Am 13. Dezember 2020 fanden sich Vertreter der vorpommerschern Vernunftbürgerschaft zum nunmehr einhundertsten Mal (!) an der Friedländer Wiese ein – einem ökologischen und landschaftlichen Juwel, das zur Windkraftindustriezone degradiert werden soll.
Der Nordkurier berichtete über den ausdauernden Protest.
Die Rede der Organisatorin Frau Angelika Janz finden Sie hier:
Rede von Angelika Janz | ||
100. Mahnwache an der B 109 für Artenschutz Hundert Samstage sich einfinden an immer derselben Stelle, Abgase einatmen, ausgestattet mit den kleinen oder größeren Mahnungen, Stellungnahmen – für.….ja für den Artenschutz, der zugleich Heimatschutz ist, daran gibt es keinen Zweifel. Ich höre den zynischen Protest derer, die uns nicht ernst nehmen wollen: Heimat, das kommt von rechts, aber verdammt noch mal, warum kam das Wort Heimat ins politische Wörterbuch rechter Gesinnung? Jeder von uns übt sein demokratisches Recht aus, von der Verfassung geschützt, und für manche ist dieses Recht zur verantwortungsbewussten frei auferlegten Pflicht geworden. Das Wort HEIMAT derartig zu definieren, ist, als habe man den Leuten ihr vertrautes Zuhause genommen, denn es gibt kein besseres oder anderes Wort dafür. 100 Mal eine Stunde lang hier stehen, zu allen Jahreszeiten, bei Wind und Wetter, aus allen Schichten, Berufen, allen Alters: Für den Artenschutz und gegen einen industriellen Energiepark in der FGW, im Moldenhauer Bruch als Teil der Wiese – genau in einem Gebiet, über das seit Jahrhunderten abertausende Zugvögel wochenlang ihre Routen verfolgen, in dem zahlreiche Vogelarten auf der Gefährdungsliste stehen, in dem trotz intensiver Landwirtschaft ein einzigartiges Naturgebiet in Vorpommern existiert. K.D. Stegemann, der seit Jahrzehnten täglich in die Wiesen zum Kartieren und Zählen fährt, weiß, was hier an wertvoller Natur zerstört wird. Kann das falsch sein, politisch und moralisch verwerflich, für Artenschutz einzustehen und ihn zu verteidigen, ist das “angemaßt”, wie man uns das vorwirft? Wem außer der Wirtschaft schadet es, wenn man sich für etwas Gutes einsetzt außer denen, die genau das vernichten und Profit daraus schlagen wollen? Allein die Wirtschaft treibt die Energiewende voran, assistiert von den Lobbyisten und Machtmenschen der Politik. Man muss schon eine Menge Hoffnung, Zuversicht und Liebe zu seiner heimatlichen Umgebung in sich tragen, um immer wieder hier zu stehen, Samstag für Samstag. Und man macht es uns allen nicht leicht, denn man wirft uns Missbrauch des Artenschutzes vor, missbräuchlich angeeignet hätten wir uns den Artenschutz, und das müsse ein Ende haben, so die Windkraftlobby und ihre politischen Unterstützer. Ja, wir haben ihn uns angeeignet, den Artenschutz, wir haben viel über unsere Umwelt, die Natur und ihre Arten, den Artenschutz in den letzten Jahren dazu gelernt und das Leben der uns umgebenden Natur wurde in unserem Leben, für unsere und die Zukunft unserer Kinder und Enkel immer deutlicher und wichtiger. Jährlich sterben mindestens 250.000 Fledermäuse, angelockt von den roten Blinklichtern durch Windkraft, 1200 Tonnen an Insekten, das entspricht fünf bis sechs Milliarden Heuschrecken, Bienen, Wespen, Zikaden und Käfern an j e d e m Tag. Mehrere Hunderttausend Möwen, Tauben und Enten, Störche, aber auch seltene Greifvögel wie Rotmilane und Wanderfalken haben keine Chance gegen Rotorblätter, die an der Spitze mit fast 400 Kilometern pro Stunde durch die Luft schneiden können. Allein 158 Seeadler fielen in den letzten 3 Jahren Windrädern zum Opfer, bei aktuell nur rund 800 Brutpaaren in Deutschland. Die Dunkelziffer ist hoch, denn die gehäuft überfahrenen Wildtiere nahe Windparks zeugen davon, dass die getöteten Vögel gezielt gleich gefressen werden. Wir wissen, dass die Rotoren der rund 31.000 Windenergieanlagen in Deutschland eine Fläche von ungefähr 158 Millionen Quadratmetern Luft bewegen. Windkraftanlagen beeinflussen so auch das Mikroklima und erwärmen die örtliche Atmosphäre verstärkt. 