Klimaschutz mit Windkraft? Ein schlechter Witz.
Die unterstellte Klimaschutzwirkung der „Energiewende“ und insbesondere des Windkraftausbaus fußt auf der Vorstellung, dass damit der globale CO2-Ausstoß nennenswert verringert und der anthropogene Treibhauseffekt reduziert würde. Das stimmt so nicht!
Denn auch und gerade wenn man den Klimawandel als sehr große und dringende globale Herausforderung ansieht, muss man folgende Fakten berücksichtigen:
1. Deutschland trägt zu den globalen CO2-Emissionen ungefähr 2,3 % bei.
Egal, welche Politik in Deutschland betrieben wird, wird dieser Anteil bis 2030 auf deutlich unter 2% sinken. Deshalb, weil allein die Zuwächse in China und Indien unsere Gesamtemission deutlich übertreffen. Was in Deutschland an CO2 emittiert wird (Gesamtemissionen), entspricht der Menge, die in China alle 14 Monate neu hinzukommt. Wenn Deutschland morgen aufhörte zu existieren, wäre dies in der globalen CO2-Bilanz allein durch China nach einem guten Jahr bereits vollständig ausgeglichen. Schon aufgrund dieser Dimensionen ist es völlig ausgeschlossen, dass man von deutschem Boden aus einen Einfluss auf das Weltklima entfalten kann. Die Maßnahmen sind völlig wirkungslos. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hat dies in seinem Sondergutachten aus dem Juli 2019 noch einmal klargestellt: “Selbst wenn es gelänge, die Emissionen Deutschlands und der EU auf null zu senken, könnte dies somit global nur einen kleinen Beitrag leisten und den Klimawandel nicht aufhalten”. Was immer wir hierzulande tun, kann höchstens mittelbar – im Sinne einer Vorbildfunktion – eine Wirkung auf das Klima entfalten. Panische und wohlstandserodierende Maßnahmen bewirken eher das Gegenteil, denn sie taugen nicht zur Nachahmung.
2. Wenn man sich von einem klaren Blick auf die nüchternen Zahlen nicht irritieren lassen möchte und dennoch einen Effekt unterstellt…
… so kann die Windkraft trotzdem keinen messbaren Klimaschutz-Beitrag leisten:
Die Windkraft wirkt allein im Stromsektor. Dieser macht aber nur ein knappes Viertel des gesamten Energieverbrauchs aus. Die „großen Brocken“ Verkehr und Wärme werden nicht berührt. Dem Klima ist es jedoch egal, ob ein CO2-Molekül aus dem Auspuff eines PKW, dem Kamin eines Kachelofens oder dem Schornstein eines Kraftwerks kommt. Der gesamte Energieverbrauch ist maßgeblich. Zu diesem tragen alle Windkraftanlagen zusammen nur 3 % bei (siehe hier). Es geht also um 3 % von 2,3 %, also 0,07 Prozent der globalen Emissionen, die unter theoretischen Idealbedingungen überhaupt durch die Windkraftanlagen beeinflusst werden können.
3. Wem die Aussicht auf Beeinflussung von 0,07 Prozent der globalen CO2-Emissionen jedes Opfer wert ist, der muss dennoch konstatieren, dass selbst diese Aussicht trügerisch ist.
De Facto führt der Windkraftausbau zu überhaupt keiner CO2-Einsparung. Die theoretischen Idealbedingungen sind nämlich nicht erfüllt. Da Windkraftanlagen nicht grundlastfähig sind, müssen stets andere Kraftwerke im Hintergrund bereitgehalten werden. Diese werden in den Stop-&-Go-Betrieb gezwungen und arbeiten dadurch unwirtschaftlich. Sie verbrauchen mehr Brennstoff (Kohle, Gas), als sie müssten. Außerdem drängt der Windstrom die vergleichsweise CO2-armen Gaskraftwerke aus dem Markt und fördert indirekt den Braunkohleeinsatz. Im Ergebnis sinkt der CO2-Ausstoß nicht.
