Sehr geehrter Herr Landrat, lieber Herr X, als um unsere gemeinsame Heimat besorgtes “Kind” des Werra-Meißner-Kreises wende ich mich aus gegebenem Anlass direkt an Sie. Denn leider muss ich erkennen, dass bei dem mich sehr bewegendem Thema „Ansiedlung von Windkraftindustrie“ mit vernünftigen Argumenten und sachlichen Informationen auf niedrigeren politischen Ebenen ‑sprich bei den Kreistagsabgeordneten und dem Kreisbeigeordneten- kein Gehör zu finden ist. Da ich (…), ist für mich glasklar, dass die subventionsgestützte Ansiedlung von Windkraftindustrie zwischen Werra und Meißner aus volkswirtschaftlicher Sicht unvernünftig ist. Der Chef der gegenüber erneuerbaren Energien schon von Berufs wegen sehr aufgeschlossenen DENA nennt den ungehemmten Kapazitätsaufbau an Windkraft und Photovoltaik schlicht und treffend einen Wahnsinn (siehe). In ihrem aktuellen Jahresgutachten 2012/13 befinden die Wirtschaftsweisen: “Der alles dominierende rasante Ausbau der erneuerbaren “Hier wird zulasten des Gemeinwohls das Motto “je mehr und je Kurzum: Wer sich mit den technischen Hintergründen und den ökonomischen Zusammenhängen befasst, kann nicht vorbei an der Erkenntnis, dass Windkraftanlagen in unserem Kreis für eine umweltfreundlichere Stromversorgung und das Gelingen der „Energiewende“ eher hinderlich sind. Wer unseren Kreis kennt und liebt und nicht völlig denaturiert ist, muss ebenso erkennen, dass sich in diesem –in unserem- Fall die ÖKOLOGISCHE und ÖKONOMISCHE Unvernunft die Hand geben. Denn unser Kreis (bzw. weite Teile davon) ist ein Hotspot der biologischen Vielfalt. Landschaft und Natur unseres Kreises sind ein echtes Juwel. Vielleicht kann man von Kreistagsabgeordneten nicht erwarten, dass sie sich eingehend mit ökonomischen Zusammenhängen befassen und allzu weit über den Tellerand schauen. Die ökologisch verheerenden Anreize des EEG –durch Paragraph 29Abs.2 wird die Rentabilität von Windkraftanlagen an sind auch nicht in Eschwege, sondern in Berlin zu verantworten. Insofern ist es nachvollziehbar, dass –dem Zeitgeist folgend und aus schlechter Informationslage heraus– auch im Werra-Meissner-Kreis mit großem Élan versucht wird, zum Klimaschutz und zur “Energiewende” beizutragen. Mit der Ansiedlung von Windkraftanlagen an relativ ungünstigen Standorten fernab der Verbrauchszentren wird jedoch die Erreichung dieser Ziele nicht befördert, sondern gefährdet. Vielen unserer Mandatsträger sind die relevanten Zusammenhänge Stichworte: Grundlastfähigkeit, Skaleneffekte, komparative Vorteile, offensichtlich unbekannt. Um die Informationsgrundlage zu verbessern und Entscheidungen zum Wohle unseres Kreises zu erleichtern, hat mein Vater daher alle Kreistagsabgeordneten sowie alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister unseres Kreises einzeln angeschrieben. In freundlichen Worten und verständlichen Sätzen hat mein Vater seine Sorgen artikuliert und besagte Zusammenhänge erläutert. In einem Brief, den man als den Versuch, “einen Maulkorb zu verhängen” interpretieren kann, warf ihm der 1. Kreisbeigeordnete Dr. XX darauf hin vor, Unwahrheiten zu verbreiten. Dabei versicherte Dr. XX jedoch, man werde bei allen Entscheidungen “offen für neue Erkenntnisse” sein. Die Replik meines Vaters, eine detaillierte Auseinandersetzung mit Herrn Dr. XXs falschen Thesen, finden Sie hier. Diese Ausarbeitung erfuhr die per Unterschrift bezeugte Unterstützung von Herrn XXX (i.V. der gesamten BI Windkraftfreies Werratal) und von Herrn Prof. XXXX. Letzterer ist als ehemaliger Abteilungsleiter der OECD einschlägiger Experte und obendrein Träger des Bundesverdienstkreuzes. Sie können sich vorstellen, dass es für meinen Vater einen erheblichen Aufwand bedeutete, eine so fundierte Ausarbeitung zu verfassen und zu versenden. Selbstverständlich habe ich ihn beim Zusammentragen der wissenschaftlichen Quellen und dem Aufbau der Internetseite www.VERNUNFTKRAFT.de unterstützt. Auf dieser Seite wollen wir auf der Basis seriöser Quellen die vertiefte Beschäftigung mit den relevanten Fragestellungen ermöglichen. Die Bemühungen meines Vaters sind aus meiner Sicht und der Sicht von mittlerweile mehreren hundert Unterstützern unseres Programms ein gutes Beispiel bürgerlichen Engagements. Leider musste ich nun erfahren, dass dieses Engagement von den Damen und Herren Mandats-trägern weitestgehend ignoriert wird. Mehr noch: Es wird geradezu verhöhnt. Denn: Am 18.1.2013 beschloss der Umweltausschuss des Kreises einen Antrag, wonach ‑sofern der Kreistag dem folgt- man sich dafür einsetzen wird, auch in FFH-Gebieten die Ansiedlung von Windkraftindustrie zu ermöglichen. Dieses