Zynis­mus auf Hochglanz
Am 22. Januar 2018 erreicht uns die Kunde von einer Publi­ka­tion der “Fachagen­tur Windkraft an Land”, einer steuer­fi­nan­zier­ten Einrich­tung, die uns bereits 2015 durch vertiefte Unkennt­nis energie­wirt­schaft­li­cher Fakten aufge­fal­len war. In ihrer aktuel­len Broschüre unter­streicht die als “gemein­nüt­zi­ger Verein” geführte Agentur nun das Fehlen jedwe­der ökolo­gi­schen Kompe­tenz und liefert 16 gute Beispiele dafür, dass sie sich als propa­gan­dis­ti­scher Erfül­lungs­ge­hilfe der Windener­gie­lobby versteht. 

Mit einem Klick gelan­gen Sie zur Broschüre.

Dass uns dieses Schrift­stück so lange verbor­gen blieb, stimmt hoffnungs­voll. Womög­lich wurde ihm die verdiente Nicht­be­ach­tung in großem Umfang zuteil. Unsere Konfron­ta­tion mit der “guten Praxis” erfolgte durch den tatsäch­lich fachkun­dig, aber nicht steuer­fi­nan­ziert arbei­ten­den Diplom-Biolo­gen Dr. Wolfgang Epple, der uns seine Anmer­kun­gen dazu übermittelte: 

   

Anmer­kun­gen zu

Fachagen­tur Windener­gie an Land (2017): Windener­gie im Wald Good Practice/Lessons learned – 16 gute Beispiele“

von Wolfgang Epple

Die „Fachagen­tur Windener­gie an Land“ hat im Dezem­ber 2017 eine „Good-Practice“-Broschüre zur Windener­gie im Wald heraus­ge­bracht. Sie kann als Begleit-Instru­ment des Großan­grif­fes der Windkraft­in­dus­trie auf die deutschen (und in Vorbild-Funktion deutscher Windkraft­prot­ago­nis­ten auf die europäi­schen) Wälder aufge­fasst werden.

Mit der Good Practice-Zeitung halten Sie eine Übersicht in Ihren Händen, mit der wir 16 Beispiele in sechs Bundes­län­dern beschrei­ben und ihre Beson­der­hei­ten hervor­he­ben. Sie sollen zur Refle­xion, Diskus­sion und Nachah­mung anregen. Insbe­son­dere im mittle­ren und südli­chen Teil Deutsch­lands haben wir sehr waldrei­che Bundes­län­der, so dass die Nutzung von Waldflä­chen für die saubere Energie­er­zeu­gung ein notwen­di­ger Beitrag zur Errei­chung der Klima­schutz­ziele dieser Länder darstellt. Festzu­hal­ten bleibt, dass die Wälder neben ihrer Funktion als Kohlen­stoff­senke einen weite­ren Beitrag zur Verfol­gung der Klima­schutz­ziele leisten. Für die Wälder und die mit ihnen verbun­de­nen Ökosys­teme, Biotope und Arten ist dies insofern bedeu­tend, da der prognos­ti­zierte Klima­wan­del gravie­rende Auswir­kun­gen auf sie haben wird. Es ist also nicht das »Ob«, welches zur Diskus­sion steht, sondern das »Wie«…

so tönt Axel Tscher­niak, Geschäfts­füh­rer der FA Wind im Vorwort an die „sehr geehrte Leserin und den sehr geehr­ten Leser“ des in Diktion und Aufma­chung erschüt­tern­den neuen Machwer­kes der FA Wind, eines vom Bundes­mi­nis­te­rium für Wirtschaft und Energie geför­der­ten gemein­nüt­zi­gen Vereins.

Worum geht es? Der General­an­griff der Windkraft­in­dus­trie auf die letzten natur­na­hen und intak­ten Flächen, insbe­son­dere auf die Wälder der Südhälfte der Republik, ist von langer Hand vorbe­rei­tet, und soll mit einer Selbst­be­lo­bi­gungs- und Selbst­be­weih­räu­che­rungs-Offen­sive von höchs­ter Stelle flankiert und beglei­tet werden. Die Frage, „ob“ Windkraft in die Wälder instal­liert werden soll, stellt sich für die „Fachleute“ der Agentur also nicht mehr – nur noch die Frage des „wie“. So macht man das, wenn man den Pflock ganz weit ins Feld der Konflikt­part­ner rammt.

Die 24-seitige Broschüre liest sich über weite Strecken wie ein Werbe­pro­spekt des Windkraft-indus­tri­el­len Komple­xes. Ganz im Fahrwas­ser des Ökosys­tem-Dienst­leis­tung-Ansat­zes wird in schon Fürch­ten lehren­der Apodik­tik dem Wald neben der Kohlen­stoff­senke nun endgül­tig die Rolle zugewie­sen, als Stand­ort für die brachiale Windkraft­in­dus­tria­li­sie­rung herzuhalten.

