Im Nachgang zum Windkraft-Gipfel in Warnemünde wurden den VERNUNFTKRAFT.-Referenten seitens kritischer Zuhörer einige schriftliche Fragen gestellt. Die entsprechenden Antworten von Nikolai Ziegler und Detlef Ahlborn finden Sie hier.
1. “Wenn aus Ihrer Sicht die Energiewende gescheitert ist, wie sollen wir aus Ihrer Sicht ausreichend Strom ohne AKW produzieren?” | ||
Solar- und Windkraftwerke sind nicht in der Lage, in jedem Augenblick ausreichend elektrische Leistung bzw. Strom zur Verfügung zu stellen. Weil es windstille Nächte in ganz Deutschland gibt, liegt die sicher zur Verfügung stehende Leistung dieser beiden sog. Erneuerbaren Energien bei Null. An dieser Tatsache werden noch so viele Windkraftanlagen in Deutschland nichts ändern. Die physikalischen und mathematischen Zusammenhänge werden unter den folgenden Links ausführlich und detailliert diskutiert: https://www.vernunftkraft.de/statistik/ https://www.vernunftkraft.de/windkraft-versus-wuerfeln/ Es ist daher keine Frage von Sichtweisen, sondern elementare Physik und fundamentale Sätze der mathematischen Statistik, die erzwingen, für die demnächst abgeschalteten Atomkraftwerke konventionelle Kraftwerke zum Ersatz der AKW’s zu bauen, schließlich sind Speichertechnologien vom großtechnischen Einsatz weit entfernt. | ||
2. “Wie soll der Energiehunger aufgelöst werden? Und beachten Sie dabei das Energieeinsparpotential (Sowohl bei Strom, Wärme, Verkehr und Wasser) bei rechtlich gesicherten nach den Kriterien des REPV.” | ||
Unser Energiebedarf ergibt sich aus den großen Positionen Strom, Wärme und Verkehr. Dieser Bedarf kann nicht aufgelöst werden, wenn wir nicht auf den technologischen Stand eines Entwicklungslandes zurückfallen wollen. Natürlich gibt es zahllose Möglichkeiten zur Reduzierung des ‚Energiehungers’, etwa durch verbesserte Hausheizungen, effizientere Kraftwerke, sparsame Fahrzeuge. Letzteres bedeutet übrigens vor allem kleinere und leichtere Autos. Technisch sind solche Fahrzeuge längst umgesetzt, wie folgender Link zeigen möge: http://de.wikipedia.org/wiki/VW_XL1 Hierbei möge man bedenken, dass die physikalischen Gesetze zur Verbesserung der energetischen Effizienz von Kraftwerken, Heizungen und Fahrzeugen zur Allgemeinbildung eines jedes Ingenieurs zählen. Am Ende bleibt nur die Frage, welche Lösungen zur Effizienzverbesserung marktfähig sind. | ||
3. “Hätten Sie sich Mitte des 19 Jhd. Auch gegen die Ablösung der Dampflokomotiven engagiert, dass es volkswirtschaftlich Wahnsinn wäre, das Schienennetz zu verstromen?” | ||
Kein Ingenieur und kein Unternehmen kann und wird sich einer Verbesserung der ökonomischen und technischen Effizienz seiner Produkte verschließen. Die Elektrolokomotive ist geradezu ein Paradebeispiel dafür, wie sich die energetische Effizienz durch Zentralisierung der Stromerzeugung verbessern lässt, weil die thermischen Wirkungsgrade eines Großkraftwerks nun mal wesentlich besser sind als die Wirkungsgrade einer Dampflokomotive. Darüber hinaus sind Elektrolokomotiven bei gegebenem Gewicht wesentlich leistungsfähiger als Dampflokomotiven. Welcher Ingenieur wollte sich dem verschließen? Deshalb war es auch volkswirtschaftlich richtig, Bahnlinien zu elektrifizieren. Im Übrigen haben sich Dampflokomotiven in Deutschland erst nach 1950 vom Markt verabschiedet. | ||
4. “Was Herr Ziegler sagen Sie den Menschen, die in der EE Branche arbeiten? Das sie überflüssig sind?” | ||