4. Wer vor diesen empirischen Tatsachen die Augen verschließt oder diese als Übergangserscheinungen abtut, muss zumindest die Existenz des Europäischen Emissionshandelssystems zur Kenntnis nehmen.
Dieses legt die Gesamtemissionen für alle EU Staaten insgesamt verbindlich fest – alle potentiellen Emittenten der großen, energetisch relevanten Industriezweige müssen innerhalb dieses gedeckelten Kontingents Emissionsrechte (“Zertifikate”) erwerben. Energieerzeugungsunternehmen sind vollständig erfasst und müssen für jedes emittierte Gramm CO2 ein entsprechendes Zertifikat nachweisen. Diese Zertifikate werden an Börsen oder zwischen den Anlagenbetreibern frei gehandelt, wobei das Kontingent sukzessive verkleinert wird. Das System stellt im Prinzip sicher, dass das CO2-Reduktionsziel eingehalten wird und Emissionen an den Stellen eingespart werden, wo dies am kostengünstigsten möglich ist.
Eventuelle Einsparungen im deutschen Stromsektor führen dazu, dass im deutschen Stromsektor weniger Zertifikate benötigt werden, der Zertifikatepreis also sinkt. Damit wird es für Unternehmen in anderen Sektoren und Regionen weniger lukrativ, in Emissionsvermeidung zu investieren. Plakativ ausgedrückt: In osteuropäischen Kohlekraftwerken werden im Zweifel keine zusätzlichen Filter mehr eingebaut, da die Ersparnis bei den Zertifikaten die Investition nicht mehr rechtfertigt. Aber auch in anderen Industriezweigen innerhalb Deutschlands verändert ein reduzierter Zertifikatspreis das Investitionskalkül. Man kann es drehen, wie man will: Am Ende bestimmt allein das EU-weit festgelegte Kontingent an Zertifikaten, wie viel CO2 in Europa emittiert wird. Eine – ohnehin nur fiktive – CO2-Reduktion durch Windkraftanlagen in Deutschland ist definitiv ohne Effekt auf die globalen Emissionen.
Auch auf diesen Zusammenhang hat der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung im Sondergutachten aus dem Juli 2019 zum wiederholten Male hingewiesen. “Obwohl die EU-ETS-Sektoren bereits durch das EU-ETS abgedeckt sind und die Emissionen gemäß dessen Obergrenze sinken, leistet sich Deutschland teure Projekte, die eher als industrie- und nicht klimapolitisch motiviert einzuordnen sind.”
5. Selbst wenn man den Emissionshandel außer Acht lässt und unterstellt, dass (fiktive!) CO2-Einsparungen in Deutschland sich tatsächlich in einer Emissionsreduktion ganz Europas niederschlagen, so muss man die Reaktion des weltweiten Angebots berücksichtigen.
Diesen Aspekt hat Professor Hans-Werner Sinn als “grünes Paradoxon” bekannt gemacht: Die europäischen Länder geben viel Geld aus, um die Energieeffizienz zu verbessern, den “grünen” Strom auszubauen, sparsamere Autos zu bauen und sonstige technische Lösungen zu ermöglichen, mit denen sie ihre Nachfrage nach fossilen Brennstoffen drosseln können. Diese Nachfragepolitik ist aber so lange wirkungslos, wie andere Länder sich nicht beteiligen und die Ressourcenbesitzer ihr Angebot nicht kappen. Müssen die Ressourceneigentümer gar befürchten, dass die “grüne” Politik im Lauf der Zeit immer grüner wird und die Preissteigerungsrate der fossilen Brennstoffe verringert, beschleunigt die grüne Politik sogar die Ressourcenextraktion. Plakativ ausgedrückt: Wenn Europa seinen Appetit auf fossile Energieträger zügelt, werden diese weltweit günstiger und entsprechend in anderen Teil der Welt stärker nachgefragt. Wenn andere Teile der Welt ihren Appetit ebenfalls zügeln oder dies vorgeben, werden die Scheichs ihre Ölvorräte möglichst schnell “versilbern” und an die Kunden bringen. Solange die Angebotsseite nicht einbezogen wird, ist jede auf die Nachfrage nach fossiler Energie verengte “Klimapolitik” wirkungslos bis kontraproduktiv.
