Ende August 2016 wurden wir auf ein im Berliner Tagesspiegel veröffentlichtes Interview mit dem Geschäftsführer des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz aufmerksam gemacht. Einige Wochen später möchten wir dieses ausgiebig würdigen:
In jenem Gespräch mit der Tagesspiegel Redakteurin Dagmar Dehmer erweckt jener Herr Schucht den Eindruck, der weitere Ausbau von Zufallsstromanlagen sei problemlos und die “Energiewende” technisch machbar. Der Interviewte reihte sich in die Reihe der Lösbarkeitsillusionisten ein.
Angesichts der Tatsachen, dass
- bereits heute 30 Prozent des Stroms aus Windkraft- und PV-Anlagen exportiert wird,
- davon in 2015 ganze 4,7 TWh Windstrom im Ausland entsorgt, d.h. zu Negativpreisen verklappt wurden und
- Windstrom im Umfang von 2,7 TWh abgeregelt und trotzdem vergütet (“Phantomstrom”) wurde
sind Herrn Schuchts Aussagen, die man auf berlinerisch mit “allet jut, allet schick” zusammenfassen könnte, sehr verwunderlich.
Seine Behauptung, dass man vor 2030 keine Speicher benötige, steht in bemerkenswertem Kontrast zu seiner fünf Jahre zuvor verlautbarten (zutreffenden!) Feststellung,
die er in diesem Interview mit der ZEIT
geäußert hatte.
Kontrastverstärkend kommt hinzu, dass VERNUNFTKRAFT.-Akteure aus direkten Gesprächen mit 50Hertz-Mitarbeitern wissen, dass die von uns thematisierten Tücken des Zufallsstroms in der Tat immer schwieriger beherrschbare Probleme aufwerfen.
Um die neue “Wir-schaffen-das”-Rhetorik des Herrn Schucht zu verstehen, hilft es, sich zu vergegenwärtigen, welche Rolle Übertragungsnetzbetreiber (ÜBN) spielen: Sie sind Dienstleistungsunternehmen, die die Infrastruktur der überregionalen Stromnetze zur elektrischen Energieübertragung operativ betreiben, für bedarfsgerechte Instandhaltung und Dimensionierung sorgen und Stromhändlern/-lieferanten diskriminierungsfrei Zugang zu diesen Netzen gewähren. Mit der Stromerzeugung selbst haben sie nichts zu tun.
Übertragungsnetze stellen natürliche Monopole dar und deren Betreiber unterliegen im Allgemeinen staatlicher Aufsicht. Bei den ÜBN wird die Aufsicht durch die Bundesnetzagentur (BNetzA) wahrgenommen, ihrerseits eine nachgeordnete Behörde des Bundeswirtschaftsministeriums. Über die Genehmigung der Netzentgelte legt die BNetzA fest, welche Vergütungen die ÜBN für ihre Dienstleistungen erhalten. Zwar soll eine Anreizregulierung sicherstellen, dass die Netzbetreiber keine Monopolgewinne erzielen und die Netze so kostensparend wie möglich dimensioniert und betrieben werden. Dennoch gilt im Grundsatz:
Je mehr Kosten für den Netzausbau und das Management der Netzstabilität anfallen, desto mehr verbleibt letzten Endes in den Kassen der ÜBN. Im Grundsatz gilt ebenfalls: Je mehr Energieerzeugungsanlagen in der Gegend herumstehen, desto mehr muss das Stromnetz ausgebaut werden. WKA-Ausbau und Trassenbau bedingen sich gegenseitig. Vereinfacht gesagt: Je mehr Windkraftanlagen errichtet werden und je weiter gestreut sie über das Land verteilt werden, desto dichter und verworrener der Kabelsalat.
Aus dem Positionspapier zur Netzentgeltsystematik
Mehr zur Spiegelbildlichkeit von Windkraft- und Trassenausbau unter diesem Link.
Im Grundsatz gilt ferner: Dem Netzbetreiber kann es aus betriebswirtschaftlicher Sicht nur recht sein, wenn sein einziger Großlieferant von vielen kleinen Zufalls-Stromerzeugern in die Ecke getrieben und in seiner Verhandlungsmacht geschwächt wird.
