Neben höflichen Umgangsformen ist die Neigung zum common sense, dem gesunden Menschenverstand, eine der positiven Wesensmerkmale, die den Briten nachgesagt werden. Beide positiven Eigenschaften manifestieren sich am 18. Januar 2014 in einem Artikel der Zeitschrift The Economist. Dieser widmet sich der deutschen „Energiewende“-Politik.
Sunny, windy, costly, dirty
lautet die Überschrift.
Zu deutsch: Sonnig, windig, teuer, schmutzig.
Sie finden den vollständigen Artikel hier.
Sinngemäße Wiedergabe: Die Energiewende ist mehr eine Marketing-Slogan als eine kohärente Politik. Sie beinhaltet verschiedene Ziele, die die Wähler und Konsument gutgeheißen. Aber die Nebeneffekte dieser Politik stoßen zunehmend auf Ablehnung. Zunächst die steigendenden Stromkosten als Kosten als Folge der Wind- und Solarsubventionen mit Vorrangeinspeisung und für 20 Jahre fixierten Garantiepreisen. Im Ergebnis blinken bayerische Dächer mit Solar Panelen und ganze Landschaften werden von Windmühlen dominiert. Die Subvention ist teuer. Ein durchschnittlicher Haushalt bezahlt nun 260€ pro Jahr, auch für die Unternehmen ergeben sich Wettbwerbsnachteile – insbesondere angesichts der sinkenden Energiepreise in den USA. Kosten sind nicht das einzige Problem der „Energiewende“. Diese hat die gesamte deutsche Energieversorgung in eine Planwirtschaft verwandelt, mit perversen Ergebnissen. An manchen Zeiten mancher Tage decken Solar- und Windkraftwerke fast den kompletten Strombedarf, an anderen leisten sie nichts. Von „Batterien“ – Speichertechnologien, die groß genug wären, Städte zu versorgen, ist man Jahre entfernt. Konventionelle Kraftwerke können nicht abgeschaltet werden sondern sind unvezichtbar. Die ökonomische Rationalität wird durch diese Politik komplett auf den Kopf gestellt: Neue Kraftwerke, obwohl dringend benötigt, rechnen sich nicht mehr. Insbesondere Gaskraftwerke, die sauberer als Kohle sind, lohnen sich nicht. Deswegen müssen die bestehenden Kohlekraftwerke Sonderschichten fahren. Der Braunkohleverbrauch hat den höchsten Stand seit 1990 erreicht. Bisher hat die Energiewende die Treibhausgasemissionen erhöht, nicht gesenkt. |
In der Tat ist diese „Energiewende“ windig, sonnig, teuer und dreckig.
Das Dreckigste daran wird in diesem Artikel allerdings nur zart angedeutet:
Diese Politik lässt Hähne verstummen und bewirkt eine Natur- und Lanschaftszerstörung ungekannten Ausmaßes.
Symptomatisch ist ein am selben Tag erschienener Artikel in der Hessisch Niedersächsischen Allgemeinen Zeitung. Dort ist zu lesen, dass für einen neuen Windpark in Nordhessen die ersten Bäume gefallen sind.
Der Artikel stellt dies positiv dar und endet mit einer tatsachenwidrigen Behauptung. Dass diese Anlagen keinen einzigen Haushalt der Stadt Wolfhagen versorgen können, müsste eigentlich auch dem Verfasser jenes Berichtes klar sein. Schließlich hatte VERNUNFTKRAFT. extra eine Presseerklärung versendet und über fundamentale Irrtümer aufgeklärt.
Offenbar sieht man aus der Nähe den Wald vor lauter Bäumen nicht. Und wer den Wald nicht sieht, den lässt auch dessen Zerstörung kalt.
Aus der Ferne sieht man offensichtlich besser.
Übrigens,
Der Artikel des Economist ist nicht nur Ausdruck des britischen Common Sense, sondern auch britscher Zurückhaltung und Höflichkeit.
Mit deutscher Direktheit hätten die Autoren nämlich
sunny, wind, costly, dirty, bound to fail
titeln müssen.
Denn die geschildeterten Phänomene sind Ergebnis einer Energiewende ins Nichts. Die negativen Begleiterscheinungen dieser Politik sind vollkommen sinnlos.
By the way,
der britische Common Sense hat auch in Deutschland eine Nische gefunden.
Der gesunde Menschenverstand spricht bayerisch.
Höchste Zeit, dass er auch hochdeutsch lernt.