Am 24. April 2013 berichtet die tageszeitung (taz) davon, dass “der Staat mit Ökoverbänden und Industrie einen Förderverein für Windkraft an Land” gründe. Deren Ausbau solle koordiniert, erleichtert und konfliktärmer werden.
Hier ein Auszug aus dem Artikel. Wir empfehlen den Kauf des Originals nicht, den es handelt sich um qualitativ sehr schlechten Journalismus.
Titel: Frische Brise für die Windenergie
Eine neue Vermittlungsstelle solle den Ausbau der Windenergie im Binnenland fördern und besser abstimmen. Bei einem nichtöffentlichen Treffen im Bundesumweltministerium hätten Vertreter von Bund und Ländern sowie von Umwelt‑, Industrie- und Kommunalverbänden am Dienstag die “Fachagentur zur Förderung eines natur- und umweltverträglichen Ausbaus der Windenergie an Land” gründet. Sie solle die Planung von Windparks koordinieren und den Kommunen beim schnellen und möglichst grünen Bau der Kraftwerke helfen. Ziel des gemeinnützigen Vereins sei, die
„Vermittlung von Wissen zum Ausbau der Windenergie an Land zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, anderen öffentlichen und privaten Stellen und der Zivilgesellschaft” .
(…)
Mitglieder des Vereins seien Vertreter der Bundesministerien für Umwelt, Bau und Wirtschaft, der Bundesländer, der Umweltverbände Nabu, BUND und DNR, dazu Vertreter der Städte und Kommunen und der Industrieverbände wie des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft oder des Verbands kommunaler Unternehmen.
Den Vorsitz des Vorstands solle nach Informationen aus Teilnehmerkreisen der Chef der Würzburger Stiftung Umweltenergierecht, Thorsten Müller, übernehmen. Die Geschäftsstelle mit bis zu zehn Beschäftigen sei für Berlin geplant, dafür seien 2,3 Millionen Euro bis 2016 aus dem Umweltministerium versprochen.
Damit bekomme der massive Ausbau der Windenergie in Deutschland zum ersten Mal eine Koordinierungsstelle. Anders als bei der Windenergie im Meer, die seit 2005 von der Offshore- Stiftung von Bund, Ländern und Industrie vorangetrieben wird (und erst bei 280 Megawatt liegt), herrsche bei den Windanlagen auf festem Boden bisher Wildwuchs.
Inzwischen stünden in Deutschland nach Zahlen des Fraunhofer Instituts IWES etwa 23.000 Onshore-Windanlagen mit einer Leistung von 31.000 Megawatt-das sei so viel, wie 30 Atomkraftwerke produzieren.
Weil der Ausbau der Windanlagen auf See länger dauere und teurer sei als angenommen, bildeten die Standorte an Land weiterhin das Rückgrat der deutschen Energiewende. Inzwischen werde fast jede zweite neue Windanlage in einem Mittelgebirge und nicht an der Küste errichtet.
Das bringe zunehmend Probleme mit dem Natur- und Landschaftsschutz – und oft Unmut in der Bevölkerung. Zuständig für die Planung seien die Kommunen, die sich manchmal von Projektentwicklern “über den Tisch gezogen fühlen” wie Insider sagen. Andererseits melden die Bundesländer seit der Energiewende so ambitionierte Ausbaupläne ohne Rücksicht auf ein Gesamtkonzept an, dass der Ruf nach zentraler Koordinierung immer größer werde. “Für hundert Prozent erneuerbare Energien brauchen wir sehr viele neue Anlagen” sage DNR-Generalsekretär Helmut Röscheisen, “und zwar, ohne unnötig viel Porzellan zu zerschlagen.”
Den ersten Streit gäbe es schon vor Gründung der Fachagentur. Der Bundesverband Windenergie BEW
[Anmerkung: bezeichnend für die Kompetenz der taz, dass sie nicht einmal diese Abkürzung ‑BWE- richtig recherchiert],
der bis vor kurzem noch auf der Mitgliederliste gestanden habe, mache nicht mit. ‚Wir fürchten, dass der Vorstand nicht ausgewogen besetzt ist”, zitiert die taz einen BEW [= BWE] ‑Sprecher. “Der Verein ist möglicherweise nicht im Interesse der Windindustrie.” habe der Herr gesagt. Die Windindustrie sei nicht dabei. Für sie sei der Vorstand “nicht ausgewogen” besetzt.
Nicht ausgewogen besetzt sind hier vor allem die Argumente.
Die Behauptung, dass die 23.000 Windkraftanlagen die Leistung von 31.000 Megawatt produzierten ist hanebüchen. Zum Zweck der Irreführung wird hier die Nennleistung der Anlagen herangezogen. Tatsächlich sind die 23.000 Anlagen aber nicht zu 100% – wie suggeriert – sondern im Bundesdurchschnitt zu 17,6 % ausgelastet.
Die Abbildung verdeutlicht dies: Die hellblaue Hintergrundfläche zeigt die installierte Kapazität ( = Nennleistung). Die dunkelblauen Zacken stellen den tatsächlichen Leistungsverlauf dar. Die Fläche unter der dunkelblauen Kurve ist der an die Verbraucher gelieferte Energiebetrag. Frappierend: Trotz stetigen Zubaus an Anlagen ist die tatsächliche Energiemenge nicht größer geschweige denn zuverlässiger geworden. Die taz will uns glauben machen, die hellblaue Fläche sei die gelieferte Energiemenge. In Wahrheit ist es die dunkelblaue Fläche. Von den installierten 31700 MW Nennleistung stehen im Schnitt tatsächlich nur 5580MW zur Verfügung. Falls der Wind weht.
Tatsächlich können diese Anlagen KEIN EINZIGES Kernkraftwerk ersetzen, auch wenn man das noch so sehr wünscht. Warum lesen Sie hier.
Dieser Artikel enthält nur zwei sachlich richtige Aussagen
- Bei dem Bau von Windkraftanlagen an Land herrscht Wildwuchs.
- Der Ausbau gerät zunehmend in Konflikt mit dem Naturschutz.
Im Übrigen betrachten wir es als demokratietheoretisch fragwürdig, dass der subventionsgetriebene Ausbau einer ungeeigneten Technologie an ungeeigneten Standorten nun auch noch mittels eines durch Steuergelder finanzierten Vereins gefördert wird. Mit Steuergeldern, die eigentlich dem Umweltschutz gewidmet sind, wohlgemerkt.
Neben der fortschreitenden Naturzerstörung sind zwei Effekte dieser Vereinsmeierei gewiss:
1. Die Strompreise werden steigen. Mehr…
2. Die Versorgungssicherheit wird abnehmen.