Eine Analogie möge die Situation verdeutlichen:
Man stelle sich vor, die Deutsche Bahn müsste das Schienennetz an einen privaten Betreiber, nennen wir ihn 50Schwellen, verkaufen. Dieses Unternehmen könnte dann alle anfallenden Kosten – für den Ausbau des Schienennetzes und die Gewährleistung der Verkehrssicherheit – auf alle Bundesbürger umlegen. Gleichzeitig entstünden in jedem Dorf Bürgereisenbahngenossenschaften, die ihre Transportdienstleistungen anbieten möchten. Ein EisenbahnErweiterungsGesetz (EEG) schriebe nämlich vor, dass jeder, der Schienenverkehr anbieten möchte, auch an das Schienennetz angeschlossen werden muss – selbstredend ohne die Kosten dafür tragen zu müssen. Obendrein garantierte das EEG eine nachfrageunabhängige, weit über dem Marktpreis liegende Festvergütung pro Personenbeförderungskilometer. Im Übrigen sorge eine besondere Härtefallregelung dafür, dass, wenn das Gleissystem überlastet ist und die Schienenbusse und Draisinen der Bürgerbewegten aus Gründen der Verkehrssicherheit durch 50Schwellen auf ein Abstellgleis geschoben werden müssen, die Bürgereisenbahnbetreiber dennoch ihre vollen Beförderungsentgelte erhalten – obgleich kein einziger Personenbeförderungsmeter produziert wurde. Die Kosten für diese kurzfristigen Eingriffe (von Fachleuten “Redisrail-Kosten” genannt) würden 50Schwellen voll erstattet. In diesem Umfeld ist es verständlich, dass die Sprecher von 50Schwellen über die Bürgereisenbahngenossenschaften, die ursächlich für die Kosten und Mühen des Redisrailings sind, kein böses Wort verlieren, jedoch mit vielen und regelmäßigen Worten den schnellen Ausbau des Schienennetzes predigen.
Vor diesem Hintergrund lassen sich die zentralen Aussagen des Herrn Schucht (grau unterlegt) leicht kommentieren:
“Allerdings zeigen die hohen Kosten für das Engpassmanagement … dass der Netzausbau dem Ausbau der Erneuerbaren noch hinterherhinkt.” | |||
Alleine das Abschalten überflüssiger Wind- und Sonnenstromerzeuger bei trotzdem erfolgender Bezahlung (“Phantomstrom”) hat im Jahr 2015 rund 200 Millionen Euro gekostet. Das Verrammschen unter Marktwert und die Stromentsorgung gegen Abfallgebühr verursachten insgesamt Kosten von 1,1 Milliarden (!) Euro. Dieser Irrsinn wäre nur vermeidbar, könnte man den Strom effektiv speichern und bei Dunkelflauten wieder ins Netz einspeisen. Der Netzausbau löst das Grundproblem, die Zufälligkeit der “Erneuerbaren”, nicht. | |||
“Deshalb müssen wir den Ausbau der Erneuerbaren und den Netzausbau besser synchronisieren.” | |||
Wenn jede Menge sinnloser Zufallsstromerzeuger gebaut werden dürfen, dann müssen die Netzbetreiber auch die Erlaubnis erhalten, genauso sinnlose Stromnetze zu bauen. | |||
” …dann übernehmen mittlerweile auch Windanlagen die Spannungshaltung. Und das funktioniert hervorragend. | |||
Im europäischen Verbundnetz UCTE ist nicht die Spannung, sondern die Frequenz von 50 Hz die bestimmende Hauptregelgröße. Wenn in Portugal ein Kraftwerk ausfällt, erkennt man z. B. auch in Polen einen meßbaren Abfall der Frequenz, die Spannung kann sich durch lokale Ereignisse jedoch ständig ändern. In der Wahl der Begriffe scheint Herr Schucht glücklos. | |||
“Wir sind sehr stolz darauf, dass wir es im Februar geschafft haben, zum ersten Mal Windenergieanlagen für die Erbringung von Regelenergieleistung zu qualifizieren.” | |||
