Dass uns dieses Schriftstück so lange verborgen blieb, stimmt hoffnungsvoll. Womöglich wurde ihm die verdiente Nichtbeachtung in großem Umfang zuteil. Unsere Konfrontation mit der “guten Praxis” erfolgte durch den tatsächlich fachkundig, aber nicht steuerfinanziert arbeitenden Diplom-Biologen Dr. Wolfgang Epple, der uns seine Anmerkungen dazu übermittelte:
Anmerkungen zu „Fachagentur Windenergie an Land (2017): Windenergie im Wald Good Practice/Lessons learned – 16 gute Beispiele“ von Wolfgang Epple Die „Fachagentur Windenergie an Land“ hat im Dezember 2017 eine „Good-Practice“-Broschüre zur Windenergie im Wald herausgebracht. Sie kann als Begleit-Instrument des Großangriffes der Windkraftindustrie auf die deutschen (und in Vorbild-Funktion deutscher Windkraftprotagonisten auf die europäischen) Wälder aufgefasst werden. „Mit der Good Practice-Zeitung halten Sie eine Übersicht in Ihren Händen, mit der wir 16 Beispiele in sechs Bundesländern beschreiben und ihre Besonderheiten hervorheben. Sie sollen zur Reflexion, Diskussion und Nachahmung anregen. Insbesondere im mittleren und südlichen Teil Deutschlands haben wir sehr waldreiche Bundesländer, so dass die Nutzung von Waldflächen für die saubere Energieerzeugung ein notwendiger Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele dieser Länder darstellt. Festzuhalten bleibt, dass die Wälder neben ihrer Funktion als Kohlenstoffsenke einen weiteren Beitrag zur Verfolgung der Klimaschutzziele leisten. Für die Wälder und die mit ihnen verbundenen Ökosysteme, Biotope und Arten ist dies insofern bedeutend, da der prognostizierte Klimawandel gravierende Auswirkungen auf sie haben wird. Es ist also nicht das »Ob«, welches zur Diskussion steht, sondern das »Wie«… so tönt Axel Tscherniak, Geschäftsführer der FA Wind im Vorwort an die „sehr geehrte Leserin und den sehr geehrten Leser“ des in Diktion und Aufmachung erschütternden neuen Machwerkes der FA Wind, eines vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten gemeinnützigen Vereins. Worum geht es? Der Generalangriff der Windkraftindustrie auf die letzten naturnahen und intakten Flächen, insbesondere auf die Wälder der Südhälfte der Republik, ist von langer Hand vorbereitet, und soll mit einer Selbstbelobigungs- und Selbstbeweihräucherungs-Offensive von höchster Stelle flankiert und begleitet werden. Die Frage, „ob“ Windkraft in die Wälder installiert werden soll, stellt sich für die „Fachleute“ der Agentur also nicht mehr – nur noch die Frage des „wie“. So macht man das, wenn man den Pflock ganz weit ins Feld der Konfliktpartner rammt. Die 24-seitige Broschüre liest sich über weite Strecken wie ein Werbeprospekt des Windkraft-industriellen Komplexes. Ganz im Fahrwasser des Ökosystem-Dienstleistung-Ansatzes wird in schon Fürchten lehrender Apodiktik dem Wald neben der Kohlenstoffsenke nun endgültig die Rolle zugewiesen, als Standort für die brachiale Windkraftindustrialisierung herzuhalten. Der Deutsche Wald hat nun endgültig als vielleicht letzter möglicher Hort des Rückzuges aus der emsigen Geschäftigkeit der Naturzerstörung ausgedient. Wer angesichts der erkennbaren schwersten landschaftlichen Beeinträchtigungen und der nicht mehr zu leugnenden scharfen Konfliktlage zum Artenschutz auf ein Innehalten angesichts längt übererfüllter Ausbau“korridore“ für die Windkraft an Land gehofft hätte, wer eine Verschnaufpause im historisch einzigartigen Zerstörungswerk an Natur und Landschaft Deutschlands für möglich gehalten hätte, wird hier eines Besseren belehrt. Eines jedenfalls leistet das von der FA vorgelegte Machwerk nicht: Einen Beitrag zur Versachlichung des längst final zu nennenden Konfliktes um die letzten Reste einer bislang noch nicht industriell überformten Natur in Deutschland und Europa, den das Vorgehen der Windkraftindustrie ausgelöst und mit den Erfüllungsgehilfen aus der Politik zu verantworten hat. Auf jeden natursensiblen Menschen müssen die von der FA gereichten „guten Beispiele“ wie Hohn und als eine beispiellose Provokation wirken. Wer selbst härteste Eingriffe in die Waldhorizonte Deutschlands als die Herstellung eines „imposanten Landschaftsbildes“ feiert, wer „von Anfang an mitgedachte” angebliche „Flächeneinsparungen“ als ökologische Großtat darstellt, weil durch die Lagerung der Anlagenbauteile außerhalb des Waldes Rodungsflächen eingespart werden können, wer Ausgleichs-Aufforstungen als „langfristig positiv für das Waldbild“ schönredet vor dem Hintergrund meilenweit zerstörter Wälder, wer die „für den Schutz des Auerhuhns braun gestrichenen Mastfüße“ der Windkraftmonster als vorsorgenden Artenschutz verkauft, hat sich in Bezug auf eine auch nur halbwegs nachvollziehbare vorgebliche Rücksichtnahme auf die nicht vermehrbaren betroffenen natürlichen Schutzgüter selbst das Urteil gesprochen. Nicht verwunderlich auch, dass die Umweltverbände wie NABU und BUND, selbst inzwischen Totengräber von Natur und Landschaft, wenn es um Windkraftindustrie geht, geschickt hofiert werden. Allen kritischen und mündigen Bürgern sei das aufmerksame Studium dieses Produktes aus der regierungsamtlich geförderten Schönfärber-Werkstatt des Windkraft-bedingten Untergangs unserer Landschaften und Natur empfohlen. Fremdschämen wird nicht reichen. Niemand soll sagen können, es sei nicht erkennbar gewesen, worauf die Aktivitäten dieser „Fachagentur“ letztlich hinauslaufen sollen: Die Broschüre ist ganz offensichtlich und in durchsichtiger Diktion Teil des breit angelegten Umerziehungsprogrammes im Rahmen der „großen Transformation“, in der Kultur-Landschaften flächendeckend in Energie-Landschaften umgemodelt werden. Der große Transformationsdruck wird hier wie an anderer Stelle (konkrete Beispiele in Epple 2017) scheinwissenschaftlich als Notwendigkeit der Weltrettung im Rahmen des „Klimaschutzes“ verabsolutiert. Die an einigen Stellen der Broschüre schon abstoßende Selbst-Belobigung über „Lessons learned“ und die kommentatorisch erweiterten Fazits zu den einzelnen der 16 „Vorzeige-Projekten“ sind für jeden (mit-)denkenden und (mit-)fühlenden Menschen selbstredende Qual. Literatur: Fachagentur Windenergie an Land (2017): Windenergie im Wald Good Practice/Lessons learned – 16 gute Beispiele pdf-Dokument liegt vor. Epple, W. (2017): Windkraftindustrie und Naturschutz sind nicht vereinbar. Windkraft-Naturschutz-Ethik. Herausgeber. Naturschutzinitiative e.V., 140 Seiten. |
Danke, Dr. Epple.