Was ich Menschen sage, hängt davon ab, was sie mich fragen. Als überflüssig betrachte ich Menschen grundsätzlich nicht – wohl aber Fragen, die einzig auf Provokation gerichtet sind. Unterstellt, die Beschäftigten in allein durch die EEG-Zahlungen etablierten und lebensfähigen Unternehmen und Branchen fragten mich nach dem volkswirtschaftlichen Nutzen ihrer Tätigkeit… …so würde ich den Damen und Herren antworten, dass dieser leider negativ ist. Damit ist keine Aussage über den Fleiß, die Arbeitsqualität oder gar die charakterliche Eignung der Damen und Herren getroffen. Es ist lediglich die Tatsache umschrieben, dass alles, was die Damen und Herren produzieren, (größenordnungsmäßig) Kosten in Höhe von rund 20 Milliarden Euro pro Jahr verursacht, aber nur rund 2 Milliarden wert ist. Die „Wertschöpfung“ ist eindeutig negativ, es handelt sich um Wertvernichtung. Überflüssig sind nicht die Menschen, überflüssig ist das Subventionssystem, welches eine solche gigantische Ressourcenverschwendung ermöglicht. Diese Ressourcenverschwendung ist übrigens noch viel größer, als es in statischer Betrachtung – durch den Vergleich von Kosten und Nutzen des EEG-Stroms – offenbar wird. Mindestens so gravierend ist die durch über 20 Jahre garantierte Abnahmepreise hervorgerufene Fehlallokation produktiver Ressourcen: Die vielen gut ausgebildeten und intelligenten Leute, die sich jetzt auf das Einheimsen von Subventionen und das Verteidigen/den Ausbau von subventionsbegründenden Gesetzeswerken spezialisiert haben, fehlen unserer Volkswirtschaft an anderer Stelle. Beispielsweise in der Forschung oder in anderen selbsttragenden und Werte generierenden Wirtschaftszweigen. Geld und Talente werden in unproduktive Verwendungen gelockt. Das Subventionssystem setzt falsche Anreize und macht träge. Diesen, seitens des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Lage wiederholt vorhergesagten, Effekt hat die Expertenkommission des Bundestages für Forschung und Innovation empirisch bestätigt gefunden. Siehe auch: https://www.vernunftkraft.de/mythos‑7/ https://www.vernunftkraft.de/gutachten-gebietet-gutes-absurdes-abzuschaffen-alternativlos/ | ||
5. “Warum Herr Ziegler beunruhigt Sie der Betrieb von Windenergieanlagen in Hinblick auf die Umweltverträglichkeit mehr, als der Betrieb von AKWs und mit welchem Mittel soll man das Strahlenrisiko senken?” | ||
Offenbar wurde ich hier (bewusst?) falsch verstanden. In meinem Vortrag habe ich dargelegt, dass die sogenannte „Energiewende“ das Strahlenrisiko faktisch nicht reduziert und dass der gegenwärtige Ausbau von Windkraftanlagen Schäden an der Natur hervorruft. Die Argumentation kann hier (ab Min. 15) nachvollzogen werden. Die mir mit dieser Frage unterstellte Aussage „Windkraftanlagen sind gefährlicher/schlimmer als Kernkraftwerke“ habe ich nicht getroffen. Für die Beantwortung der Frage, mit welchen Mitteln das Strahlenrisiko zu senken ist, bin ich nicht kompetent. Als Laie erscheint es mir allerdings unter Sicherheitsaspekten keine gute Idee, vergleichsweise sichere und störungsarme deutsche Anlagen Hals über Kopf auszuschalten, um sich dadurch von unsicheren ausländischen Anlagen abhängig zu machen und deren Stilllegung zu verhindern. Am Rande bemerkt, würde ich mich generell sicherer und als Bürger ernst genommener fühlen, wenn derart wichtige Fragen und Aufgaben, wie die Erhöhung der Sicherheit von Kernkraftwerken und die Taxierung und Minimierung entsprechender Risiken, von ausgewiesenen Fachleuten bearbeitet würden. Tatsächlich scheinen mir politische Opportunitäten und Bauchgefühle auf diesem Feld die relevanteren Faktoren zu sein – im Sinne der Sicherheit ist dies m.E. nicht. | ||
6. “Unter welchen Umständen sehen Sie eine Chance für alternative Energien?” | ||
