Im Rahmen der Berichterstattung über die Ansiedlung von Windkraftindustrie in Hessen hat ein Leser der FAZ sich für die Ausführlichkeit und Ausgewogenheit der Berichterstattung in der Qualitätszeitung bedankt. Auf jenen Leserbrief hin erhielt der Lobende diese ebenfalls veröffentlichte Antwort der Redaktion:
Sehr geehrter Herr xx,
vielen Dank für das Lob, auch im Namen von Herrn yy. Ihre Skepsis, was den Bau von Windkraftanlagen im Taunus und im Odenwald betrifft, teile ich. Gerade komme ich vom Urlaub an der Nordseeküste, wo sich die Windräder nahezu 24 Stunden am Tag drehen. Auf der Rückfahrt sahen wir dann manches Binnenland-Rad stillstehen. Warum sich in einigen der schönsten Gegenden Hessens und Deutschlands die Kolosse breitmachen sollen, ist daher nicht leicht zu verstehen. Die Auswirkungen nicht nur auf das Landschaftsbild, sondern – durch Bau und Betrieb – auch auf Flora und Fauna sind enorm. Es ist erstaunlich, wie unumstritten es unter den Grünen inzwischen ist, den Umweltschutz (Vermeidung von CO2-Emissionen) über den Naturschutz zu stellen. Ich kann Ihnen versichern, dass wir die Entwicklung genau verfolgen und dokumentieren werden. Schon in dieser Woche wird sich der Regionalverband abermals mit der Materie beschäftigen. In absehbarer Zeit werden die Standorte immer konkreter benannt werden. Ausführliche Informationen werden Sie in Ihrer Rhein-Main-Zeitung finden.
Mit freundlichen Grüßen,
zz
Der fettgedruckte Satz innerhalb dieser redaktionellen Replik hat VERNUNFTKRAFT.-Mitglied Horst Steinmetz zu einer Klarstellung animiert. Der Leserbrief wurde am 26.8.2013 abgedruckt:
Sehr geehrte Damen und Herren,
Sehr geehrter Herr zz,
Die letzte veröffentlichte Umfrage zur Energiewende hat in erschreckenderweise die bekannte Unwissenheit der Bevölkerung bezüglich der unterschiedlichen Auswirkungen jeder einzelnen Stromproduktionsmethode erneut bestätigt. Deswegen ist es besonders wichtig, dass die zuverlässigste deutsche Zeitung diese Irrtümer nicht unterstützt, sondern hilft, sie abzubauen. Da kommt es auch auf scheinbare Kleinigkeiten an.
Herr zz schreibt am 19.8 13 in seinem sonst beizupflichtenden Leserbriefkommentar: „Es ist erstaunlich, wie unumstritten es unter den Grünen ist, den Umweltschutz –Vermeidung von CO2-Emisionen- über den Naturschutz zu stellen.“
Der Glaube, Stromproduktion mit Wind und Sonne reduziere den CO2-Ausstoß, ist vermutlich der folgenschwerste Irrtum, weil er die Grundlage für alle darauf aufbauenden Fehlschlüsse ist. Deshalb ist es so wichtig, ihn auszuräumen.
Die allgemein bekannte Fluktuation beim Wind und bei der Sonne führt bei der Stromproduktion zu nichtsteuerbaren Unterbrechungen von Stunden, Tagen manchmal Wochen oder nur Minuten, was die tatsächliche Produktionszeit stark reduziert. Um eine Rechengrundlage zu haben, zieht man die realen Produktionszeiten zu sogenannten „Volllaststunden“ zusammen. So kommt man zu Vergleichsmöglichkeiten von X Prozent relativ zu 8760 Jahresstunden, gleich 100%.
Bei der Stromproduktion aus Wind Onshore kann naturbedingt die 20%-Zeitgrenze nicht überschritten werden, (Hessen 16 – 18.5%) Offshore werden voraussichtlich nicht mehr als 25–30% erreicht und bei Photovoltaik war die durchschnittliche Ausnutzung p.a. seit 2004 bei ca. 8% der Zeit. Die Überschneidung der Produktionszeiten von Wind und Sonne beschränkt die Stromproduktion aus Wind und Sonne auf maximal 25% der Zeit. (Volllaststunden) Um die Fluktuation sichtbar zu machen, füge ich eine Lastgangkurve ein
Das führt zur Erkenntnis, der CO2-Ausstoß geht bei 75% der Stromproduktion ungehindert weiter. Während der Wind- und Sonnenstromproduktion, in willkürlich fluktuierenden ca. 25% der Zeit, müssen im Hintergrund die fossilen Stromproduktionsanlagen im Stand-by-Modus, CO2-ausstoßend, mitlaufen.
Je nach Wind bzw. Sonnenprognose werden aus technischen Gründen „Stand-by-Kraftwerke,“ auch unterschiedlich weit bis total, heruntergefahren. Je nach Abkühlungsgrad dauert es 2- 24 Stunden, bis sie wieder Strom produzieren können. Neben dem Stand-by Modus erhöhen diese häufigen Lastwechsel durch die Wärmeverluste den Verbrauch fossiler Brennstoffe, sodass von der erstrebten CO2-Reduzierung durch Wind- und Sonnenstrom fast nichts übrig bleibt, der Saldo so gar in manchen Jahren negativ sein kann. Deshalb ist die Stromproduktion mit Wind und Sonne sinnlos. Für die damit verbundenen gewaltigen ökologischen und ökonomischen Schäden gibt es keine Rechtfertigung.
Auf die Speicherproblematik und die ökonomischen Probleme gehe ich hier aus Platzgründen nicht ein.
Freundliche Grüße
Horst Steinmetz