Einen Tag nachdem sich der Landesverband VERNUNFTKRAFT. Niedersachsen gegründet hat, erhielten unsere Mitstreiter aus dem zweitgrößten Flächenland einen Anruf vom Norddeutschen Rundfunk. In einer Radiosendung des Senders NDR Info möchte man mit ihnen über die Vor- und Nachteile des Windkraftausbaus diskutieren. In die Sendung “Redezeit” sei außerdem Herr Hermann Albers, seines Zeichens Vorsitzender des Bundesverbandes Windenergie, eingeladen. Letzterer verglich sich und seinesgleichen vor einem knappen Jahr mit Jesus und rief zu einer Demonstration wider die Naturgesetze auf.
Unsere Mitstreiter wussten also, auf was sie sich einließen: auf ein Rededuell mit einem ausgebufften Profi-Lobbyisten, dem Vorsitzenden einer Interessenverbands, der zur Wahrheit ein notorisch schwieriges Verhältnis hat. Trotz des kurzen Vorlaufs von nicht einmal 20 Stunden sagten die neu gewählten Vorstandsmitglieder Sven Schulteis und Harald Frauenknecht ihre Teilnahme zu.
Für beide überraschend war jedoch, dass wenige Stunden vor Sendebeginn zusätzlich ein Herr Professor Holger Rogall nachnominiert wurde. Der “Professor für Nachhaltigkeit” hinterließ bei uns einen nachhaltigen Eindruck. Der Eindruck eines aufgeklärten und der wissenschaftlichen Wahrheit verpflichteten Akademikers war es nicht. Der Fachhochschullehrer machte sich die Thesen des Lobbyisten vollständig zu eigen und verlieh diesen einen wissenschaftlichen Anstrich. Er entwarf düsterste Katastrophenszenarien und erweckte den Eindruck, als ließe sich die Welt durch Windkraft retten. Herr Rogall stellte den von ihm verbreiteten Nonsens als wissenschaftlichen Konsens dar – derweil der wissenschaftliche Konsens genau das Gegenteil dessen besagt, was er von sich gab. Sie können die Sendung hier nachhören und sich ein eigenes Bild machen.
Den größten Unsinn haben wir hier für die Öffentlichkeit in Schriftform gefasst:
Frage an Herrn Albers: “Wenn Sie von Berlin Richtung Ost- oder Nordsee fahren und sehen am Horizont mehr oder weniger viele Windräder – was denken Sie dann?” | ||
Herr Albers: “Ich denke, dass es ein Teil einer veränderten Kulturlandschaft ist. Auch die Küstenländer sind ja immer durch Kulturbau geprägt worden. Nicht zuletzt der Schutz vor der Nordsee hat dabei eine wichtige Rolle gespielt. Ich bin froh, dass, wenn ich die Atomkraftwerke in Brockdorf und Brunsbüttel bei der Fahrt in den Norden hinter mir lasse, dass man sich gleichzeitig dann der Zukunft zuwendet, dass wir auf Atomenergie verzichten können, dass wir vielleicht die Chance haben, über eine CO2-Minderung, die ja mit Windkraft sozusagen einhergeht, weil Windkraft CO2 -frei ist, auch die Kohle mittelfristig ersetzen zu können und so die Küstenregion insbesondere vor dem steigenden Meeresspiegel schützen zu können, denn wenn wir nichts tun, kann auch die Nordsee um mehrere Meter ansteigen.” | ||
Frage an Herrn Rogall: “Wie geht es Ihnen, wenn Sie Richtung Küste fahren und die Windräder dort sehen?” | ||
Herr Rogall: „Also die positiven Argumente, die Herr Albers genannt hat sind ja überhaupt nicht von der Hand zu weisen, sondern sind wissenschaftlich wohl fundiert. Da höre ich sozusagen noch keine Lobbystimme. (…) „Wir gehen ja davon aus, dass die Menschheit in diesem Jahrhundert so schwere Herausforderungen hat, dass ein Wirtschaften, wie wir es heute kennen mit internationalen Handelsströmen nicht mehr möglich sein wird. Wenn tatsächlich 500 Millionen Klimaflüchtlinge zu uns kommen, wie soll dann ein demokratischer Staat, wie Europa ein Staatengebilde ist, wie soll da noch normales Wirtschaften stattfinden? Also müssen wir heute beginnen, die Wirtschaft so umzubauen, dass sie den Kriterien der Nachhaltigkeit entspricht und da ist ein ganz wichtiges Handlungsfeld (…) die Frage, wie wir künftig Energie erzeugen wollen und das geht sicherlich nicht mehr mit Atomenergie, das sieht ja mittlerweile faktisch jeder in Deutschland so, aber auch die Kohle ist nicht zukunftsfähig. Es ist also die Frage: Wie können wir die fossile Energiewirtschaft innerhalb von 35 Jahren in eine Energiewirtschaft transformieren, die dann zu 100% mit erneuerbaren Energien auskommt.” |
Den Eindruck zu erwecken, als könnte mit dem Windkraftausbau in Deutschland eine Apokalypse verhindert werden, ist hanebüchen. Dem Windkraftlobbyisten, welcher sein Lobbyistentum offen am Revers trägt, sei das formale Recht zu Tatsachenverdrehung und Schüren von Ängsten zuerkannt. Dem Windkraftlobbyisten, der sich mit professoraler Aura umgibt, ist dies als Demagogie anzulasten.
Wem diese Einschätzung nicht unmittelbar einleuchtet, der möge sich von einem ernstzunehmenden VWL-Professor aus dem Dunkel führen lassen oder die Stellungnahmen der Expertenkommission Forschung und Innovation, des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Lage oder auch des IPPC (in unverfälschter Form) zu Gemüte führen. Auch auf unsere jüngste Befassung mit einem Emittenten ähnlich dummer Aussagen sei verwiesen.
Die Bundesinitiative VERNUNFTKRAFT. dankt Sven Schulteis und Harald Frauenknecht für ihren souveränen Auftritt sowie den vielen Vernunftbürgern, die per Telefon und Internet eine Lanze für Mensch, Natur und Ratio gebrochen haben.