Am 21. November 2022 erklärt der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, dass wir uns “Warten nicht leisten können”. Die Energiewende müsse dringend beschleunigt werden. Damit ist vor allem ein schnellerer, noch stärker subventionierter Ausbau von Windkraftanlagen gemeint.
Um den Errichtern und Betreibern dieser Anlagen das Investieren noch schmackhafter zu machen, bringt Herr Habeck nun “Staatsgarantien” ins Spiel.
Garantiert ist dabei vor allem zweierlei:
(1.) Der Strom wird noch teurer und (2.) der Versorgungssicherheit wird nicht gedient.
Wir haben dies bereits im Rahmen der “Eröffnungsbilanz” veranschaulicht:
Eine Ver-n-fachung der installierten Leistung bringt genau n-ix, wenn der Wind nicht weht: Die Spitzen erhöhen sich, aber die Täler füllen sich nicht. Der Aufwand zur Netzstabilisierung steigt, der Bedarf an Lückenfüllern (häufig Atom- und Kohlestrom unserer Nachbarn) bleibt bestehen. Ausführliche Erläuterungen und längere Zeiträume finden Sie hier und auf S. 51f. des Kompendiums. Aber schon eine Momentaufnahme unterstreicht dies eindrücklich:
Die hellgrauen Balken bilden die installierte Erzeugungskapazität, die farbigen Balken die tatsächliche Produktion und damit die Herkunft des zum Zeitpunkt benötigten Stroms ab. Drei (!) Kernkraftwerke lieferten fast soviel wie ca. 30.000 Windkraftanlagen. Was eine Verdopplung oder gar Vervierfachung letzterer bringen würde, lässt sich ahnen: Nichts.
Unbefleckt von dieser eigentlich recht trivialen Erkenntnis heißt es im Artikel der FAZ:
„Um den Ökostrom-Ausbau zu beschleunigen soll der Staat Bestellungen von Windräder und Solaranlagen absichern, die sonst erst mit einer Genehmigung produziert werden.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will für einen Ausbau von Produktionskapazitäten in Deutschland im Zuge der Energiewende staatliche Garantien prüfen. Der Grünen-Politiker sagte am Montag in Berlin nach Beratungen mit Branchenvertretern, es gehe um Produktions- oder Abnahmegarantien. Er machte deutlich, neben dem Ökostrom-Ausbau sei es auch das Ziel, die industrielle Fertigung von Anlagen in Deutschland wiederaufzubauen.“
Die Windkraft-Industrie profitiert bereits von
- einer Preis- und Abnahmegarantie (der Windstrom wird zu fixiertem Preis bezahlt, ob er gebraucht wird oder nicht) ,
- einer baurechtlichen Privilegierung (die Anlagen dürfen errichtet werden, wo andere Bauten tabu sind),
- einer artenschutzrechtlichen Ausnahme (die Anlagen dürfen Tiere töten, die normalerweise durch das Naturschutzrecht streng geschützt sind) und
- von extrem hohen Strompreisen.
Nun möchte sie Minister Habeck offenbar auch noch um verbleibende unternehmerische Risiken erleichtern.
Nachdem die Bürger des Landes auf Härten eingeschworen wurden – “es wird nicht ohne Zumutungen gehen” -, sollen den Windindustriellen nun “Zumutungen” erspart werden: Beispielsweise die, auf eine Baugenehmigung warten zu müssen.
Warum braucht eine angeblich überlegene Technologie, die Einspeisevorrang genießt und deren Konkurrenz abgeschaltet wird, bei Rekordstrompreisen zusätzliche Subventionen?
Ein merkwürdiger Vorschlag. Wir merken:
- Nachdem die EEG-Branchen über 20 Jahre subventioniert wurden (zuletzt mit 32 Mrd. € pro Jahr und stets mit dem Versprechen, dass es ja nur “eine Anschubfinanzierung” bräuchte und in Bälde Milch und Honig flössen), reichen die “normalen” Marktanreize trotz historisch hoher Strompreise nicht aus, um Investitionen attraktiv zu machen.
- Offensichtlich “kannibalisieren” sich die Anlagen gegenseitig (je mehr Anlagen bei viel Wind zu viel Strom produzieren, desto weniger Gewinn machen diese über das Jahr). Zumal die ertragreichen Standorte längst bebaut sind. Staatsgarantien sollen dieses systemimmanente “Risiko” verringern.
- Die 2016 geäußerte Feststellung von Energiepolitikern der seinerzeitigen Regierungsfraktionen, dass die Erneuerbare Energien Lobby und speziell die Windkraftlobby eine der aggressivsten Lobbys der Republik sei, scheint auch sechs Jahre später zutreffender denn je.
Deutlich belastbarer als der Vorschlag des Ministers erscheint uns jedenfalls die Erkenntnis, die Herrn Harms von t‑online neulich bei (und im) Tagesanbruch dämmerte:
Leseprobe aus diesem Meinungsbeitrag. Der Einfluss des atomfeindlichen Jürgen-Trittin-Blocks bei den Grünen ist nach wie vor kaum zu überschätzen. Gegen diese Heile-Welt-Ideologen zieht auch ein Bundesminister wie Robert Habeck stets den Kürzeren. Dabei ist die Verteufelung der zivilen Kernkraft kreuzdumm. Bei Lichte betrachtet sprechen sämtliche Fakten gegen den deutschen Alleingang beim Atomausstieg:
Das stichhaltigste Argument: Atomstrom ist im Vergleich zu Kohle und Gas viel klimaschonender. Kein Wunder, dass Wissenschaftler quasi einhellig beteuern: Atomkraft ist angesichts der Katastrophe, in die wir gerade schlittern, die sehr viel sinnvollere Lösung. Mit Betonung auf dem sehr. |
Wenn wir uns in diesem vermeintlich reichen Land etwas nicht leisten können, dann sind es Dummheiten und ideologiegetriebene Entscheidungen.
Die Ansichten von Fachleuten dürfen nicht länger unerwünscht sein.
Sie würden empfehlen, das Sägen einzustellen.