Geradezu zynisch wird die in Deutschland forcierte Windkraftansiedlung im Wald unter dem Deckmantel „Klimaschutz“, wenn man sich vergegenwärtigt, dass unsere Wälder pro Jahr und Hektar rund 10 Tonnen CO2 speichern. Wälder nehmen nicht am Emissionshandel teil und beeinflussen die Weltmarktpreise für fossile Rohstoffe nicht – ihre Leistungen werden also nicht durch die unter 4. und 5. beschrieben Mechanismen konterkariert. Pro Windkraftanlage wird mindestens ein Hektar Wald vernichtet und dauerhaft ökologisch entwertet. Eventuelle Aufforstungen können das nicht einmal ansatzweise ausgleichen, da alte Bäume in jeder Hinsicht ungleich wertvoller als Neuanpflanzungen sind.
Wenn man den Klimawandel ernst nimmt, muss man ihm mit geeigneten Mitteln begegnen. Dazu gibt es durchaus sinnvolle Ansätze.
Alle laufen darauf hinaus, anderen Ländern zu helfen, ihre Emissionen zu senken und effizienter zu werden bzw. generell die Verletzlichkeit unserer Gesellschaften zu reduzieren (die Stromerzeugung vom Wetter abhängig zu machen, zählt nicht dazu).
Wenn man dennoch unbedingt in Deutschland etwas tun möchte, dann sollte dies beim Einsparen ansetzen und den gesamten Energieverbrauch ‑nicht nur den Strom- erfassen.
Der Vollständigkeit halber ist zum Themenkomplex „Klimawandel/Klimaschutz/Windkraft“ noch darauf hinzuweisen, dass die für Deutschland prognostizierten negativen Effekte einer globalen Erwärmung im Wesentlichen in häufigeren Überschwemmungen und häufigeren Dürreperioden bestehen. Ursprünglicher Wald bietet den besten Erosionsschutz. Waldboden reinigt und speichert Wasser. Pro Windkraftanlage wird mindestens 1ha Wald vernichtet. Im Übrigen erscheint es im Sinne des Risikomanagements nicht zu Ende gedacht, angesichts befürchteter Zunahmen von Wetterkapriolen ausgerechnet die Elektrizitäsversorgung – Lebenselexier unserer Zivilisation – immer stärker von den Launen des Wetters abhängig zu machen.
Im Januar 2020 startete Professor Joachim Weimann seinen Blog “nur mal kurz.org”, in dem der Magdeburger Umweltökonom komplexe Sachverhalte anschaulich darstellt. Den Besuch des Blogs möchten wir allen am Thema interessierten empfehlen. Wer das Klimaproblem ernstnimmt, kann an seinen Argumenten nicht vorbei – und über den schlechten Witz, der von anderer Seite als “alternativlose Notstandspolitik” verkauft wird, nicht lachen.
Weiterführende Quellen zum Thema:
https://www.vernunftkraft.de/professor-weimann-bei-euractiv/
https://www.vernunftkraft.de/licht-im-dunkel-der-energiesparlampe/
https://www.vernunftkraft.de/klimaschutzkonzepte-wissenschaftlich-betrachtet/
https://www.vernunftkraft.de/daene-beerbt-koenig/
https://www.vernunftkraft.de/kluger-kopf-kommentiert-klimapolitik/
https://www.vernunftkraft.de/gutachten-gebietet-gutes-absurdes-abzuschaffen-alternativlos/
Vortrag Professor Joachim Weimann – Wünsdorf – Juni 2015