Am 25. Januar 2019 vollzog sich in Berlin ein merkwürdiges Spektakel:
Vor dem Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) versammelten sich am frühen Morgen eine Handvoll Greenpeace-Aktivisten und entzündeten Kerzen unter einer hölzernen Erdkugel. Die Erde brenne und es sei dringendste Menschenpflicht, unverzüglich die Braunkohleverstromung zu stoppen – so die Botschaft, die in drollige Eisbärenkostüme gekleidete Berufsdemonstranten in die klirrend-kalte Morgenluft posaunten.
Anlass der theatralischen Inszenierung war die Abschlusssitzung der “Kommission Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“, die gleichzeitig im BMWi tagte. Was von jener Kommission zu halten ist, wurde am 23. Januar 2019 in der Neuen Zürcher Zeitung sehr treffend beschrieben:
Auch die Wirtschaftswoche erkannte die Fragwürdigkeit des angestrebten “Interessenausgleichs”
vergaß aber, darauf hinzuweisen, dass der Kohleausstieg allenfalls den politischen Klimaschutzzielen, nicht aber dem Klima selbst dient, ergo eine reine Symbolpolitik darstellt.
Zum Zwecke eines rein imaginären Klimaschutzes – eine tatsächliche Wirkung auf die Erdtemperatur und das Klimageschehen ist ausgeschlossen (!) – sollen die letzten bislang subventionsfrei und zuverlässig Strom produzierenden Kraftwerke vorzeitig außer Betrieb genommen und die daraus resultierenden sozialen und ökonomischen Verwerfungen mit Steuergeld begradigt werden.
Auf dass diese allein ideologisch begründbare Zwangshandlung möglichst früh und möglichst radikal vollzogen werde, zündelten die “Klimaschützer” an ihrer selbst gebastelten Erde und erkämpften sich mediale Aufmerksamkeit.
So weit, so dumm.
Den ganzen Morgen über wirkten die weißbefellten Weltenretter vor dem Ministerium recht verloren – die Gegendemo der Gewerkschaft IGBCE war zahlenmäßig um ein Vielfaches überlegen.
Am späten Vormittag indes wandelte sich das Bild radikal: Begleitet von aktivierenden Lehrern und Eltern fanden sich ganze Heerscharen von Schülern auf der Freifläche ein, die bald vor lauter Menschen nicht mehr als solche zu erkennen war. Dem lokalen Radiosender zufolge waren es “mehrere tausend engagierte Schülerinnen und Schüler, die für eine bessere Klimapolitik protestierten”. Ein interviewter Jugendlicher nannte als Grund:
Es geht darum, dass unser Abi nichts bringt, weil wir eh’ alle bald an der Erderwärmung sterben. Wir müssen sofort raus aus der Sch…-Kohle.
Ganz offensichtlich waren die Unterrichtssäumigen der festen Überzeugung, dass nur der unmittelbare, sofort erzwungene Kohleausstieg Gefahren für ihr Leib und Leben abwenden könne. Das Ausmaß der Verblendung und Indoktrination, das sich an jenem Tag offenbarte, war erschreckend. Man gewann den Eindruck, als hätten Greenpeace-Pyromanen schon lange vor der Erde alle beteiligten Schulen angezündet und damit über Jahre die naturwissenschaftliche Bildung sabotiert.
Für Anhänger einer rationalen, ökonomisch effizienten und ökologisch wirkungsvollen Energiepolitik war dieses hysterische Happening kein schöner Anblick.
Für das “Land, in dem wir gut und gerne leben”, welches die größte Regierungspartei als Richtschnur ausgegeben hat, ist schwer zu hoffen, dass relevante Entscheidungsträger von dieser Effekthascherei unbeeindruckt bleiben und einen kühlen Kopf bewahren.
Übrigens:
Während um den Kohleausstieg und dessen Kompensation heftig gerungen wurde, hat sich der Wind ganz heimlich, still und leise aus der Stromerzeugung verabschiedet.
An jenem 25. Januar 2019, einem kalten und weitgehend trüben Tag, mussten die vermeintlichen “Klimakiller” fast den gesamten Strombedarf des Landes decken. Ohne die konventionellen Kraftwerke hätte keines der Mikrofone, die zu deren lautstarker Geißelung genutzt wurden, auch nur einen Pieps gemacht.
Damit diese “Impressionen aus Berlin” keine falschen Eindrücke hinterlassen, sei an dieser Stelle noch einmal an unsere grundsätzlichen Einlassungen zu den Themen Kohleverstromung und Klimawandel erinnert.
VERNUNFTKRAFT. wünscht allen ernsthaft besorgten Demonstranten zahlreiche eigene Gedanken und einen angenehmen Lernprozess.