Sogenannte erneuerbare Energien werden Chancen haben, wenn sie am Markt wettbewerbsfähig sind. Davon sind sie heute weit entfernt, sonst müssten sie nicht mit 20 Milliarden Euro jährlich subventioniert werden. Per heute werden Biomasse, Solar- und Windkraftwerke besonders durch gesetzlich geregelte Einspeisevergütungen bevorzugt. Diese Energieformen haben allesamt eine geringe Energiedichte, d. h. der Energieertrag pro Flächeneinheit (Rotorfläche, Anbaufläche, Solarfläche) ist sehr klein. Daraus resultiert ein gigantischer Flächenbedarf bzw. riesige Zahlen für die erforderlichen Windkraftanlagen. Beim derzeitigen Stand der Technologie werden diese alternativen Energien keine Chance haben, weil sie am Widerstand der Bürger scheitern werden. Besser als in der Stromerzeugung sehen die Chancen für alternative Energien allerdings im Bereich der Wärmeerzeugung aus. Der Markt für Solarthermie (die Warmwassergewinnung aus Sonnenstrahlen), für die in Deutschland ein viel größeres Potential besteht, ist durch die massive Subventionierung der Photovoltaik am Wachstum gehindert worden. Die Subventionen des EEG haben den Wettbewerb um die knappe Ressource „Dachfläche“ zugunsten der in ökologischer und ökonomischer Hinsicht schlechteren technologischen Lösung verzerrt. Der Platz an der Sonne gehört nicht der unter den hiesigen Bedingungen besten, sondern der politisch am besten vertretenen Technologie. | ||
7. “Lohnt sich das Speichern dieses Stroms auch bei geringem Faktor (<70% Effizienz)?” | ||
Es gibt keine großtechnisch umsetzbare Speichertechnik. Pumpspeicherkraftwerke sind in großem Umfang nicht umsetzbar, weil uns in Deutschland die Flächen fehlen. Bei dem immer wieder ins Feld geführten Power To Gas Verfahren stehen die Abwärmeverluste schon heute aufgrund von unumstößlichen Naturgesetzen fest. Die Speicherverluste liegen über 70%. Es ist daher technisch und ökonomisch falsch, noch von Speicherung zu sprechen. Im Mittel geht in einem Stromnetz, das mit einem solchen Speichersystem betrieben wird, die Hälfte der einmal geernteten elektrischen Energie verloren. https://www.vernunftkraft.de/power-to-gas/ Um diese Verluste zu decken, müssen die Erzeugungskapazitäten verdoppelt werden. Hinzu kommen die Kosten für den gedoppelten Kraftwerkspark und die Kosten für die Methangas- Erzeugungskapazitäten. Damit ist die Antwort gegeben, ob sich das Speichern „lohnt“. | ||
8. “Was für eine Firma betreibt Herr Ahlborn selbst?” | ||
9. “Herr Dr. Ziegler, die SPD in Mecklenburg-Vorpommern hat eine umfangreiche Studie zu Arbeitsplätzen und Wertschöpfung im Bereich der erneuerbaren Energien erstellen lassen, die eindrucksvoll das Arbeitsmarkt- und Wertschöpfungspotenzial der erneuerbaren Energien für Mecklenburg Vorpommern belegt. Gehen Sie damit konform und würden Sie in den erneuerbaren Energien das gleiche Potential einer Wertschöpfungskette erkennen?” | ||
Wie ich an dieser Stelle in meinem Vortrag darlegte, gehe ich mit dieser Studie nicht „konform“ und halte die dort getätigten Aussagen zu Wertschöpfung und Arbeitsplätzen weder für „belegt“ noch für „eindrucksvoll“. Was die „Wertschöpfung“ betrifft, ist bereits die Begrifflichkeit falsch – siehe Antwort zu Frage 6. Es handelt sich um Einnahmen aus einem Subventionstopf, nicht um durch Produktionstätigkeit generierte Werte. Was die Arbeitsplätze betrifft, so betrachtet die „Studie“ lediglich Bruttoeffekte. Ökonomisch sinnvolle Aussagen zur Beschäftigungswirkung lassen sich jedoch nur anhand einer allgemeinen Gleichgewichtsbetrachtung ableiten. Dass der Nettoeffekt positiv ist, ist mehr als