Am 15. Juni 2014 veranstalteten Vernunftbürger aus dem brandenburgischen Bliesendorf eine spektakuläre Rettungsaktion.
Begleitet von künstlerischen Darbietungen und mit köstlichem selbstgebackenem Kuchen sowie eigens komponiertem Liedgut im Gepäck, zogen rund 200 Menschen durch den Wald – und damit für die Natur ins Feld.
Bekanntlich zerstört diese Energiewende das letzte Idyll.
Das überall anzutreffende Hofstätten heißt in diesem Fall Resau.
Resau ist eine winzige Siedlung inmitten eines wunderbaren Waldes zwischen Bliesendorf und Kloster Lehnin. Wer dieses Fleckchen Erde mit wachen Sinnen betritt, der spürt: Es ist ein besonderer Ort, an dem die Uhren einem eigenen Takt folgen.
Genau dort ist sie Wirklichkeit: Die Utopie von menschlicher Existenz im Einklang mit der Natur. Es sind Plätze wie diese, die zivilisationsgestressten Menschen Zuflucht und Entspannung bieten.
Luftlinie nur 60 km weiter östlich, im Berliner Regierungsviertel, schafft eine nicht-durchgeführte EEG-Reform die Grundlage dafür, dass dieses Idyll zerstört wird.
Das an geologischen und faunistischen Besonderheiten reiche Waldgebiet, welches den Ort umgibt, soll zur Industriezone werden. Bis zu 50 Windkraftanlagen werden den Bewohnern Resaus bis auf 600 m Abstand vor das Haus gebaut.
Der Zauber dieses Ortes wird damit unwiederbringlich zerstört.
Jede der Anlagen wird etwa 200m hoch sein und damit die umgebenden Lärchen, Kiefern, Buchen, Eichen, Birken und Robinien um mindestens 150 Meter überragen. Soweit diese Bäume überhaupt noch stehen – denn bekanntlich wird pro Anlage rund 1 ha Wald gerodet. Auch die eiszeitlichen Dünen werden “plattgemacht”, wie ein Regionalplaner den Eingriff treffend beschrieb.
Wer das Glück hat, dieses im 13. Jahrhundert geschaffene Kleinod zu kennen, weiß, dass die unter dem sterilen Titel “WEG-24″ im Regionalplan Teltow-Fläming eingetragenen Pläne eine wahre Katastrophe sind.
Eine Resau-Rettungsaktion ist daher zwingende Vernunftbürgerpflicht.
Dieser Pflicht kamen die von Vernunftkraft-Gründungsmitgliedern Eveline Kroll und Andreas Struck eingeladen Wanderer am 15. Juni nach:
Punkt 10 Uhr startete die Aktion an der Gaststätte Bliesendorf. Den Auftakt bildeten Hermann Bobka (Kreistagsabgeordneter und Stadtverordneter von Werder/Havel) und Sigmar Wilhelm (Ortsvorsteher von Glindow) sowie die Landtagsabgeordnete Dr. Saskia Ludwig. Die Politiker sprachen unseren Freunden Solidarität aus.
“Die Gemeinde steht geschlossen hinter Frau Kroll. Wir sind froh, dass Sie sich so beharrlich für unsere Heimat einsetzen”,
ließ Herr Bobka die Anwesenden wissen und reihte sich damit in die Ehrenliste seriöser Kommunalpolitiker ein.
“Hier sieht man, welcher Irrsinn sich den Weg bahnt, wenn ein Industriesektor völlig losgelöst vom Wettbewerb agieren kann”
erläuterte Frau Ludwig aus übergeordneter politischer Sicht.
Es folgten Gesangsdarbietungen des Chores der Bliesendorfer Landfrauen, die dem Anlass ein eigenes Lied gewidmet hatten. Wenn auch am Anfang das Mikro streikte, so kam die mit Inbrunst vorgetragene Botschaft doch unmissverständlich rüber: Waldsterben darf nicht sein. Diese Pläne akzeptieren wir nicht.
In Versform und etwas anderen Worten unterstrich Georg Ehmke diese Aussage mit seinem nunmehr dritten Gedicht zum Thema.
Den Abmarsch der Karawane in Richtung Resau läutete ein Lied ein, das mittlerweile in der ganzen Vernunftrepublik zum Ohrwurm geworden ist. Purfürst & Wein spielten eine lokal adaptierte Version der Antiwindkraft-Hymne der Rhöner Sauwänzt. Sie können dies hier nachhören:
Die im Original vorgenommene Schelte des Gemeinderates war hier nicht angebracht. In Werder an der Havel sucht Bürgermeister Werner Große das Wohl der Bürger – und das meisterhaft. Trotz Blessur machte er sich auf den Weg nach Resau, dankte unseren Mitstreitern und sicherte die Unterstützung der Stadtverordneten zu. Bliesendorfs Pfarrer Dr. Uecker ließ es sich ebenfalls nicht nehmen, nach dem Gottesdienst dazu zu stoßen und kräftig mitzusingen.
Den Eindrücken, die der sommerlich duftende Wald an diesem herrlichen Junitag lieferte und den Inhalten der kurzweiligen Vorträge zu den faunistischen, geologischen und historischen Besonderheiten, welche die Route und die fachkundigen Wegbegleiter boten, können wir hier mit Worten nicht gerecht werden. Bilder sagen vielleicht etwas mehr.
Auf jeden Fall sagen sie genug, um zu erkennen, dass nur geistlose Banausen und herzlose Technokraten den Wald zwischen Bliesendorf und Lehnin auf das Aktenzeichen “WEG-24″ reduzieren können.
“WEG” steht in bürokratensprech für “Windkrafteignungsgebiet”.
Wer sich ein wenig mit Statistik beschäftigt, sich im einfachen Dreisatz geübt oder sich im freien Denken versucht hat, der weiß, dass es genau so ein Gebiet nirgends gibt. Der Zusatz “XY ungelöst” ist jedem dieser Aktenzeichen korrekterweise anzufügen. Wobei X für Speicherproblematik und Y für Versorgung steht. Eine auf “Windkraft-Eignung” fokussierte Energiewende führt zwangsläufig ins Nichts. Anders als der in Resau realisierte Einklang von Mensch und Natur, ist die Suche nach “WEGs” in Deutschland aus physikalisch-technischen Gründen utopisch.
Doch losgelöst von theoretischen Überlegungen und den Grundsätzen korrekter Aktenführung:
Wer am 15. Juni in Bliesendorf mitwanderte, fühlte, dass die Akte “WEG-24” schleunigst geschlossen gehört.
VERNUNFTKRAFT. war übrigens durch mehrere Mitglieder und Aktive vertreten. In und um Resau erlebten wir viel Geselligkeit und eine Riesenportion Herzblut und Zusammenhalt. Und wir wurden an das Warum erinnert. Danke, Eveline!
Ein besonderes Highlight war die Erstaufführung eines unsere Nerven treffenden Liedes von Purfürst & Wein. Wir haben uns sogleich die “Erstveröffentlichungsrechte” gesichert und freuen uns, Ihnen bald neue Klänge präsentieren zu können.