Sternfahrt zur Platte in St. Peter
(Hochschwarzwald)
Einer Einladung des Landesverbandes der baden-württembergischen Bürgerinitiativen gegen Windkraftanlagen in Natur- und Kulturlandschaften folgend, trafen sich etwa 200 Windkraftgegner trotz strömenden Regens und dichten Nebelschwaden am Samstag, dem 22. März 2014 ab 12.00 Uhr auf dem Hof von Wolfgang Saum, um gemeinsam unter dem Motto
„Energiewende – so nicht!“
gegen den WKA-Wahn zu demonstrieren. Nach dem Willen der grün-roten Landesregierung soll bis 2022 die Zahl der Windkraftanlagen im Land verdreifacht werden.
Saum, einst begeisterter Windkraftbefürworter, kämpft nach eigenem Bekunden mit massiven gesundheitlichen Folgen durch die inzwischen neun Windkraftanlagen, die rund um seinen Hof wie Pilze aus dem Erdboden geschossen sind und zieht nun mit großer Entschiedenheit gegen die Windkraft zu Felde. Vor 16 Jahren gab der Diplom-Ingenieur sein Einverständnis zum Bau drei kleiner WKA (Typ Nemicon) auf seinen Grundstücken – inzwischen haben sich sechs weitere große WKA (Typ Enercon E40/E70/E101) im Abstand zwischen 380 und 1.230 m zu seinem Wohnhaus hinzugesellt.
Es erfolgte ein regelrechter Zubau der Landschaft durch die Nachbargemeinde, da diese Region als vorbelastet galt. Trotz wiederholtem Einspruch gegen die Lärmbelästigung, den Schattenwurf sowie die Unwirtschaftlichkeit konnte der Errichtung dieser Großwindanlagen kein Riegel vorgeschoben werden.
Seit 50 Jahren lebt Saum mit seiner Familie auf der Platte oberhalb von St. Peter, sieben Jahre davon wacht er nun regelmäßig nachts auf, weil er vom Dröhnen der Anlagen geweckt wird und nicht mehr einschlafen kann. Ein regerechtes Horrorszenario, das seinen Höhepunkt findet, wenn es so richtig regnet und stürmt. Als Steuerzahler habe er ein Recht auf die Bewahrung seiner Gesundheit, sagt der Familienvater und fügt hinzu, dass nicht nur der Mensch geplagt wird, sondern er berichtet auch von Fehlgeburten bei Tieren an den Standorten der Anlagen, ja von ganzen Tiergattungen, die gravierend gestört den Wald verlassen hätten und seitdem nicht mehr dort existieren würden. „
Ich gehe jetzt in die Offensive“ schwört Saum. Sein Besitztum habe laut Immobilienmakler inzwischen eine 70prozentige Wertminderung erfahren. „Wir brauchen keine Energie, die kommt und geht, wann sie will. Für mich ist jeder Tag, an dem kein Wind weht, ein guter Tag“ resümiert Saum und fügt hinzu, dass er überlege, irgendwo ein Zimmer zu nehmen, um endlich wieder einmal ruhig durchschlafen zu können.
In diesem Zusammenhang kam auch Bernhard Voigt, Facharzt für Arbeitsmedizin, mit einer Abhandlung über die gesundheitlichen Schäden durch Infraschall zu Wort. Das so genannte „Wind-Turbinen-Syndrom“ (WTS), über das etwa 25 bis 30 Prozent der Anwohner klagen, die in der Nähe von Windkraftanlagen leben, umfasst mehrere typische neurologisch-physiologischen Symptome: Neben Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Druck auf den Ohren, kann es zu Tinnitus, Schwindel und Zittern kommen und sich in Übelkeit und Erbrechen entladen. Sehstörungen, Herzrasen, Nervosität und Panikattacken seien ebenfalls ein gemeinsames Krankheitsbild.
Angesprochen wurde auch das Zerwürfnis zwischen betroffenen Anwohnern und ganzen Gemeinden. Hans-Jörg Oehm, Vorsitzender der BI zum Schutz des Hochschwarzwaldes fügte hinzu, dass die Windkraftanlagen nach dem Sankt-Florians-Prinzip vor allem an die Gemeindegrenzen gebaut würden, was sicher nicht zum fruchtbaren Miteinander beitrage.
