Neues aus der Denk-Fabrik
Dass die Energiewende-Politik ins Nichts führt und auf dem Weg dorthin in unseren Landschaften eine Spur der Verwüstung hinterlässt, spricht sich langsam herum. Der rasante Ausbau von Erzeugungskapazitäten für Zufallsstrom (Fachbegriff: Wahnsinn) gerät langsam, aber sicher an die Grenzen der Akzeptanz. Zweifel werden lauter, vernünftige Stimmen medial präsenter. Für Freunde von Mensch und Natur ist dies eine positive Entwicklung.
Für Subventionsprofiteure und ideologisch motivierte Verfechter einer Politik, die unser Land als Witzfigur erscheinen lässt,
ist diese Entwicklung alarmierend.
Aus deren Sicht also höchste Zeit, das Nebelkerzenarsenal zu plündern.
Eine große Lager- und Produktionsstätte von Nebelkerzen ist bekanntlich die “Denkfabrik” Agora Energiewende, deren steile Thesen mittlerweile die Regierungspolitik bestimmen: Der ehemalige Leiter dieser Denkfabrik und Architekt des EEG hat die Energiepolitik fest in der Hand. Unter Regie von Herrn Rainer Baake wurden konsequenterweise alle Nachteile der Energiewende unterstrichen.
In unregelmäßigen Abständen treibt die Denkfabrik nun jeweils ein neues sprichwörtliches Mutterschwein durch ländliche Siedlungen. Ziel und Stoßrichtung, mit der die “neue Sau” seitens Agora “durch’s Dorf getrieben” wird, ist klar: Der Politik ihres Vordenkers pseudo-wissenschaftliche Schützenhilfe zu geben.
Nachdem aus ähnlicher Richtung zuletzt die Turbo-Energiewende gefordert wurde, ist der neueste Agora-Streich nun noch dreister:
Mit den in dieser “Studie” vertretenen und am 16. September 2014 medial breit gestreuten Behauptungen hat die Denkfabrik einen neuen Rekord in Realitätsleugnung aufgestellt. Zumindest in der Klasse der steuerfinanzierten Institute. Die Behauptung, dass es keinen Speicherbedarf gäbe, ist schlicht grotesk.
“Wir haben keine Lösung, also ignorieren wir das Problem” scheint die Strategie zu sein. Die Umsetzung dieser Strategie erfolgt nach dem Prinzip “besser eine starke Behauptung, als ein schwacher Beweis.”
Der ehemalige Energiekommissar Oettinger illustrierte die Dimensionen des Speicherbedarfs unlängst sehr anschaulich:
Um die Launen des Zufallstroms aus Windkraft und Photovoltaik – den “Säulen der Energiewende”, die zusammen mit 2 Prozent zu unserer Energieversorgung beitragen – auszugleichen, haben wir einen Speicherbedarf, dessen Volumen dem Inhalt des Bodensees entspricht. Speicherkapazitäten haben wir im Umfang von einem Glas Wasser.
Angesichts dieser Dimensionen ist es unmöglich, den Zappelstrom zu bändigen.
Die “Studie” führt nun auf rund 140 Seiten aus, dass der Ausbau trotzdem einfach so weiter gehen kann und sich überhaupt nichts ändern muss, wenn
1. Fossile Kraftwerke weiterhin im Hintergrund arbeiten und mehr davon gebaut werden.
Anm.: Dies kann dank der privilegierten Einspeisung von EEG-Strom bald nur noch durch neue Subventionen sichergestellt werden. Stichwort: “Kapazitätsmärkte”.
2. Wir nur dann Strom verbrauchen, wenn ausreichend Sonne scheint/Wind weht.
Anm.: Das Stichwort lautet “Flexibilisierung der Nachfrage” und ist ein Euphemismus für Rationierung.
3. Die Batterien von Elektroautos zusätzliche „Flexibilität“ herstellen können.
Anm.: Wer diese Autos zu welchen Kosten produziert und kauft, bleibt ein Rätsel. Wieso diese Batterien dann nicht als Speicher gelten, ebenso. Jedenfalls müssen diese Autos vom Himmel fallen und Mobilitätsbedürfnisse hinten angestellt werden. Wenn der Nachbar waschen will, muss die Fahrt ins Grüne verschoben werden.
4. Das Ausland uns weiterhin ausreichend Strom bedarfsgerecht zur Verfügung stellt.
Anm.: Dass der Status Quo in Sachen Energiewende auf dem Verschenken von Zufallstrom ins Ausland und dem teuren Import von bedarfsgerecht produziertem Kohle- und Kernkraftstrom beruht, scheint die Denkfabrikanten nicht zu stören. Fessenheim soll offenbar auf ewig am Netz bleiben.
Was wir machen, wenn
- unsere Nachbarn das ihnen von uns aufgezwungene Spiel nicht mehr mitspielen möchten oder
- wir uns das regelmäßige Verschenken teuer subventionierten Stroms nicht mehr leisten können oder
- die Industrieunternehmen nicht mal so eben ihre Produktion hoch- und runterfahren können oder
- sich statt an den Phantasien der Denkfabrikanten lieber an den Wünschen der Kunden oder am internationalen Wettbewerb orientieren möchten,
ist nicht Gegenstand der “Studie”.
Zentrale Aussage dieses Denkproduktes:
Eine “Energiewende”, die wie bisher “funktioniert”, braucht keine Speicher.
Falsch liegt die Studie insofern nicht.
Ein Auto, das nicht fahren soll, braucht schließlich auch keinen Tank.
Die Antwort auf die Frage
“Was ist von einer Studie einer Agentur zu halten, die das politische Kind ihres ehemaligen Chefs beurteilen soll?”
ist gleichlautend mit der Frage nach dem letztlichen Zielort der durch diese Studie flankierten energiepolitischen Geisterfahrt:
Seriöse Abhandlungen zur Energiewende-Politik im Allgemeinen sowie zur Speicherproblematik im Speziellen finden Sie unter der Rubrik “Top-Beiträge”, links auf unserer Seite.