unwahrscheinlich. Den durch EEG-Subventionen geschaffenen Arbeitsplätzen müssen die Entzugseffekte auf andere – selbsttragende – Wirtschaftsbereiche gegengerechnet werden. Zum Einen bewirkt der Windkraftausbau steigende Strompreise (EEG-Zahlungen, Netzentgelte). Dies entzieht der Bevölkerung Kaufkraft und verschlechtert die Produktionsbedingungen für Unternehmen, senkt also Konsum- und Investitionsneigung. Auch die Entwertung von Immobilien im Wirkungsbereich von Windkraftanlagen ist zu berücksichtigen: Wer seine Altersversorgung gefährdet sieht, wird ebenfalls mit Konsumzurückhaltung reagieren. Zum Anderen – und dies ist für das Land Mecklenburg-Vorpommern („MV tut gut“) besonders relevant – wird durch den Windkraftausbau der vitale Sektor des Tourismus direkt gefährdet bzw. geschädigt. Mehr dazu hier https://www.vernunftkraft.de/die-meisten-menschen-moegens-natuerlich/ und in dieser Broschüre des Bundeswirtschaftsministeriums: Alle diese Effekte werden in der genannten SPD-Broschüre nicht einmal erwähnt, geschweige denn seriös geschätzt. In der Studie selbst wird zutreffend auf die „hohe Politik-Abhängigkeit“ der Windenergie verwiesen. Die Branchenlobby selbst bezeichnet das EEG als „Grundgesetz der Windkraft“. Wenn dieses absurde Subventionssystem abgeschafft wird, werden die in der „Studie“ aufgeführten Arbeitsplätze größtenteils schlagartig verschwunden sein. | ||
10. “Hr. Dr. Ahlborn, aus Ihrem Vortrag könnte man folgern, Wind weht in den nördlichen Bundesländern, gerade im Offshore – Bereich mehr und beständiger als in den südlichen Bundesländern. Jetzt könnte man ja sagen, dass gerade deshalb Länder wie Schleswig – Holstein und Mecklenburg-Vorpommern geradezu prädestiniert sind als Standorte für Windkraftanlagen. Stimmt das?” | ||
Weil der Strom im Augenblick des Verbrauchs erzeugt werden muss, sind Windkraftanlagen prinzipiell, gleichgültig an welchem Standort sie gebaut werden, nicht grundlastfähig. Diese Aussage folgt aus der (kubischen) Leistungskennlinie der Propellers (Rotors) und der Tatsache, dass niedrige und hohe Windgeschwindigkeiten selten, mittlere Windgeschwindigkeiten dagegen häufiger vorkommen. In der Konsequenz stehen Windkraftanlagen häufig still und laufen überwiegend im unteren Teillastbereich. Diese Aussagen gelten uneingeschränkt für jeden Standort, ob nun im Binnenland oder an der Küste. Die näheren Zusammenhänge, die sich aus einer wissenschaftlichen Veröffentlichung aus dem Jahr 1977 ergeben, findet man hier ausführlich erläutert. Für eine unterbrechungsfreie und sichere Stromversorgung sind sie prinzipiell nicht geeignet. Den eigentlichen Unterschied zwischen Binnenland- und Küstenstandorten macht der Bereich der mittleren Windgeschwindigkeiten, die häufiger auftreten. Es ist völlig unstrittig, dass höhere mittlere Windgeschwindigkeiten zu höheren mittleren Leistungen und über das Jahr gesehen zu höheren summarischen Erträgen führen. Standorte an der Küste sind deshalb insbesondere prädestiniert für Investoren, weil hier die Subventionen zu höheren Einnahmen führen. Das Problem, eine sichere Leistung bereitzustellen, wird dadurch nicht gelöst. | ||
11. “Welchen Energiemix sehen Sie in den Jahren 2030 und 2050 und welche Rolle spielen dabei die erneuerbaren Energien?” | ||
Aufgrund von fundamentalen physikalischen und mathematischen Gesetzmäßigkeiten wird die Energiewende – so, wie sie zurzeit (rücksichtslos!) vorangetrieben wird – scheitern. Wir werden den Zubau an Wind- und Solarkraftwerken sehr bald stark drosseln. Solar‑, Biomasse- und Windkraftwerke haben die Blüte hinter sich. Weder in 2030 noch in 2050 werden diese Energieformen eine wesentlich größere Rolle spielen als heute. | ||
