Am 3. Juli 2015 referierte Detlef Ahlborn im mittelhessischen Berfa. Gerd Ochs berichtet.
03.07.2015, Alsfeld-Berfa Von Wirtschaftkriminalität bis zu akuter Grundwassergefährdung Info-Veranstaltung des Vereins Schöner Ausblick e.V. in Berfa beleuchtete die Risiken von Windkraftanlagen – Schwermetall-Gefahr für das Grundwasser – UVP für die Dick gefordert Etwa 70 Interessierte waren der Einladung des Vereins Schöner Ausblick e.V. ins Sportheim Berfa gefolgt, um sich zu den Risiken und Gefahren der Windkraft allgemein sowie zum konkreten Sachstand in Sachen „Dick” informieren zu lassen. Neben technischen und wirtschaftlichen Aspekten beherrschten die Sorgen um die Wasserqualität und die Forderung nach einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) den Abend. Berfas Ortsvorsteher Heinz Stumpf begrüßte die Anwesenden im Namen des Ortsbeirates, von dem die Initiative zu der Veranstaltung ausgegangen war, gleich mit einem eindeutigen Statement: „Mit Blick auf die Verhältnisse in Hessen, speziell Mittelhessen, und auch in den Bereichen Vogelsberg und Alsfeld ist eines klar: Es reicht! Jedes weitere Windrad ist eins zuviel!” Der erste Referent, Dr.Ing. Detlef Ahlborn, Großalmerode, beleuchtete die physikalischen Umstände der Energieversorgung und der Energiewende. Der promovierte Maschinenbau-Ingenieur, 2. Hessischer Landesvorsitzender der Initiative Vernunftkraft, entlarvte mit ungeschminkter Rhetorik und zahlreichen Schaubildern, dass ein gleichzeitiger Ausstieg aus Atom- und Kohleenergie nicht möglich sei. Anschaulich belegte er außerdem die These, dass Windkraft und Solartechnik durch ihre Unstetigkeit und bis auf Weiteres nicht realisierbare Speichermöglichkeit keine taugliche Alternative seien. Schlimmer noch: die Probleme würden um so größer, je mehr installierte Netzleistung des „Zufalls- und Zappelstroms” vorhanden sei. Immer häufiger müsse schon heute EEG-subventionierter Energieabfall zu „Negativpreisen” ins Ausland verklappt werden, um ihn überhaupt loszuwerden, wenn hierzulande kein adäquater Bedarf vorhanden sei. Dr. Ahlborns ernüchterndes Fazit, bei dem er den Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) zitierte: „Die Energiewende ist längst gescheitert!” Zur Einstimmung in den Themenbereich Gesundheitsgefahren durch WKA wurde ein TV-Beitrag gezeigt, der in drastischer Form beschrieb, wie sehr Menschen unter Umständen unter WKA leiden, wenn die Abstände zur Wohnbebauung nicht ausreichend sind. Sachverständige Physik-Gutachter bestätigten einer Familie, „vom Infraschall vertrieben zu sein” – während ein Nachbar durch die Anlagen auf seinem Boden reich werde. Der renommierte Mediziner Dr. Martin Böhm, Elbenrod, Vorstandsmitglied bei Schöner Ausblick, ging in seinem Referat auf die Risiken des Infraschalls ein und forderte längst überfällige belastbare Studien. Sein Fazit: „Wir wissen, dass wir zu wenig wissen! Man kommt sich vor wie in einem großen Feldversuch an uns selbst!” Schöner-Ausblick-Vorstandsmitglied Alexander Stein, Immichenhain, zeigte in seinem Vortrag, welche Folgen WKA-Baustellen für das Landschaftsbild haben und welche Probleme die RP’en Gießen und Kassel in den Flächensteckbriefen für die Elbenröder und die Ottrauer Dick feststellen. Das Wissen um die Existenz zahlreicher windkraftsensibler Tierarten, des vorhandenen Quell- und Wasserschutzgebietes zwinge dazu, mit besonderer Sorgfalt die naturschutzfachliche Eignung zu untersuchen. Aus Sicht des Vereins sei gerade auch wegen der sich addierenden Wirkung mehrerer Windparks eine sogenannte Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) erforderlich. Gleich mehreren Dörfern drohe eine Umzingelung. Spaziergänger sollten relevante Feststellungen geschützter Tierarten dokumentieren und dem Verein mitteilen. Der Elbenröder Vogelkundler Norbert Szudmak bestätigte spontan die vorhandene Artenvielfalt der Dick, etliche Rotmilane, den Kranich-Zug und sogar die Existenz des Uhus und der Wildkatze. Moderator Jörg Köhler beleuchtete ein fatales Szenario: Durch gutachterliche Stellungnahmen eines Biologen sei für das Gebiet „Gleiche” ganz konkret zu befürchten, dass für den Fall eines Baus der Anlagen durch Schwermetallausspülungen aus den Fundamenten das Grundwasser im Bereich des Hattendorfer Tiefbrunnens gefährdet sei; es stelle sich für den Bereich der Dick die Frage, ob diese Gefahr für das Elbenröder Trinkwasser nicht in gleicher Weise gegeben sei. Damit wurde eine lebhafte und ausgiebige Diskussionsrunde eingeläutet. Georg Johenning, Ruhlkirchen, bestätigte die Lärmbeeinträchtigungen der dortigen WKA, begleitet von einem beachtlichen Wertverfall der Immobilien. Dirk Oppermann, Lingelbach, unterstrich die Lärmbelastung selbst bei den bisherigen dort vorhandenen kleinen Anlagen, zu denen nun trotz des ablehnenden Votums des Ortsbeirates eine erhebliche Anzahl doppelt so großer Anlagen hinzugebaut werden solle. Udo Bongartz, Ottrau, forderte mehr Forschung mit dem Blick auf den Menschen im Vordergrund sowie den Bau von Anlagen da, wo es sich bei entsprechendem Windvorkommen auch tatsächlich rentiere: „Man baut ja auch keinen Skilift in die Wüste!”, so Bongartz. Im Zusammenhang mit der Wirtschaftlichkeit führte Dr. Ahlborn aus, dass 80 % der WKA die zuvor geschönten prognostizierten Erträge nicht erreichen und dann im Betrieb defizitär sind. Es entspann sich ein höchst interessanter Disput Ahlborns mit dem Ottrauer Bürgermeister Norbert Miltz, der die geplante Beteiligung der Gemeinde Ottrau am Windpark Gleiche zu verteidigen versuchte. Dr. Ahlborn: „Wenn Anleger schön gerechnete Prognosen präsentiert bekommen, die dann wie bei den allermeisten hessischen Windparks nicht zutreffen, grenzt das an Wirtschaftskriminalität!” Die Schöner-Ausblick-Vorsitzende, Dr. Sachiko Scheuing, verwies in ihrem Schlusswort auf das bisher vom Verein Erreichte und appellierte an die Berfaer Bürger, sich angesichts der aufgezeigten Umstände gemeinsam mit dem Verein zu engagieren, damit man auch weiterhin einen Schönen Ausblick genießen könne. Gerd Ochs Pressesprecher Schöner Ausblick e.V. |