Unterschriftenaktion in Forchheim (Fränkische Schweiz):
Dem Regenwetter zum Trotz skizzierte die Bürgerinitiative „Gegenwind Effeltrich-Pinzberg-Poxdorf“ am Samstag, dem 22. März 2014 ab 10.00 Uhr an einem Info- und Unterschriftenstand in der Forchheimer Fußgängerzone die besondere Problematik von Windindustrieanlagen.
Angefangen bei der massiven Zerstörung der Natur, dem Töten von Vögeln und Fledermäusen sowie dem teilweise immensen Wertverlust von Immobilien bis hin zu den gesundheitlichen Risiken – die bedauerlicherweise noch immer von den bayerischen Behörden abgestritten werden -, konnten sich interessierte Passanten über die Ineffektivität dieser Energieform ausführlich informieren. Neben Datenblättern und Statistiken wurden Informationsschriften über das Schwachwindgebiet am Lappberg sowie fragwürdige Leistungsberechnungen der Betreiber ausgelegt.
Das Modell einer Windkraftanlage im Maßstab 1:86, vor der drei unterschiedlich große Figuren postiert waren, rief immer wieder Staunen hervor. Nur wenige Passanten tippten richtig, dass die 2 cm große Figur maßstabsgerecht zu dem 2.30 m hohen Windrad passte, während die 5cm und 8,5 cm großen Figuren interessanterweise viel eher in Betracht gezogen wurden. Einsetzender Dauerregen zwang leider zum vorzeitigen Abbauen des Info-Standes.
Waldbegehung in Creglingen
Mehr Glück mit dem Wetter hatten die Vernunftbürger aus dem schwäbischen Creglingen. Dort ist der Kolsterwald von der Windkraftindustrie bedroht. Über die Gefahren für die Tierwelt und den Verlust an Erholungs‑, Erlebnisraum und Lebensraum klärte die Bürgerinitiative “Rettet den Klosterwald” im Rahmen einer Waldbegehung auf.
Inge Braune berichtet:
An einer Wanderung durch den bedrohten Wald nahmen rund 200 Teilnehmern teil. Eckehard Bach von der Creglinger Bürgerinitiative “Rettet den Klosterwald” freute sich über das große Interesse. Alte und junge Menschen schlossen sich der Begehung an, mit Kind, Hund, Kinderwagen. Dem Infozug voran lenkte Kutscher Walter Mehrer aus Niedersteinach sein Haflinger-Gespann – falls jemand unterwegs schlapp machen würde.
Zwar hatten sich Landrat Reinhard Frank und Creglingens Bürgermeister Uwe Hehn wie auch einige Mitglieder des Creglinger Gemeinderats aus Termingründen entschuldigt, aber dafür kamen neben vielen Creglingern auch die Vertreter zahlreicher Bürgerinitiativen aus dem Umland. Angereist waren sie aus Apfelbach-Althausen, Michelbach, Langenburg, Kirchberg-Ruppertshofen, Boxberg und Königheim – teilweise ausgestattet mit Plakaten, die sie auch auf der knapp fünf Kilometer langen Wegstrecke durch den Klosterwald mitführten.
Norbert Heisig ist Förster im Ruhestand. Lange betreute er das Revier Herbsthausen. “Ohne Wald wäre die Welt Wüste”, sagt er. Er dient nicht nur als Sauerstofflieferant, Luftfilter und Wasserspeicher, sondern auch als Temperaturregulativ, als Bau- und Heizstoff, Tieren als Lebens- und Menschen als Erholungsraum.
All das sieht er gefährdet – und spricht für viele seines Standes, die, so Heisig, “nichts sagen dürfen”. Sehr besorgt ist er um den in weitem Umkreis einzigartigen Klosterwald mit seinen selten gewordenen Lärchenalleen, dem alten Eichenbestand und dem Totholzreichtum: ein einziger toter Eichenstamm, erklärt er, biete für bis zu 500 verschiedenen Lebensformen die ökologische Nische. Er fürchtet nicht nur Kahlschläge, sondern auch den zur Errichtung der Windräder erforderlichen Wegebau. Im Hunsrück hat er nachgemessen: Durch die 80 Zentimeter dicke Schotterschicht wachse lange, lange nichts mehr, erklärt er den Teilnehmern der Waldbegehung.
Den vollständigen Bericht aus Creglingen und weitere Bilder und Hintergründe finden Sie hier.