Fakt ist: Die für unseren Wohlstand relevanten Unternehmen und Wirtschaftszweige kommen sämtlich ohne Förderung aus. Der These von zukünftigen Wettbewerbsvorteilen durch Subventionierung liegt die Unterstellung zugrunde, dass andere Länder unserem vermeintlich guten Beispiel folgen. Dabei ist die Grundidee, dass am deutschen Wesen die Welt genesen möge, mehr als überholt.
Warum?
Ausschalten des Wettbewerbs lähmt Innovation
Die „Energiewende“ wird oft als Modernisierungs- und Innovationsprogramm bezeichnet. Unser Land würde zum Taktgeber der weltweiten Technologieentwicklung, lautet die Devise. In grün-inspirierten Regierungsbroschüren werden „Wind und Solar“ als die „Gewinner“ gefeiert – die reale Welt ist davon nur bedingt beeindruckt.
Gewinnen werden im globalen Wettbewerb diejenigen Technologien, die sich weltweit als wirtschaftlich erweisen, nicht diejenigen, die Ministerialbeamten am besten gefallen. Langfristige Wettbewerbsvorteile kann man sich nur im Wettbewerb erarbeiten. Dieser wird aber ausgeschaltet: Auf Basis heute verfügbarer Techniken werden Preise und Mengen in einem politischen Prozess unter maßgeblichem Einfluss der Produzenten dieser technischen Lösungen festgelegt.
Übertragen auf die Automobilindustrie wäre dies so, als hätte man im Jahr 1945 die Losung ausgegeben, dass bis zum Jahr 2000 jeder Deutsche einen PKW haben müsse. Den damals technisch zur Avantgarde gehörenden Volkswagen Käfer hätte man zum Standard erklärt und im Rahmen eines zweijährlichen Konsultationsprozesses unter Beteiligung des Verbandes der Automobilindustrie die Höhe der zur Zielerreichung notwendigen Kaufprämien festgesetzt. Im Ergebnis führen wir immer noch Fahrzeuge auf dem technischen Stand des VW Käfer. Mit Sicherheit hätten die Unternehmen die eine oder andere Innovation verpasst und mit ihren Fahrzeugen niemals Weltruhm erlangt.
Subventionen machen träge und locken auf falsche Fährten
Glücklicherweise hat man sich seinerzeit für die soziale Marktwirtschaft entschieden, die den Ideen- und Impulsgeber “Wettbewerb” nutzt. Zum Vorteil der Unternehmen, die sich im Wettbewerb behaupteten und zum Wohl der Konsumenten, die aus einer Vielzahl guter, günstiger, innovativer, auch unter Umweltaspekten stetig verbesserter Produkte auswählen können. Welche Produkte zukünftig nachgefragt und welche Wirtschaftszweige dann florieren werden, kann nicht per Fördergesetz entschieden werden – schon gar nicht, wenn dieses von dessen Profiteuren stark beeinflusst wird.
Negativbeispiel Photovoltaik
Die Misere der deutschen Photovoltaik-Industrie, die rapide internationale Marktanteile verlor und Pleiten zu verkraften hatte, ist mittlerweile offenkundig. Die hiesige Subventionspraxis war der Hauptgrund für den Verlust an Wettbewerbsfähigkeit dieser Branche. Sie ist Vorbote dessen, was in anderen künstlich gepäppelten Sparten der „Erneuerbaren“ zu erwarten ist. Langfristig müssen sich Unternehmen im internationalen Wettbewerb behaupten. Dazu müssen deutsche Unternehmen, deren Vorteil eher in der Innovationsfähigkeit als bei den Arbeitskosten liegt, an der Spitze der technologischen Entwicklung stehen. Dazu nehmen ihnen die Subventionen aber den Anreiz. Die deutschen PV-Unternehmen investierten nur 2–3 % ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung, in der wettbewerbsintensiven Automobilindustrie betragen diese Ausgaben durchschnittlich 6 % und in der pharmazeutischen Industrie rund 9 % vom Umsatz (Quelle: Stifterverband, 2013). Subventionen machen träge.
