Am 26. Mai 2015 geben die Stuttgarter Nachrichten Herrn Hermann Albers Raum für ein Interview.
In diesem stimmt der Vorsitzende des Bundesverbands Windenergie ein Klagelied an, demzufolge der weitere sinnlose Ausbau von Stromerzeugungskapazitäten im nächsten Jahr schwerer werden wird.
Schuld ist – wieder einmal – die Natur:
Die Anforderungen in Sachen Naturschutz und insbesondere in Sachen Vogelschutz nehmen bundesweit gerade drastisch zu. Es ist heute keine Seltenheit mehr, dass bereits ausgewiesene Windfelder nach der artenschutzrechtlichen Prüfung um die Hälfte zusammenschrumpfen…
lamentiert der Chef einer mit der Wahrheit notorisch im Clinch liegenden Organisation.
Mit großen Krokodilstränen weist Herr Albers außerdem darauf hin, dass die den Bürgern aufgebürdete Pflicht zur Bezahlung nicht-produzierten Stroms demnächst unter bestimmten Bedingungen ausgesetzt werden könnte:
Ab 2016 tritt eine gesetzliche Neuregelung in Kraft, nach der Windstrom nicht mehr vergütet wird, wenn die Strompreise in Deutschland länger als sechs Stunden ins Negative drehen. Wir haben den Einfluss dieser Regel untersuchen lassen. Das Ergebnis: Über eine Dauer von 18 Jahren könnten bis zu 40 Prozent der Stromproduktion einer Windkraftanlage nicht mehr vergütet werden. Unter diesen Bedingungen wird es 2016 sehr, sehr schwer, überhaupt noch Windparks zu bauen.
Feinschmecker mögen sich die Aussage des Cheflobbyisten der Windenergie auf der Zunge zergehen lassen: Herr Albers gesteht hier öffentlich ein, dass der weitere Ausbau von Windkraftanlagen den Schrottstrom-Anteil drastisch erhöhen wird – genau, wie es unsere Analysen vorhersagen und es alle vorliegenden Daten beweisen. Mit dieser verklausulierten Anerkennung der Realität überholt Herr Albers Herrn Patrick Graichen, den DIE ZEIT mit einer ähnlich delikaten Aussage zitierte:
Das ist die Zukunft der deutschen Stromproduktion. In der ersten Jahreshälfte 2014 gab es 71 Stunden mit negativen Strompreisen. Aber schon in wenigen Jahren könnten es nach einer Berechnung des Thinktanks Energy Brainpool tausend Stunden im Jahr werden. Ein Viertel der gesamten Ökostromproduktion wäre dann Energiemüll.
Dass immer mehr Windkraftanlagen immer mehr Müll produzieren, ist nichts Neues. Dass dies selbst vom BWE so zugegeben wird, schon. Dass die Prämierung der Müllproduktion nicht mehr vollständig gesichert ist, ebenfalls.
Ungeachtet dieses Bonbons für den Feinschmecker haben wir die Unersättlichen seit Langem satt. Unser Mitleid mit Herrn Albers und der von ihm vertretenen Branche hält sich in engsten Grenzen.
Wesentlich empathischer zeigen sich hingegen die Minister aus sechs “grün” regierten Bundesländern, die nur wenige Tage zuvor begannen, einer Bestandsgarantie für Schwachsinnsanlagen den politischen Weg zu ebnen. Zum Trocknen seiner Krokodilstränen hat man Alligator Albers somit proaktiv ein Taschentuch gereicht.
Um diesen politischen Kanal weiter aktiv zu bespielen und die Alternativlosigkeit der eigenen Daueralimentierung auf der politischen Bühne zu halten, legte der Bundesverband Windenergie am 27. Mai mit einer eigenen Presseerklärung nach:
Beim Ausbau der “Erneuerbaren Energien” drohe eine Zielverfehlung und es entstünde eine “Klimaschutzlücke”. Offenbar glaubt man fest daran, dass die immer wieder verbreiteten Katastrophenszenarien und das Märchen von der Weltenrettung durch Windkraft noch gläubige Ohren finden.
Wer derartige Informationen für bare Münze nimmt, wird auch die hier dokumentierte Szene
für einen Ausschnitt aus der Tagesschau halten. Bleibt zu hoffen, dass die Spielchen des BWE und der grünen Kasperls auf der bundespolitischen Bühne keinen Widerhall finden und das von Alligator Albers ausgelöste Alarmsignal auf den adäquaten Rahmen beschränkt bleibt:
Wer statt einer “Klimaschutzlücke” lieber eine Ehrlichkeitslücke geschlossen haben möchte, wird u.a. in der FAZ fündig:
Wenn Ihnen dieser Artikel zu albers vorkommt, bitten wir um Nachsicht; der nächste wird wieder ernsthafter.