3,2 Milliarden Kilowatt Geisterstrom, ungenutzter Strom, wurden allein zwischen Januar und März 2019 produziert, das entspricht einem Heizbedarf von 100.000 Haushalten im Jahr. Viele haben es erkannt: Um etwas Sauberes herzustellen, muss man einen schmutzigen Weg gehen, Greenwashing wird es genannt. Wir haben erfahren, dass grüne Energie wie Hochleistungswindkraft nicht grün, sondern weitgehend schmutzig ist – man setzt alles auf ihre Zukunft und verschweigt die Herkunft. Weil sie ohne andere Energien, ohne wertvolle Rohstoffe und seltene Erden, ohne Zerstörung von Menschen- und Tierleben, von Landschaft und ohne Vernichtung der Heimat anderer Menschen in anderen Ländern nicht auskommt. Wir erfahren von Wissenschaftsinstituten und Umweltforschern, dass unsere scheinbar Grüne Energie wertvollste Ressourcen ausbeutet und für den Abbau der notwendigen Rohstoffe die Energie neu gebauter Kohlekraftwerke errichtet werden. Vor allem in China. So wird das wirtschaftliche Wachstum weiter befördert, der Konsum und die Energiesteigerung verantwortungslos anstachelt, ja, moralisch Druck ausgeübt auf die, die aussteigen wollen aus dem Zwang, bis ins Unendliche weiter zu konsumieren und immer teurer werdende Energie zu verbrauchen. Dass den Windrädern noch ein langes Leben beschieden sei, wünschte der bayerische Ministerpräsident kürzlich im Bundestag. Nein, er wünschte es nicht den Lebewesen, den Menschen und Tieren, nicht den noch lebenswerten Landschaften. Seltene Metalle, seltene Erden wie Neodym, Lithium, Kalium, Magnete für Windradrotoren und Fotovoltaik zerstören die Heimat vieler Menschen z. B. im Kongo, in Chile und in China. Ein normales Windrad benötigt 20 Tonnen Aluminium und 500 Tonnen Stahl, und sind gar Speicher geplant, was noch selten ist, tonnenweise Kupfer, und dieser Rohstoff wird jetzt schon knapp. Dazu verbraucht man zum Abbau 2000 Liter Wasser in der Sekunde, die Grundwasserspiegel sinken enorm, die Menschen müssen ihr Wasser teuer kaufen – andere Menschen auf anderen Kontinenten zahlen. Die Luft dort ist gesättigt mit hoher Konzentration von Schwermetallen, die Arbeiter sterben für unsere Scheinheiligkeit an sauberer Energie mit 40 Jahren an Krebs, und besonders auch für die künftigen Elektroautos mit ihren Lithium-Batterietechnologien. Grüne Energie – das ist wie eine Wachstum- und Energiesteigerungs-Religion, für die die Gesellschaft später genau so bezahlen muss wie für das ungeklärte Recycling der Atommeiler. 30.000 t pro Jahr an Windkraftschrott liegt jetzt schon herum, weil ihr Recycling zu teuer ist. Parkbänke könne man aus den geschredderten Werkstoffen herstellen, hört man von den Herstellern. Brauchen wir Parkbänke von 20.000 Windrädern die demnächst unbrauchbar werden? Auch hierfür braucht es übrigens Energie. Dieser Strom ist schmutziger Strom, mit seiner Herstellungs-Herkunft aus Kohle, Erdöl, Gas und Atomstrom. Global gesehen verbraucht die Herkunft der Windräder mehr CO2, als sie je einsparen wird. Aber nein, der Ruf nach Arbeitsplätzen übertönt alles und rechtfertigt scheinbar jede Zerstörung von Natur und Versiegelung von Landschaft. Wir sagen konsequent NEIN zu jeglicher Windkraftanlage in der Friedländer großen Wiese und im Moldenhauer Bruch, nein zu allen Plänen von Schwerin, Greifswald, Lübs, Enertrag, Enercon, Torgelow, der Guss und MeLe. Nein zu einer verlogenen und profitgeilen und lebens-zerstörerischen scheingrünen Energiegewinnung, Nein zur Aufhebung des Tötungsverbotes zugunsten der Windkraft. Wir sind viele geworden, die Nein sagen durch Erfahrungs- und Erkenntnisgewinn. Unsere Mahnwache setzt ein deutliches Zeichen für den Artenschutz und gegen industrielle Windparks rund um Ferdinandshof, und – auch das lehrt die Erfahrung – es werden immer mehr! | ||
Berichte zu einigen der 99 vorangegangen Mahnwachen finden Sie hier, hier und hier.