Den Handelsstatistiken zufolge hat Deutschland einen komparativen Vorteil bei der kapital- und wissensintensiven Produktion. Einen Dynamo an einen Betonmast zu schrauben fällt nur bedingt darunter. Irgendwann wird man dies andernorts ebenso gut und billiger können.
Positivbeispiel Computer
Oft wird vorgebracht, „Erneuerbare Energien“ benötigten eine Anschubfinanzierung, um später am Markt bestehen können. Solche Lernkurven sind auch in anderen Industrien zu beobachten und kein Subventionsgrund: Der Siegeszug des Computers wurde nicht durch die staatliche Förderung der Massenproduktion von Vakuumröhren ausgelöst. Es gab keine Subventionsprogramme mit dem Ziel, dass bis 1960 alle Bewohner der westlichen Welt riesige Computer in ihren Kellern stehen haben. Ebenso wenig wurden Steuern auf Schreibmaschinen eingeführt. Der rasante Fortschritt wurde durch enorme Investitionen in Forschung und Entwicklung angestoßen – diese wiederum angetrieben durch den Wettlauf im Weltall -, welche Transistoren, integrierten Schaltkreisen, Festplatten und anderen großen Innovationen den Weg ebnete. Das ermöglichte es privaten Unternehmen – wie z.B. IBM, Nixdorf und Apple -, Geräte herzustellen, die der Verbraucher tatsächlich kaufen wollte.
Die Subventionen leiten die Entwicklung auf falsche Fährten. Die Konsequenz ist die unentwegte Vergrößerung des Altbekannten. Windkraftanlagen, die bereits heute ca. 250 Meter hoch sind – noch größere Anlagen (ca. 300 Meter Höhe) sind in Vorbereitung -, legen ein Zeugnis für diese Fehlentwicklung ab. Die Expertenkommission Forschung und Innovation des Bundestages befand 2014: Die festen Einspeisevergütungen böten keinen Anreiz zur Entwicklung neuartiger Technologien. Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Anbieter habe sich durch das EEG nicht verbessert.
Letzteres verzerrt Forschungs- und Produktionsentscheidungen zugunsten unterlegener Technologien. Nicht der Wettbewerb um die beste Idee, sondern das von Lobbyisten und Bürokraten ausgekungelte Fördergesetz bestimmt, welche Technik zum Einsatz kommt und welcher (vielleicht geniale) Plan in der Schublade bleibt.
Strukturell können zentrale staatliche Planer schlecht vorhersehen, welche Ideen findige Unternehmer und Wissenschaftler in der Zukunft haben werden. Ende des 19. Jahrhunderts glaubte man, die europäischen Metropolen würden angesichts des zunehmenden Kutschenaufkommens bald im Pferdemist versinken – mit Entdeckung der Elektrizität und Einführung der Straßenbahn kam es dann anders. Der rasche Fortschritt der Technik macht die Anmaßung von Wissen besonders gefährlich. Es besteht die Gefahr, dass unsere Volkswirtschaft ins Abseits gerät und den technologischen Anschluss verpasst.
Fazit
Wer sich um die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit und Innovationsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft sorgt, hat dafür gute Gründe. Deren wichtigster ist eine falsche Energiepolitik, die marktwirtschaftlichen Prinzipien widerspricht, die Technologieentwicklung per Subventionsgesetz und kleinteiligen Interventionen bestimmt und den leistungsfähigen, für Wohlstand und Beschäftigung entscheidenden Unternehmen hohe Stromkosten aufbürdet.
Wer sich generell um die Zukunft sorgt – Stichwort: Klimawandel, Energiehunger der Menschheit – sollte sich ebenfalls für eine Beendigung des EEG-Systems und eine technologieneutrale Forschungsoffensive einsetzen. Damit die wirklich bahnbrechenden Lösungsansätze ans Licht kommen und den entscheidenden Unterschied machen können.