten-Fraktionschefs Patrick Breyer, der beim Symposium in Kiel nicht nur körperlich anwesend war und die dort aufgeworfenen Fragen in den Landtag getragen hat.
Leider zieht das “Energiewendeministerium” aus dem Sachverhalt völlig falsche Schlüsse und gibt vor, dass ein Herumdoktern am Zertifkatehandel sinnvolle Abhilfe schaffen würde.
Das künstliche Verknappen von Zertifikaten bei gleichzeitigem subventionierten/staatlich verordneten Windkraftausbau würde die Logik des Emissionshandelssystems auf den Kopf stellen: Dessen Logik besteht darin, dass die unsichtbare Hand des Marktes technologieneutral und europaweit wirkt und somit die günstigsten Methoden der CO2-Einsparung zum Einsatz bzw. noch günstigere Methoden (Innovationen) hervorbringt. Die Habeck’sche Lösung würde ebenjene unsichtbare Hand fesseln und eine der teuersten Methoden vor dem Wettbewerb schützen. Eine ausführliche Erörterung des Emissionshandelssystems finden Sie in diesem Beitrag (siehe insbesondere den dort verlinkten Vortrag).
So richtig Susanne Kirchhoffs Aussage
„Es muss einfach mal ins öffentliche Bewusstsein dringen, dass mehr erneuerbare Energien bei den jetzigen Zertifikate-Regeln der Umwelt nichts bringen“
ist, so falsch ist ihr Habeck’scher Umkehrschluss:
Wenn die Zertifikate-Regeln verändert werden, dann bringen mehr „Erneuerbare“ etwas für die Umwelt.
Der “Energiewendeminister” präsentiert also nur die halbe Wahrheit.
Solange er 1. bei der halben Wahrheit und 2. im Amt bleibt, ist das Geheule der Windkraftlobby und der Vorwurf des In-den-Rücken-Fallens unbegründet.
So lange brauchen Jagdhunde sich vor ihm nicht zu fürchten.
So lange haben Seeadler, Störche, Milane und Menschen ein schlechtes Los.
Gegenwind SH und VERNUNFTKRAFT. setzen sich dafür ein, dass sich deren Los verbessert. Wesentlich dafür: Innehalten und Nachdenken.