Wie liefern die Windräder bei Flaute (oder die PV-Anlagen nachts) konkret Regelenergie? Die “richtigen Regeln und Prozesse dafür” bleiben nebulös. Entweder weiß Herr Schucht nicht, wovon er redet, oder er wirft Nebelkerzen. Richtig ist: Nicht der Markt, sondern die Mitarbeiter in den Leitwarten der Netzbetreiber müssen in wenigen Sekunden/Minuten die Systembalance durch Kommunikation mit den “Regelenergie-Kraftwerken” (s.u.) herstellen; wieder eine Begriffsverwechslung. Regelenergie bedeutet, bei Frequenz-Schwankungen im Netz mit erhöhter oder verminderter Einspeiseleistung von Kraftwerken zu reagieren. Man kann auch Großverbraucher abschalten, um einen Netzzusammenbruch zu vermeiden – Stromsperre. Konventionelle Regel- Dampfkraftwerke drosseln die Dampfzuführung zur Turbine z. B. um 5 % (Exergieverlust) und können bei Bedarf ihre Leistung steigern, vermindern ja sowieso. Gaskraftwerke eignen sich noch besser für die Regelung. Aber wie sollen Windräder ihre Leistung bei erhöhtem Strombedarf steigern? Alle konventionellen Kraftwerke erbringen darüber hinaus während einer Störung wegen der in den rotierenden Massen (Turbine/Generator) gespeicherten Rotationsenergie eine kurzzeitige Stabilisierung der Netzfrequenz. Das ist bei Windrädern kaum möglich, da deren rotierende Massen durch Stromrichter von der Netzfrequenz entkoppelt sind. | |||
“Es gibt einige Mythen in der Energiewirtschaft. Einer davon ist die Vorstellung, man brauche bei der Integration erneuerbarer Energien sofort mehr Flexibilität im System. Also Speicher oder abschaltbare Lasten oder Backup-Kraftwerke. Das ist ein Mythos. Wir haben viel mehr Flexibilität im System, als wir benötigen.” | |||
Wir haben heute mehr Nennleistung aus Kohlekraftwerken als im Jahr 1999. Diese Kohlekraftwerke haben 2015 etwa so viel Strom erzeugt, wie im Jahr 1999. Natürlich können wir bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag die EEG-Anlagen und die konventionellen Kraftwerke parallel laufen lassen. Das ist technisch durchaus machbar. Wenn unsere Nachbarn den Strommüll nicht mehr möchten, schalten wir die Zufallsstromerzeuger einfach ganz ab. Das macht ja (außer den Stromkunden, der Landschaft und der Natur) Niemandem etwas aus – der Betreiber bekommt schließlich trotzdem sein Geld. Problematisch an diesem Modell ist nur, dass niemand mehr neue Kohlekraftwerke haben will und die alten nach und nach vom Netz genommen werden. Die Bundesnetzagentur untersagt längst jedes Jahr die Stilllegung von Kraftwerken, weil diese systemrelevant sind. Das kann sie nach aktueller Rechtslage aber nur für maximal zwei Jahre. Wie sieht es mit der “viel mehr Flexibilität im System, als wir benötigen” aus, wenn die konventionellen Kraftwerke nicht mehr in der Lage sind, den kompletten Strombedarf auch ganz ohne die Zufallsstromerzeuger zu decken? Herr Schucht sagt selbst: | |||
“In der Vergangenheit hatten wir Großkraftwerke, die meistens auch noch Regelenergie angeboten haben. Das heißt: Sie haben beispielsweise zehn Prozent ihrer Leistung vorgehalten, damit wir als Netzbetreiber mit diesen zehn Prozent die Kraftwerke sehr schnell nach oben oder unten regeln können. Wenn ein Großkraftwerk nur noch die Hälfte der Zeit läuft, nimmt damit seine Flexibilität nicht ab. Solange es das Kraftwerk noch gibt, bleibt auch diese Flexibilitätsleistung bestehen.” | |||
Was ist, wenn es das Kraftwerk nicht mehr gibt? Dann sollen diese Aufgabe Herrn Schucht zufolge offenbar die “vielen dezentralen Kraft-Wärme- Kopplungsanlagen auf den Niederspannungsebenen” erledigen. Diese kleinen KWK-Anlagen (sogenannte Mini-KWK-Anlagen) haben aktuell eine Kapazität von 33,5 Megawatt. Die zu ersetzenden Kohlekraftwerke haben aktuell eine Kapazität von 58 Gigawatt. Herr Schucht scheint der Dimension des Problems unkundig. | |||
