“Auf das falsche Pferd gesetzt?”
ausgehend von dieser Frage erläutert der Verein Mensch Natur e.V. Ende Februar 2019
“wie der Zubau von Wind- und Solarkraftwerken sich selbst behindert”.
- vom Verein Mensch Natur- Mehr Einspeisung durch Zubau? Immer wieder wird von den Vertretern der Energiewende die These verkündet, dass wir massiv in Wind- und Solarkraftwerke investieren müssten. Nur ein beschleunigter Ausbau könne die Energiewende noch retten. Der Verein Mensch Natur hat deshalb die Grafik des Zubaus der installierten Nennleistung zur Einspeiseleistung von Wind genauer angeschaut. In der Erklärung der Grafiken im Faktencheck sind wir in Abbildung 3 bereits darauf eingegangen. Wie sich die Erhöhung von Windgeneratorenleistung auf die Einspeiseleistung auswirkt, wird in der nachfolgenden Grafik beschrieben. Hierzu haben wir die installierte Leistung aller an Land (Onshore) aufgebauter Windkraftanlagen über die Jahre 2014 bis 2018 mit den Einspeisedaten aufgetragen (Abbildung 1). Von Anfang 2014 bis Ende 2018 hatten wir in Deutschland einen Zubau von 33.114 MW auf 52.422 MW an Windgeneratorenleistung, also 19.308 MW. Hier an der roten Linie über dem hellblauen Feld gezeigt. Das blaue, gezackte Feld ist die Windstromeinspeisung. Zur besseren Vergleichbarkeit haben wir die Zubauzahlen und Einspeisewerte über jeweils ein Jahr gemittelt. Wie man sieht, folgt der Zubau (rote gestrichelte Linie) einer regelmäßigen Stufung. Die mittlere Windstromeinspeisung (gelbe Linie) bildet dieseStufung jedoch nicht ab. Haben wir in 2014 eine Leistungslücke von 30.151 MW, beträgt diese in 2018 schon beachtliche 40.880 MW. In 2016 ging sogar trotz Zubau die eingespeiste Strommenge zurück. – Es zeigt sich die Wetterabhängigkeit des Systems.
Ernährt die Energiewende ihre Kinder? Wir wollen die Vorstellungen der Energiewendeakteure weiterdenken. Für die Betrachtung des Dreifachen der heute möglichen Einspeiseleistung aus Wind und Sonne haben wir den Wintermonat Januar in 2019 ausgesucht. Aktuell liefern die Daten der Netzbetreiber nachfolgende Grafik (Abbildung 2). Braun die benötigte Strommenge (Last), blau der eingespeiste Windstrom und gelb der eingespeiste Solarstrom über dem Windstrom aufsummiert. Trotz einer installierten Leistung von über 100.000 MW reichen die Einspeisespitzen nicht einmal bis zur Hälfte von 50.000 MW. Immer wieder muss der gesamte Strombedarf (Last) aus anderen, regelbaren konventionellen Quellen bezogen werden. Kann uns eine Verdreifachung der installierten Leistung helfen? In der nachfolgenden Abbildung 3 haben wir die Einspeiseleistung verdreifacht. Der Strombedarf wurde belassen. Bei dreifachem Ausbau der Stromerzeugungskapazitäten auf Basis von Wind und Sonne zeigen sich weitere Schwierigkeiten:
Diese Schwierigkeiten schaffen weitere Probleme auf dem Strommarkt. Wirtschaftlichkeit von “Netzsteuerkraftwerken” muss gesichert bleiben Es müssen Kraftwerke in der Größe des gesamten Strombedarfs in Bereitschaft stehen. Diese werden nur temporär benötigt und speisen sich zwangsläufig aus den konventionellen hochdichten Speichermedien Öl, Kohle, Gas oder Atom. Die Kosten werden umgelegt werden müssen. Überproduktion verursacht Kosten Dass all der Strom eingespeist und vergütet, oder irgendwo abgenommen werden kann ist illusorisch. Ein Überangebot führt zu einem Preisverfall. Heute schon zahlt der Stromkunde Geld für den Export. Deshalb werden durch den Zubau in Zukunft immer mehr Strommengen abgeregelt werden müssen. Die Verdrängung von konventionellen Kraftwerken am Markt, wie wir sie heute durch den Einspeisevorrang für “Öko”-Stromerzeuger haben, wird sich auch in der Wind- und Solarbranche durch die Abregelung fortsetzen. An der Frage “Wer darf wann noch wieviel Strom einspeisen?” werden viele scheitern. In dem Maße, in dem abgeregelt wird, steigen die Kosten für die Verbraucher. Die Energiewendeakteure sehen Speicher als Lösung. Allerdings sind diese in der erforderlichen Größe und im erforderlichen Umfang auf absehbare Zeit nicht umsetzbar. Vor allem werden sie sehr teuer sein. Selbst die Erzeugung von E‑Fuels – aus Strom hergestellte konventionelle Treibstoffe – ist mit hohem Energie- und Materialeinsatz verbunden.
Vom Reiten toter Pferde Die Politik zeigt sich (noch) unbeeindruckt von den Fakten. Politisch einflussreichen Kräften geht es offensichtlich nicht darum, der Bevölkerung eine sichere und bezahlbare Energieversorgung zu gewährleisten. Es scheint, dass sich der “öko-industrielle Komplex” auf Kosten der Allgemeinheit möglichst lange lukrative Pfründe sichern will. Ungeachtet der gravierenden Eingriffe in Natur und Umwelt. Er scheut sich u.a. nicht, aus dem Reinhardswald in Nordhessen eine Industriezone zu machen. Die Politik hat durch die Privilegierung am Energiemarkt, gestützt durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz und die Änderung der Baugesetzgebung, einen florierenden Wirtschaftsraum geschaffen, der unserer Ansicht nach alles andere als nachhaltig, ökologisch oder sauber ist. Selbst der Bundesrechnungshof hat erkannt, dass die Energiewende durch erfindungsreiche und immer teurere Planspiele künstlich am Leben erhalten wird, obwohl sich deutlich abzeichnet, dass ihr der Atem ausgeht. “Wenn Du merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig’ ab.” Diese Weisheit der Dakota Indianer scheint die Politik nicht zu kennen. Sie verhält sich eher nach dem Rat von Frank Menzel, der in seinem Buch über kontinuierliche Verbesserungsprozesse schreibt: “Wenn Du merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, sorge für einen bequemen Sattel – es könnte ein langer Ritt werden!” Für die Polsterung des Sattels sind die Bürger und Bürgerinnen zuständig. Der Verein Mensch Natur hat amüsante Ratschläge gefunden, auf welche Art sich tote Pferde reiten lassen. Wir möchten Ihnen diesen Spaß nicht vorenthalten. Sie finden sie auf der Webseite von Roland Schäfer unter diesem Link. |
VERNUNFTKRAFT. dankt den Mitstreitern und Mitgliedern aus dem Schwabenland für diesen Beitrag zur Debatte.
Dass sich der gestreifte Vierbeiner in die Lüfte schwingt, ist wesentlich realistischer, als regelmäßig erzählte Erfolgsgeschichten.
Dennoch sei dem tollkühnen Reiter statt Mütze und Brille eher ein Helm angeraten. Die Landung dürfte hart werden.