Unterfangen läuft darauf hinaus, den europarechtlich verankerten Naturschutz bewusst zu unterlaufen. Sie waren bei der Erörterung und Beschlussfassung zu diesem Antrag nicht mehr anwesend. Es wurden dabei haarsträubende Argumente ins Feld geführt. Und zwar genau jene Argumente ‑Klimaschutz und Wertschöpfung- die mein Vater in freundlichen Worten und einfach verständlichen Sätzen mehrfach entkräftet hatte. Von der proklamierten “Offenheit für neue Erkenntnisse” (Dr. XX) war nichts zu spüren. Im Gegenteil: Mit den Worten “haben wir alles schon rauf und runter dekliniert” wurde vehement am Stand der Unkenntnis festgehalten. Frei nach dem Motto: “Die Erde ist eine Scheibe, das haben wir doch beschlossen, da lassen wurde der Umweltfrevel mit “Chancen für die Wertschöpfung” und “Klimaschutzzielen” begründet. Warum dies absolut nicht stichhaltig ist, können Sie hier nachlesen. Zum Wertschöpfungsargument: Zum Klimschutzargument: Abgesehen davon, dass Windkraftanlagen in Deutschland generell keinen Einfluss auf die klimarelevanten CO2-Emissionen haben, was selbst in der grünen Bundestagsfraktion bekannt ist, (siehe dazu)… …lässt schon ein Grundverständnis für die Dimensionen die Hybris hiesiger Klimaschutzambitionen erkennen. Hier finden Sie dazu eine Übersicht auf Basis öffentlich verfügbarer, seriöser Zahlen. Zahlen zum Klimaschutz im Werra-Meißner-Kreis Ergebnis meiner Überschlagskalkulation: Selbst wenn der Werra-Meissner-Kreis komplett aufhören würde, zu existieren, wäre diese maximale Wohltat für das Klima nach weniger als einem Tag durch den Weltenlauf kompensiert. Die Quintessenz: Es geht bei diesen Plänen durchaus um “Chancen”. Aber nicht um Chancen für die Rettung der Welt oder die Schaffung von Arbeitsplätzen in unserem Kreis. Es geht um die Chancen einer Handvoll Unternehmer und Finanzinvestoren sowie einiger klammer Gemeinden. Diese möchten sich einen Teil des sich mittlerweile auf 20 Mrd. Euro/Jahr belaufenden Subventionsvolumens einverleiben. Es geht um nichts anderes, als die Bereicherung weniger auf Kosten der Allgemeinheit und der Natur. Das Perfide daran ist, dass sich die Subventionsaspiranten in grüne Gewänder hüllen und ihre Motive daher für wohlmeinende und unzureichend informierte Bürger schwer zu erkennen sind. Nochmal deutlicher: Es geht nicht um das Beste für den Kreis, sondern um das Beste für einschlägige Unternehmen, die von regionalen Autarkiebestrebungen profitieren. Beispielsweise, indem sie direkt WKA betreiben, “Windparks” planen oder die für den unsinnigen Marsch in die Autarkie komplementären Dienstleistungen anbieten. Und das ist zugleich das Schlechteste für alle anderen Unternehmen, für die heimatverbundenen Bürger und für die Natur. Lieber Herr X, bitte gebieten Sie der Unvernunft Einhalt. Lassen Sie nicht zu, dass Ignoranz und Ideologie das zerstören, was unsere Heimat ausmacht. Machen Sie sich nicht zum Sklaven selbstgeschaffener Zwänge. Zeigen Sie, dass Sie, als höchste Autorität des Kreises, tatsächlich offen für neue Erkenntnisse sind. Wenn man die Situation im Bund vor Augen hat, kann man erkennen, dass die lokalen und regionalen Ausbauziele ungefähr die Relevanz des letzten 5‑Jahres-Planes der DDR-Volkskammer haben. Die Realität und die technologische Entwicklung werden diese Planungen eines Tages einholen. Die Subventionsströme, die Windindustrieanlagen bei uns einzelwirtschaftlich rentabel machen, werden früher oder später versiegen. Die Frage ist, ob unser Kreis dann noch Ihrer vollkommen zutreffenden Beschreibung “Im Nordosten des Hessenlandes gelegen, gehört der Werra-Meißner-Kreis gewiss zu den landschaftlich reizvollsten Regionen, die man im grünen Herzen Deutschlands finden kann.” (website des Landrats) gerecht werden wird. Die Frage ist, ob unser Kreis dereinst als Beispiel für besonnenes, nachhaltiges Handeln, oder als Beispiel für die Exzesse eines fehlgeleiteten Subventionssystems hervorzuheben sein wird. Mit Vernunftkraft.de haben wir eine gut frequentierte Plattform geschaffen, auf der diese Themen vertieft werden und das Handeln der politischen Akteure kommentiert und aufmerksam beobachtet wird. Bei diesem Projekt geht es darum, überregional über die SINNVOLLEN Nutzungs-möglichkeiten erneuerbarer Energien zu informieren und der Vernunft Kraft zu geben. Ich hoffe sehr, dass auch bei uns die Vernunft obsiegen wird. Sie haben es in der Hand. Für Rückfragen und Erläuterungen stehe ich jederzeit gerne zur Verfügung. Herzliche Grüße, Nikolai Ziegler P.S.: Diese mail geht den Damen und Herren Mandatsträgern in Kopie zu. |
Mail an den Landrat des Werra-Meissner-Kreises