“Die Sonnenfinsternis hat gezeigt, wir sind schon heute recht gut darauf vorbereitet, die Fotovoltaik ins System zu integrieren. Wir sind auf dem richtigen Weg, um in der Lage sein zu können, in Zukunft 70 bis 80 Prozent erneuerbare Energien ohne zusätzliche Flexibilitätsoptionen integrieren zu können.” | |||
Interessant wäre, was es uns kostet, wenn wir JEDEN TAG die Aktion fahren müssen, die wir EINMALIG bei der Sonnenfinsternis hatten – und zwar jeden Tag zweimal, denn nachmittags geht die Einspeisung dann genauso steil nach unten, was bei der Sonnenfinsternis nicht der Fall war. Außerdem unterschlägt Herr Schucht, dass in Zukunft nicht nur der Anstieg so steil wie bei der Sonnenfinsternis ist, sondern die maximale Strommenge auch erheblich höher liegt. Außerdem: Am Tag der Sonnenfinsternis hatten wir noch einen vollständigen konventionellen Kraftwerkspark zur Verfügung. Aktuell mehren sich die Forderungen, nicht nur die Kernkraftwerke, sondern auch alle Kohlekraftwerke abzuschalten – und zwar sofort. Wie sieht es denn dann mit der Flexibilität aus? | |||
“Skandinavien hat knapp 120 Terawattstunden an Speichervolumen. … Bei hohem Windstromaufkommen im Nordosten Deutschlands können wir günstigen Windstrom nach Schweden liefern und dort Stromerzeugung aus Wasserkraft einsparen. Bei Flaute wiederum kann dieser indirekt gespeicherte Wasserkraftstrom aus skandinavischen Speicherbecken zurück nach Deutschland fließen. Der Nutzen würde sich ziemlich gleich auf die Volkswirtschaften verteilen, weshalb es auch die Bereitschaft gibt, diese Leitungen zu bauen.” | |||
120 TWh ist viel. Der jährliche bundesdeutsche Stromverbrauch liegt allerdings bei rund 600 TWh. Selbst wenn die komplette norwegische Speicherkapazität nur für Deutschland reserviert würde, würde das also nur für 73 Tage reichen. Danach müssten wir bis zur nächsten Schneeschmelze warten, damit die Seen wieder gefüllt werden. Und was ist aus der Idee geworden, dass wir mit unserer Energiewende der Welt beweisen, dass es funktioniert? Soll dann die ganze Welt die Wasserkraftwerke in Skandinavien anzapfen? Tatsächlich war selbst Norwegen, das dank Wasserkraft einen Erneuerbaren-Energien-Anteil an der Stromversorgung von 98%aufweist, in Extremsituationen (u. a. wegen der bevorzugten Elektroheizung) bereits auf den Stromimport aus schwedischen Kernkraftwerken angewiesen. Das Motiv für Norwegen, die eigenen Stromnetze nun dem deutschen Zufallsstrom auszusetzen, ist schwer zu erkennen. Inwiefern sich “der Nutzen … ziemlich gleich auf die Volkswirtschaften verteilen” würde, ist unklar. Klar ist nur: Es entstünde in diesem “Szenario” ein gigantischer Leitungsbaubedarf – von Deutschland nach Skandinavien und innerhalb Skandinaviens vom “Knotenpunkt” zu den vielen Wasserkraftwerken. Zum Nachteil der Netzbetreiber wäre dies nicht. Eckdaten: SuedLink soll eine maximale Kapazität von 4 GW haben, der bundesdeutsche Stromverbrauch von 600 TWh bedeutet eine durchschnittliche Leistung von knapp 70 GW. | |||
“Derzeit sehe ich dafür nur ‘Power to gas’, also die Produktion von Wasserstoff mit dem Überschussstrom, das dann in einem weiteren Verarbeitungsschritt zu Methan gemacht wird. Daraus kann dann auch wieder Strom produziert werden.” | |||