12. “Ist das Ziel des “Freien Horizont” und der “Vernunftkraft” die Rückkehr zu einem ausschließlich konventionellen Kraftwerksportfolios?” | ||
Wir maßen uns nicht an, bei der zukünftigen Zusammensetzung des Kraftwerksparks bestimmte Ziele zu verfolgen. Als Fachleute und Staatsbürger sehen wir uns dennoch in der Pflicht, darüber aufzuklären, dass es physikalisch unmöglich ist, in absehbarer Zeit aus der konventionellen Energieversorgung auszusteigen. Diese Aussage ist keineswegs ein Ziel, das seitens „Vernunftkraft“ oder „Freier Horizont“ verfolgt wird – sie ergibt sich mit der schlichten Stringenz physikalischer Gesetze aus folgenden unstrittigen Sachverhalten:
Unser Petitum lautet, diese Tatsachen anzuerkennen. Ansonsten spricht sich VERNUNFTKRAFT. selbstverständlich weder für Braun- oder Steinkohle, noch für Kernkraft aus. In unserem Positionspapier finden Sie dies klar dargelegt. Wir sprechen uns überhaupt nicht für irgendwelche speziellen Energieträger und Technologien aus, sondern propagieren gesetzliche Rahmenbedingungen, die das Wohl von Mensch und Natur in den Vordergrund stellen – sprich: eine Rückbesinnung auf das energiepolitische Zieldreieck aus Bezahlbarkeit, Versorgungssicherheit und Umweltverträglichkeit. Nur innerhalb eines stringenten, Technologieoffenheit und Wettbewerb sicherstellenden Ordnungsrahmens kann sich eine Energieversorgungsstruktur entwickeln, die diesen drei Zielen bestmöglich gerecht wird. Wir plädieren für Rationalität, Objektivität und Unvoreingenommenheit. | ||
13. “Wie hoch sehen sie Subventionen bei Atom und Kohlestrom sowie die wahren und zukünftigen Kosten bei dieser Energieform aus?” | ||
Die Stromerzeugung aus Braun- und Steinkohle ist wettbewerbsfähig, die Produktion erfolgt vollständig kostendeckend und für die Unternehmen gewinnbringend. Das heißt, die Kohleverstromung kommt in Deutschland vollständig ohne Subventionen aus und erfolgt auf rein privatwirtschaftlicher Basis. Für die Braunkohle gilt dies uneingeschränkt – sie wird in Deutschland überhaupt nicht subventioniert. Siehe hierzu die Antwort des parlamentarischen Staatssekretärs Beckmann (SPD) an eine Abgeordnete der Grünen vom 11.4.2014: Der Steinkohleabbau hingegen wurde in Deutschland über Jahrzehnte subventioniert. Diese Praxis soll 2019 enden. Die aktuelle Gesetzeslage dazu finden Sie hier: http://www.bmwi.de/DE/Themen/Energie/Konventionelle-Energietraeger/kohle,did=190808.html Wichtig zu wissen ist dabei, dass diese Subventionierung aus rein sozialpolitischen Motiven erfolgt. Es geht darum, den heimischen Steinkohlebergbau zu erhalten – dieser ist gegenüber dem internationalen Wettbewerb nicht konkurrenzfähig. Nicht Kohle als solche, sondern der Steinkohleabbau in Deutschland wurde subventioniert. Mehr dazu hier: Die heimische, subventionierte Steinkohle verdrängt also die wesentlich günstigere Importkohle. Die Stromerzeugung durch Steinkohle wird nicht subventioniert. Anders verhält es sich mit der Stromerzeugung aus Kernkraft. Hier sind in der Tat in Deutschland und auch weltweit beträchtliche Subventionen geflossen. Es ist stark zu vermuten, dass sich Kernenergie unter marktwirtschaftlichen Bedingungen nicht etabliert hätte. Dieser Wikipedia-Artikel stellt diese m.E. im Wesentlichen korrekt dar: | ||