Der Deutsche Wald hat nun endgül­tig als vielleicht letzter mögli­cher Hort des Rückzu­ges aus der emsigen Geschäf­tig­keit der Natur­zer­stö­rung ausge­dient. Wer angesichts der erkenn­ba­ren schwers­ten landschaft­li­chen Beein­träch­ti­gun­gen und der nicht mehr zu leugnen­den schar­fen Konflikt­lage zum Arten­schutz auf ein Innehal­ten angesichts längt übererfüll­ter Ausbau“korridore“ für die Windkraft an Land gehofft hätte, wer eine Verschnauf­pause im histo­risch einzig­ar­ti­gen Zerstö­rungs­werk an Natur und Landschaft Deutsch­lands für möglich gehal­ten hätte, wird hier eines Besse­ren belehrt.

Eines jeden­falls leistet das von der FA vorge­legte Machwerk nicht: Einen Beitrag zur Versach­li­chung des längst final zu nennen­den Konflik­tes um die letzten Reste einer bislang noch nicht indus­tri­ell überform­ten Natur in Deutsch­land und Europa, den das Vorge­hen der Windkraft­in­dus­trie ausge­löst und mit den Erfül­lungs­ge­hil­fen aus der Politik zu verant­wor­ten hat. Auf jeden natur­sen­si­blen Menschen müssen die von der FA gereich­ten „guten Beispiele“ wie Hohn und als eine beispiel­lose Provo­ka­tion wirken.

Wer selbst härteste Eingriffe in die Waldho­ri­zonte Deutsch­lands als die Herstel­lung eines „imposan­ten Landschafts­bil­des“ feiert, wer „von Anfang an mitge­dachte” angeb­li­che „Flächen­ein­spa­run­gen“ als ökolo­gi­sche Großtat darstellt, weil durch die Lagerung der Anlagen­bau­teile außer­halb des Waldes Rodungs­flä­chen einge­spart werden können, wer Ausgleichs-Auffors­tun­gen als „langfris­tig positiv für das Waldbild“ schön­re­det vor dem Hinter­grund meilen­weit zerstör­ter Wälder, wer die „für den Schutz des Auerhuhns braun gestri­che­nen Mastfüße“ der Windkraft­mons­ter als vorsor­gen­den Arten­schutz verkauft, hat sich in Bezug auf eine auch nur halbwegs nachvoll­zieh­bare vorgeb­li­che Rücksicht­nahme auf die nicht vermehr­ba­ren betrof­fe­nen natür­li­chen Schutz­gü­ter selbst das Urteil gesprochen.

Nicht verwun­der­lich auch, dass die Umwelt­ver­bände wie NABU und BUND, selbst inzwi­schen Toten­grä­ber von Natur und Landschaft, wenn es um Windkraft­in­dus­trie geht, geschickt hofiert werden.

Allen kriti­schen und mündi­gen Bürgern sei das aufmerk­same Studium dieses Produk­tes aus der regie­rungs­amt­lich geför­der­ten Schön­fär­ber-Werkstatt des Windkraft-beding­ten Unter­gangs unserer Landschaf­ten und Natur empfoh­len. Fremd­schä­men wird nicht reichen. Niemand soll sagen können, es sei nicht erkenn­bar gewesen, worauf die Aktivi­tä­ten dieser „Fachagen­tur“ letzt­lich hinaus­lau­fen sollen: Die Broschüre ist ganz offen­sicht­lich und in durch­sich­ti­ger Diktion Teil des breit angeleg­ten Umerzie­hungs­pro­gram­mes im Rahmen der „großen Trans­for­ma­tion“, in der Kultur-Landschaf­ten flächen­de­ckend in Energie-Landschaf­ten umgemo­delt werden. Der große Trans­for­ma­ti­ons­druck wird hier wie an anderer Stelle (konkrete Beispiele in Epple 2017) schein­wis­sen­schaft­lich als Notwen­dig­keit der Weltret­tung im Rahmen des „Klima­schut­zes“ verab­so­lu­tiert. Die an einigen Stellen der Broschüre schon absto­ßende Selbst-Belobi­gung über „Lessons learned“ und die kommen­ta­to­risch erwei­ter­ten Fazits zu den einzel­nen der 16 „Vorzeige-Projek­ten“ sind für jeden (mit-)denkenden und (mit-)fühlenden Menschen selbst­re­dende Qual.

Litera­tur:

Fachagen­tur Windener­gie an Land (2017): Windener­gie im Wald Good Practice/Lessons learned – 16 gute Beispiele pdf-Dokument liegt vor.

Epple, W. (2017): Windkraft­in­dus­trie und Natur­schutz sind nicht verein­bar. Windkraft-Natur­schutz-Ethik. Heraus­ge­ber. Natur­schutz­in­itia­tive e.V., 140 Seiten.

   

Danke, Dr. Epple.

Wir danken Vernunftbürgern
aus Hessen, Rhein­land-Pfalz, Baden-Württem­berg und dem Saarland für diese Eindrü­cke von “Ökostrom”-Baustellen.

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