Das Power-to-Gas müsste richtigerweise Money-to-Air heißen. Einschließlich der Wiederverstromung ergibt sich abhängig vom Gas (CH4 oder H2) ein katastrophal schlechter Gesamtwirkungsgrad von ca. 20 bis 35 %, d. h. eine regelrechte “Energievernichtung”, obwohl hier nur eine Umwandlung von elektrischer Energie zu kaum nutzbarer Abwärme erfolgt. Zu dessen Kompensation müssten noch einmal zigtausende zusätzliche Windkraftanlagen installiert werden. Die Deutsche Physikalische Gesellschaft hat dieses Verfahren bereits 2010 als “energetisch uninteressant” bezeichnet. | |||
“Und wenn man nach einem Windrad in der Nachbarschaft oder einem Strommasten vor der Tür fragt, dann sinkt die Zustimmung deutlich.” | |||
Offenbar sind die Leute zu schlicht um zu verstehen, dass das nun mal alles sein muss. | |||
“Solche großen Infrastrukturprojekte lassen sich nicht mehr im stillen Kämmerlein umsetzen, wie das vor etlichen Jahren noch der Fall gewesen sein mag.” | |||
Wünscht sich da jemand die DDR zurück? | |||
“Wir haben uns mit Nicht-Regierungsorganisationen und Bürgerinitiativen zusammengesetzt, um zu hören, was sie wollen”. | |||
…und es anschließend einfach zu ignorieren. | |||
“Vergangenes Jahr haben wir 900 Millionen Euro in den Leitungsbau investiert. Das ist eine hohe Zahl.” | |||
Die “hohe Zahl” holt sich 50Hertz anschließend vom Stromkunden zurück, selbstredend mit einem Aufschlag. Schließlich leitet Herr Schucht nicht die Heilsarmee. | |||
“Auch die Erdverkabelung ist ja ein Eingriff in die Natur.” | |||
Eine 80 bis 90 Meter breite Schneise quer durch den Thüringer Wald ist durchaus als “Eingriff in die Natur” zu bezeichnen. Allerdings entstünde auch unter Freileitungen eine gewaltige Schneise. Für den Netzbetreiber ist beides eher nachrangig. Hauptsache, er baut Netze und betreibt diese anschließend. Das ist sein Geschäftsmodell. Er wäre schlecht beraten, wenn er irgendetwas sagen würde, was einen geringeren Netzausbau zur Folge haben könnte. |
Der letzte Satz der Kommentierung ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass Herr Schucht das sorgenfreie Interview just in jenen Tagen gab, als die politische Debatte zur EEG-Novellierung im Zenit stand. Die Erkenntnis, dass der Ausbau von Windkraftanlagen viel zu schnell voran geht und dringend gebremst werden muss, hatte sich im Gesetzentwurf niedergeschlagen. Wie ab Minute 25 in einer sehenswerten Reportage aufgezeigt, wurde dieser vernünftige Ansatz auf der Zielgeraden des Gesetzgebungsverfahrens unterlaufen. Mit seinen verschleiernden bis irreführenden Antworten auf die Eingangsfrage
leistete Herr Schucht der Windkraftlobby Schützenhilfe. Der grünpopulistische Internetauftritt spricht für sich:
Seriöse Aussagen? Pustekuchen.
Professor Helmut Alt, Unterzeichner des Johannisberger Appels, ergänzte:
Sonnenfinsternisse sind selbstverständlich kein Problem, denn das erleben wir doch jeden Abend sogar total, oft auch tagsüber fast total, wenn auch etwas langsamer fortschreitend. Herr Schlucht benennt aber nur andeutungsweise die Kosten bei 80% EEG-Strom, insbesondere Windstrom! Technisch geht fast alles, da hat er wohl recht, aber bezahlbar muss es sein. 80 % EEG-Einspeisung, d.h. rd. 400.000 MW Windleistung bei 80.000 MW Bedarfsleistung sind unbezahlbar, oder? Auch unsinnig und unverantwortlich gegenüber den Stromverbrauchern, die das bezahlen müssen, ohne gefragt zu werden! Bisher werden nur die Lieferanten der Leitungen und Smart-Meter gefragt, deren Antwort ist aber trivial abschätzbar. Die Bundeskanzlerin hat mindestens 20 Dienstwagen in der Fahrbereitschaft, sie ist also immer fahrbereit (notfalls muss ein Minister verzichten), der Normalbürger hat ein Auto in Bereitschaft, er ist nicht immer fahrbereit, mitunter springt es morgens nicht an. Der Normalbürger kann sich aber deswegen keine 20 Autos leisten.