In der Weihnachts­bä­cke­rei lauert manche Narretei

In der Vorweih­nachts­zeit hat das Backen Hochkon­junk­tur – ebenso das Erzäh­len mehr oder weniger ernst­zu­neh­men­der Geschich­ten. Am heuti­gen 23. Dezem­ber 2022 möchten wir daher eine kleine Parabel erzäh­len. Sie handelt von einem Bäcker in einem saarlän­di­schen Dorf, direkt an der franzö­si­schen Grenze.

 

 

In unserem kleinen Dorf arbei­tet genau ein Bäcker, der jeden Morgen Brötchen für das Dorf backt. Die Nachfrage liegt gleich­blei­bend bei 100 Brötchen pro Tag. Die Versor­gung könnte man also sicher­stel­len, wenn unser Bäcker auch 100 Brötchen pro Tag backen würde. Unser Bäcker ist aber ein grüner Bäcker. Er besteht darauf, dass der Strom für seine Bäcke­rei von dem Windrad in seinem Garten gelie­fert wird. Er backt genau so viele Brötchen, wie er eben Strom an dem entspre­chen­den Tag hat. Natür­lich hat man im Ortschafts­rat schon versucht, mit ihm hierüber zu reden, aber da war nichts zu machen. Er ist überzeugt davon, dass von dem kleinen Dorf aus die Welt geret­tet wird. Und viele Ortschafts­rats­mit­glie­der und der Heraus­ge­ber der kleinen Ortszei­tung kleben an seinen Lippen.

Und so ist es dann eben so, dass er am ersten Tag 200 Brötchen backt, am zweiten Tag 50 Stück. Am dritten Tag bleibt die Backstube geschlos­sen, weil der Wind nicht weht und er keinen Strom hat. Für den Ortschafts­rat bedeu­tet dies nicht wenig Aufwand, um die Versor­gung mit 100 Brötchen sicher­zu­stel­len. Am ersten Tag ist dies natür­lich problem­los möglich. Man hat statt 100 Brötchen sogar 200 und die Unter­stüt­zer des Bäckers im Ortschafts­rat und der Heraus­ge­ber der Ortszei­tung jubeln an diesen Tagen, wie toll das Dorf durch den Bäcker versorgt werden kann. Dass an diesem Tag 100 Brötchen wegge­wor­fen werden müssen, sagt man eher ungern. Auch für den Bäcker ist dies kein Problem, denn seine Unter­stüt­zer im Ortschafts­rat haben durch­ge­setzt, dass er diese bezahlt bekommt, als hätte er sie verkauft.

An den Tagen 2 und 3 fehlen dem Ort dann 50 bzw. 100 Brötchen, also macht sich ein Vertre­ter des Ortschafts­rats, Herr Vernunft, immer früh auf den Weg zu einer Bäcke­rei im franzö­si­schen Nachbar­dorf – in der Hoffnung, dass diese ihm die fehlen­den Brötchen verkau­fen könne. Früher hatte die franzö­si­sche Bäcke­rei immer genug Brötchen für ihn gehabt. In diesem Jahr kam er aber oft mit leeren Händen zurück, weil man dort keine mehr übrig hatte. Dann haben die Freunde des Bäckers laut auf die Franzo­sen geschimpft, weil man sich auf sie nicht verlas­sen könne. Natür­lich hat Herr Vernunft öfter versucht, im Ortschafts­rat zu disku­tie­ren, dass man selbst eine tägli­che Produk­tion von 100 Brötchen sicher­stel­len müsse, aber er wurde immer wieder von den Freun­den des Bäckers nieder­ge­brüllt. In der Dorfzei­tung kamen dann am Folge­tag immer sehr unange­nehme Berichte über ihn, dass er sich der histo­ri­schen Rettung der Welt durch das Dorf entge­gen­stel­len würde. Um nicht stets als Schurke dazuste­hen, nahm sich Herr Vernunft deshalb vor, das Thema nicht mehr anzusprechen.

So einigte man sich im Ortschafts­rat darauf, ein zusätz­li­ches Windrad in den Garten des Bäckers hinter das erste aufzu­stel­len. Der Dorfkäm­me­rer rümpfte hierüber zwar die Nase, schließ­lich sind Windrä­der in der Zwischen­zeit sehr teuer gewor­den und die Strom­aus­beute war enttäu­schend. Aber was sind schon wirtschaft­li­che Beden­ken, wenn das Dorf eine histo­ri­sche Mission zu erfül­len hat. So setzten die Freunde des Bäckers auch durch, dass den Ortsbe­woh­nern alle Einspruchs­mög­lich­kei­ten genom­men wurden, so dass das Windrad möglichst schnell aufge­stellt werden konnte. Als Folge des neuen Windrads konnte unser Bäcker seine Produk­tion um 40 % steigern. So waren es nun am ersten Tag 280 statt 200 Brötchen. Die Dorfzei­tung jubelte umso lauter, aber für das Dorf nahmen die Belas­tun­gen zu, da man dem Bäcker nun 180 statt 100 Brötchen erset­zen musste. Am Tag 2 produ­zierte der Bäcker 70 statt 50 Brötchen und am windstil­len dritten Tag blieb die Backstube weiter geschlossen.

Und nach wie vor musste Herr Vernunft morgens nach Frank­reich fahren, um die fehlen­den Brötchen einzu­kau­fen. Ein wenig bemit­lei­dete man ihn dort. Beson­ders traurig wurde er aber immer dann, wenn er mit seinem Auto durch das Neubau­ge­biet fuhr, wo viele junge Leute aus dem Dorf ein neues Zuhause gefun­den hatten, während sein Dorf vergreiste und zerfiel. Herr Vernunft hatte es inzwi­schen aufge­ge­ben, die Missstände im Dorf anzusprechen.

Es war schon lange keine Diskus­sion mehr möglich, die Freunde des Bäckers fielen ihm sofort ins Wort. Sie gifte­ten ihn an, dass Ewiggest­rige wie er sowohl bei dem Brötchen­thema als auch bei vielen anderen Energie­wende-Initia­ti­ven des Dorfes stets die boshaf­ten Verhin­de­rer gewesen seien und so die epochale Rettung der Welt durch das Dorf verhin­dert hätten. Herrn Vernunft wurden die ständi­gen Angriffe zu viel und so beschloss er, zu seinen Kindern und Enkeln in das franzö­si­sche Nachbar­dorf zu ziehen, welches weiter aufblühte und wo er sich fortan wohlfühlte. Sein altes Dorf hinge­gen ächzte immer mehr unter den finan­zi­el­len Belas­tun­gen – es vergreiste und zerfiel immer mehr. Die verblie­be­nen alten grünen Männer dort blieben aber bis zu ihrem letzten Atemzug, überzeugt davon, auf der richti­gen Seite der Geschichte gestan­den zu haben aber boshaft von üblen Mächten ausge­bremst worden zu sein.

Hier endet nun die Geschichte. Natür­lich sind jedwede Ähnlich­kei­ten zu Vorgän­gen im realen Leben rein zufällig.

 

 

Urheber dieser Geschichte ist Dr. Chris­toph Canne, der dieser Tage die Funktion des Presse­spre­chers unseres Vereins übernimmt. Merci, bienve­nue et joyeux noël! 

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