„Addiert man diese Kosten und bezieht sie auf die bis Ende 2006 mittels Kernenergie erzeugte Strommenge von rund 4100 TWh,[108] ergibt sich eine durchschnittliche Unterstützung von 1,5 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh). Betrachtet man nur die im Jahr 2006 wirksame Summe aller quantifizierten Effekte (soweit Angaben vorliegen, einschließlich vereinigungsbedingter Lasten und internationaler Projekte) zur Förderung der Kernenergie, beträgt die Geldmenge 3,7 Mrd. Euro (Währungswert von 2006).[90] Dies entspricht einer Unterstützung (167,4 TWh[110] Strom aus Kernenergie im Jahr 2006 in Deutschland) von 2,2 ct/kWh (Währungswert von 2006). Die Werte sind dabei als untere Grenze zu verstehen, da sich viele Kosten der Kernenergie kaum oder gar nicht konkret beziffern lassen und die Zahlen „längst noch nicht alle öffentlichen Ausgaben zugunsten der Atomenergie“[108] enthalten. Beispielsweise sind Schäden durch Kernenergie in keiner privaten Hausratversicherung abgedeckt,[111] die Kosten weder für den Salzstock Gorleben noch für die Stilllegung der Schachtanlage Asse II bezifferbar.[112] | ||
Für Strom aus Windkraft beträgt die gesetzlich festgelegte Vergütung aktuell 8,9 Cent pro kWh (Anfangsvergütung) und 4,9 ct/kWh (Grundvergütung). Bei einem marktwirtschaftlich erzielbaren Strompreis von rund 3 ct/kWh bewegt sich die Subventionierung pro kWh hier also zwischen 2 und 6 Cent. Ein solcher Vergleich hinkt jedoch beträchtlich, da der in Windkraftanlagen produzierte Strom eine völlig andere, d.h. mindere Qualität hat. Siehe dazu die Antwort auf Frage 1. Grundsätzlich gilt: Vorhersagen bezüglich künftiger technologischer Entwicklungen und Preise sind mit größter Vorsicht zu genießen. Die Atom-Euphorie der 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts sollte hier als warnendes Beispiel dienen. Wie wir heute wissen, erwiesen sich die damaligen Hoffnungen von Politik und Gesellschaft als übertrieben. Wie wir ebenso wissen, wurden Risiken unterschätzt. In einer der heutigen Begeisterung für Windkraft und Photovoltaik & Co. vergleichbaren Euphorie glaubten die Politiker der fünfziger und sechziger Jahre einhellig, dass die Zukunft der Kernkraft gehöre. Man müsse sie nur anfangs genug fördern. Atomminister Strauß träumte von Atomautos und Atomflugzeugen und plante, dass zukünftig 80 Prozent des Stroms aus Kernenergie kommen sollten. In den 1980er Jahren erreichte der Anteil der Atomkraft an der Stromversorgung mit 32 Prozent ihren Spitzenwert. Gerade die Erfahrung mit der Kernenergie verdeutlicht die Gefahren des Versuchs einer staatlichen Steuerung der technologischen Entwicklung. Im Wettbewerb hätte sich diese Technologie mangels Versicherbarkeit ihrer Risiken vermutlich nicht durchgesetzt. Zentrale staatliche Planungsstellen können nicht vorhersehen, welche Ideen risikofreudige Unternehmer und findige Wissenschaftler in der Zukunft haben werden. Genau wie die Atompolitik der 1950er Jahre stellt die gegenwärtige Erneuerbaren-Politik eine “Anmaßung von Wissen” (F. A. v. Hayek) dar. Anders als die heutige blinde Euphorie für die gegenwärtig bekannten „Erneuerbare Energien“-Technologien, konnte die damalige Euphorie jedoch eine naturwissenschaftliche Plausibilität für sich beanspruchen. Dass die Vorstellung, auf Basis der jetzt bekannten Windkraft‑, PV‑, und Biomasseanlagen eine wettbewerbsfähige Energieversorgung aufzubauen, illusorisch ist, haben auch hochkarätige amerikanische Ingenieure nach siebenjähriger intensiver Forschungsarbeit resigniert feststellen müssen. Das entscheidende und unüberwindbare Defizit, das den heute bekannten EEG-Technologien anhaftet, liegt in ihrer geringen Energiedichte. Hieraus leiten sich die ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Probleme ab. Die künftigen Kosten der Stromerzeugung genau