Am 24. April 2014 berichtete der Norddeutsche Rundfunk über einen lokalen Konflikt in Mecklenburg-Vorpommern.
Dieser Bericht ist illustrativ für ungezählte ähnliche Fälle, in denen der Wettlauf um EEG-Subventionen als vermeintliche Wirtschaftsförderung (Stichwort: regionale Wertschöpfung) missverstanden und einer sich selbst tragenden wirtschaftlichen Entwicklung der Boden entzogen wird. Der Bericht aus Linstow wirft ein Schlaglicht auf einen noch völlig unterschätzten Konflikt, der angesichts der im EEG beschlossenen Ausbaukorridore für Windkraftanlagen – alias irrationale Sakralbauten – in den nächsten Jahren immer häufiger auftreten wird.
Der hier beschriebene Fall ist insofern ein Vorbote großen Ungemachs: Wellness und Naturerlebnis wird in dem Deutschland, das die Energiewende-Politik gerade erschafft, mittelfristig immer schwieriger möglich sein. Die entsprechenden wohlfahrtsmehrenden Geschäftsmodelle werden systematisch untergraben. Für Nichts, wohlgemerkt.
Der bemüht ausgewogene NDR-Bericht lässt an einer entscheidenden Stelle leider etwas analytische Klarheit vermissen. So wird die ökonomische Fragwürdigkeit des Windkraftvorhabens damit begründet, dass für den Windpark ein Jahresumsatz von 10 Millionen Euro kalkuliert werde, das Unternehmen des Herrn Van der Falk hingegen 20 Millionen Umsatz pro Jahr mache. Dieser Vergleich taugt nicht für eine ökonomische Abwägung. Berücksichtigt werden muss hierfür nämlich die Wertschöpfung und nicht der Umsatz.
Exkurs: Wertschöpfung vs. Umsatz Wertschöpfung findet statt, wenn ein Produzent eine Ware oder Dienstleistung erstellt, für die ein Konsument bereit ist, einen Preis zu zahlen, der über den Kosten liegt, die dem Produzent entstanden sind. Der Nutzenzuwachs, dem eine Zahlungsbereitschaft entspricht, übersteigt also den Wertverlust (Materialverbrauch, Erschöpfung der Arbeitskraft etc.) bei der Produktion. Die Produktion schafft einen volkswirtschaftlichen Mehrwert. Umsatz ist das Produkt aus Menge und Verkaufspreis der abgesetzten Waren und Dienstleistung. Der Umsatz lässt nicht einmal einen Rückschluss zu, ob das Unternehmen betriebswirtschaftlich profitabel arbeitet, dafür wäre der Gewinn ( = Umsatz minus Kosten) die maßgebliche Größe. Eine Aussage über die volkswirtschaftliche Sinnhaftigkeit kann anhand des Umsatzes erst recht nicht getroffen werden. Im Fall oben ist davon auszugehen, dass Herr van der Valk volkwirtschaftlichen Mehrwert schafft: Seine Gäste kommen freiwillig und zahlen einen Übernachtungspreis, der die Kosten des Herrn van der Valk übersteigt. Herr Valk kann sich am Markt behaupten, Mitarbeiter einstellen, Steuern zahlen, zwischendurch selbst mal irgendwo Urlaub machen und Ausgaben tätigen…Das Unternehmen mehrt die volkswirtschaftliche Wohlfahrt. Der Windparkbetreiber hingegen erzeugt ein Produkt, dessen Herstellung deutlich teurer ist, als das, was die Stromkunden zu zahlen bereit sind. Die Stromkunden werden jedoch über das EEG zur Abnahme zum überhöhten Preis gezwungen. Der gesamte EEG-Strom des Jahres 2012 hat die Stromkunden ungefähr 20 Milliarden gekostet und war ungefähr 3 Milliarden wert. Man muss kein Rechenkünstler sein, um zu erkennen, dass der Windpark ‑völlig losgelöst vom Umsatz- volkswirtschaftliche Wohlfahrt mindert. |
Die Argumentation der Regionalplanung lässt sich besser verstehen, wenn man im Hinterkopf hat, worum es aus verengter, allein auf kurzfristigen Mittelzufluss gerichteter Perspektive geht:
Dass die Energiewende-Politik dem Tourismus jetzt schon zusetzt, bestreiten nur die Unersättlichen. Deren Propaganda-Zentrale, die Agentur für Erneuerbare Energien, hat eigens dazu eine Auftragsarbeit an den Reiseverlag Baedeker vergeben.
Der bestellte Reiseführer zielt darauf, den Menschen das ästhetische Empfinden abzugewöhnen und sie auf die “schöne neue Welt der Erneuerbaren” einzustimmen.
Dass ein solches Unterfangen, das ausschließlich die Profitinteressen der vom EEG abhängigen Unternehmen publizistisch und kunst(v)erzieherisch flankieren soll, mit Steuergeldern finanziert wird, ist ein Skandal, an dessen Oberfläche wir hier nur durch bloße Nennung des Sachverhalts leicht kratzen wollen:
Die “Agentur für Erneuerbare Energien” wird von den Unternehmen und Verbänden der EEG-Branchen betrieben. Die Agentur zeichnet ein ideologisches Zerrbild unseres Landes und wird durch die Bundesministerien für Umwelt und für Landwirtschaft finanziell gefördert.
Die von ebendieser Branche gezeichnete Realität sieht so aus:
ERNEUERBARE ENERGIEN ERLEBEN – FERIEN IM EEG-STAAT
Bitte beachten Sie den Wohnwagen links im letzten Bild.
Nach Lesart der “Agentur für Erneuerbare Energien” sind diese Urlauber extra ins kurhessische Bergland gereist, um die hier im Aufbau befindlichen Stahlgiganten (alias Energiezwerge) zu besichtigen. Unsere Vermutung: Diese Urlauber suchten Natur und Erholung.
Das war jedenfalls das Motiv, das Hermann Dirr in den Naturpark Vogelsberg führte.
Herrmann Dirr ist am Ende seines Berufslebens aus dem tiefsten Ruhrgebiet in den Naturpark Vogelsberg nach Mittelhessen gezogen. Hören Sie ihm gerne zu (unten play-Taste drücken).
Natur und Erholung sind in Deutschland immer schwieriger zu finden.
Zur Erinnerung: Um allein ein Viertel des deutschen Strombedarfs mit Windkraft zu decken, müssen von Berchtesgaden bis Norderney und von der Lorely bis in den Oderbruch alle 7,3 km Ansammlungen von 10 Windkraftanlagen errichtet werden.
Auf diesem Weg ins Nichts befinden wir uns.
Höchste Zeit, umzukehren.
Der EEG-Staat gehört abgeschafft, das Reiseland Deutschland erhalten.