Am 24. März 2016 wendet sich Dr. Wolfgang Epple, Biologe und Naturschützer aus Baden-Württemberg, mit einem offenen Schreiben an Herrn Timon Gremmels, energiepolitischer Sprecher der hessischen SPD. Anlass des Schreibens ist ein an alle vernunftaffinen Bürgerinitiativen Hessens gerichteter Aufruf des Herrn Gremmels. Jenem hatte eine Rede beim Johannisberger Energiegipfel nicht gefallen.
Unserer Einladung dorthin hatte der Landtagsabgeordnete leider nicht folgen mögen – offenbar wähnte er sich beim Symposium der Vernunft fehl am Platze. Stattdessen grummelte Gremmels später lautstark aus dem Off:
Bereits in diesem Ausschnitt der Pressemitteilung finden sich gravierende Fehler: Herr Gremmels sitzt nicht für uns im Landtag und Vernunftkraft ist keine “hessische Bürgerinitiative”. Alles Weitere stellt Dr. Epple richtig.
| Offene Antwort an Herrn Timon Gremmels, energiepolitischer Sprecher der SPD im Hessischen Landtag
Schiltach, den 24. März 2016 Betr.: Ihr Aufruf an Hessische Bürgerinitiativen gegen Windkraft zur Distanzierung von Inhalten der Johannisberger Rede Enoch zu Guttenbergs Bez.: Ihre Pressemitteilung Sehr geehrter Herr MdL Timon Gremmels, wer eine Rede kritisiert, sollte sie wenigstens kennen und gelesen haben, um Inhalte im Kontext würdigen zu können. Sie sprechen von „demokratisch legitimierten Entscheidungen zum Ausbau der Windkraft” und hinterlegen damit
Die Art und Weise, wie die Windkraftindustrialisierung selbst in wertvollsten Naturbereichen unter politischem Druck der Partei Bündis90/Die GRÜNEN gerade in Ihrem Bundesland Hessen, aber auch im benachbarten Baden-Württemberg durchgepeitscht wird, darf mit Fug und Recht als Kulturschande bezeichnet werden. Ich nehme hier die vom Duden genannte Bedeutungsübersicht: Schande angesichts der vom Menschen erreichten Kulturstufe Im Zuge des bis ins 18. Jahrhundert reichenden Naturschutzgedankens wurden gerade in Deutschland, insbesondere in den letzten fünf Jahrzehnten, entscheidende Fortschritte getätigt, die den Erhalt der Natur mit den Lebens- und Seins-Rechten aller Geschöpfe betreffen. Dass Naturschutz inzwischen zu unseren Staatszielen gehört, ist kein Zufall, sondern im demokratischen Ringen und im Werden unseres immer wieder neu geschriebenen Gesellschaftsvertrages zum Konsens geworden. Der Naturschutz hat mit den einschlägigen Richtlinien sogar einen entscheidenden Anteil an dem, was man „Europäischen Gedanken” nennen könnte. Umfassend und ganzheitlich gedachter und praktizierter Naturschutz ist Zeichen einer Kulturstufe, Zeichen unserer Kulturstufe. Ihre Partei, die SPD, wird nicht nur in der Einseitigkeit und brachialen Gewalt, mit der im Zuge der sogenannten „Energiewende” der Umbau unserer Landschaften in „Energielandschaften” stattfindet, als kümmerlicher Mitläufer der Bündnis-GRÜNEN wahrgenommen. Die politische Schein-Korrektheit des Klimaschutzargumentes erstickt jeden differenzierten Zwischenruf. Das von Ihrem Parteigenossen Sigmar Gabriel geführte Bundesministerium wird in Wahrheit in energiepolitischen Fragen GRÜN regiert, und Sie dürfen sich nicht wundern, sehr geehrter Herr Gremmels, dass kritische und interessierte Bürger dieses wahrnehmen. In Baden-Württemberg ist das Mitläufer-Dasein Ihrer Partei, der SPD, in einer Regierung, die in fünf Jahren systematisch die Errungenschaften des Natur- und Landschaftsschutzes gezielt zu Gunsten der Windkraftindustrialisierung selbst allerwertvollster Vorrangflächen für Erholungsvorsorge, Tourismus, Natur- und Artenschutz geschleift hat, gründlich abgestraft. Es würde hier zu weit führen, Ihnen die ökologische Sinnlosigkeit der Windkraft am windschwachen Standort und deren ökonomische Seite, die mit „Vernichtung von Volksvermögen” zusammengefasst werden müsste, nahebringen zu wollen. Wer nicht erkennt, dass die Windkraftbarbarei in unseren Kulturlandschaften eine Versündigung historischen Ausmaßes ist, die deswegen auch historische Vergleiche in sprachlicher Pointierung zulässt, ist mit seiner Partei nicht ohne Grund auf dem Weg in die politische Bedeutungslosigkeit. Mit freundlichen Grüßen Dr. Wolfgang Epple Dr.rer.nat. Wolfgang Epple Tannenstraße 18 77761 Schiltach im Schwarzwald |
Wir danken Herrn Dr. Epple für die Antwort und laden Herrn Gremmels herzlich ein, sich mit dem bundesweit wachsenden Widerstand gegen eine als unvernünftig erkannte Politik genauer zu beschäftigen.
Als parteiunabhängiger Partner aller politischen Akteure, die vernünftige Ansätze befördern möchten, steht unser bundesweit aufgestellter Verein selbstverständlich immer mal wieder und sehr gerne auch SPD-Vertretern für Gespräche zur Verfügung. Schließlich ist der Blick für die ökonomische, ökologische und soziale Realität bei Sozialdemokraten keineswegs grundsätzlich verstellt. Kämen zur Einsicht noch der Mut und die Entschlossenheit eines “Basta-Kanzlers”, so wäre der unheilvolle Spuk rasch beendet.