abschätzen zu wollen, ist aus den geschilderten Gründen unseriös. Klar ist nur, dass die oft genährte und in dieser Frage mitschwingende Befürchtung, dass die fossilen Energiequellen kurz bis mittelfristig versiegen und deswegen die Preise rapide steigen werden, unbegründet ist. Ebenso wenig wie die Steinzeit aus Mangel an Steinen beendet werden musste, wird das aktuelle Kohlezeitalter wegen eines Mangels an Kohle enden. Die Kernkraft-Enthusiasten hatten seinerzeit die Physik auf ihrer Seite. Aber die Ökonomie und die Gesellschaft wandten sich bzw. waren von Anfang an dagegen. Die Windkraft-Enthusiasten haben die Physik und die Ökonomie gegen sich. Die Gesellschaft wird folgen. Die Konsequenz: Wer sowohl mit Kernkraft als auch mit Kohle und Gas Probleme hat, aber dennoch die jetzt liebgewonnenen Errungenschaften der Zivilisation erhalten möchte, dem bleiben am Ende nur zwei (m.E. simultan zu ergreifende) Handlungsstränge: Effizienz steigern und ohne ideologische Scheuklappen nach echten Alternativen suchen – sprich: die technologieoffene (Grundlagen-)forschung weiter vorantreiben. Was die Effizienzsteigerung betrifft, so sind wir in Deutschland auf einem sehr guten Weg. Unser Energieverbrauch hat sich nicht nur vom Wirtschaftswachstum entkoppelt, sondern ist sogar absolut zurückgegangen. Was die technologieoffene Forschung betrifft, sind wir auf einem verheerenden Weg. Die Forschungsgelder werden immer stärker in Richtung politisch wohlgelittener technologischer Sackgassen kanalisiert. | ||
14. “Wie hoch sind die Subventionen für ein Windrad?” | ||
Der Marktpreis für eine Megawattstunde Strom liegt bei ca. 35 € – ein Windradbetreiber erhält als gesetzlich festgelegte Vergütung rund 90 €. Bei einer Jahresproduktion von 6000 MWh wird ein Windrad also jährlich mit rund 330.000 € subventioniert. | ||
15. “Welche Alternativen zur Energiegewinnung befürworten Sie?” | ||
Zunächst gibt es zur „Energiegewinnung“ aktuell keine Alternative, wollten wir unseren Wohlstand nicht gefährden. Das große Thema lautet „Verbesserung der Energieeffizienz“. Die physikalischen Gesetze, mit denen die Energieeffizienz verbessert werden kann, sind zum Teil seit fast 200 Jahren (!) bekannt. Weiter unten werden Beispiele gegeben. | ||
16. “Wie kann der Atomausstieg und die Reduzierung des CO2 – Ausstoßes auch ohne Windkraft erreicht werden?” | ||
Zunächst werden die CO2- Emissionen durch den Atomausstieg ansteigen, weil es nicht möglich ist, die Erzeugungskapazitäten der Kernkraftwerke bis 2022 durch Windkraftwerke zu ersetzen. Eine mittelfristige Reduktion von Treibhausgasen ist technisch kein Problem. Diese Reduktion ist u.a. möglich durch
Die grundsätzlichen physikalischen Zusammenhänge sind sämtlich bekannt – dazu müssen nicht einmal neue „Technologien“ entwickelt werden. | ||
19. “Wie soll künftig in Deutschland Strom verlässlich, preiswert und umweltverträglich produziert werden?” | ||
Wie in Deutschland zukünftig verlässlich, preiswert und umweltverträglich Strom produziert wird, werden die Märkte und die Technologien der Zukunft entscheiden. Es ist geradezu verwegen, hier langfristige Prognosen oder persönliche Präferenzen auszusprechen. Jedem Besucher dieser Seite sei die Lektüre des Buchs „Die Welt in 100 Jahren“ (Hrsg.: Georg Ruppelt) empfohlen. In diesem Buch haben Visionäre des Jahres 1910 einen Blick in die Zukunft des Jahres 2010 gewagt. Deren Prognosen entlocken uns heute über weite Strecken kaum mehr als ein mildes Lächeln, auch wenn sie in der Lage waren, Entwicklungen wie Radio, Fernseher und Mobiltelefone punktgenau vorherzusagen. |