Am 29. November 2016 berichtet die Deutsche Presseagentur über den Monitoringbericht von Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt, zwei nachgeordneten Behörden des Bundeswirtschaftsministerium, deren Dienstsitz in Bonn am Rhein liegt. Jener Bericht aus dem Westen unseres Landes enthält für die Leser unserer Seite kaum Neues – das Bekannte präsentiert sich Beobachtern der energiewirtschaftlichen Realitität aber immer bedrohlicher.
Der FOCUS berichtet:
„Die Netzbetreiber müssen immer öfter eingreifen. Damit steigen sowohl die Kosten zur Systemstabilisierung als auch die operativen Risiken für einen sicheren Netzbetrieb“,
sagte der Präsident der Bundesnetzagentur Jochen Homann demzufolge auf dpa-Anfrage.
Im Klartext: Die von uns allen zu zahlenden Kosten (die Redispatchmaßnahmen schlagen sich in den Strompreisen nieder) steigen unaufhaltsam. Wohlbegründet ist die Sorge vor einem Blackout. Unbegründet ist die Hoffnung, dass mehr Leitungen oder deren schnellerer Ausbau den Kern des Problems beseitigen würden: Die Volatilität der mit Preisgarantie und Einspeisevorrang privilegierten Stromerzeugung aus Windkraft und Photovoltaik ist das Kernproblem, das die Notoperationen am Stromnetz notwendig macht. An verschiedenen Stellen haben wir dies ausgeführt – u.a. hier und hier.
Ein Vergleich der relevanten Zahlen aus 2015 (aktueller Monitoringbericht) mit denen aus dem Vorjahr (Monitoringbericht 2014)
Nettostromerzeugung gesamt 2014: | 581,3 TWh | |||
Nettostromerzeugung gesamt 2015: | 594,7 TWh | |||
Veränderung: | +13,4 TWh | |||
Abnahmemenge 2014: | 497,8 TWh | |||
Abnahmemenge 2015: | 488,0 TWh | |||
Veränderung: | ‑9,8 TWh | |||
Nettostromerzeugung aus “Erneuerbaren” 2014: | 154,8 TWh | |||
Nettostromerzeugung aus “Erneuerbaren” 2015: | 181,1 TWh | |||
Veränderung: | + 26,3 TWh | |||
Exporte 2014: | 59,2 TWh | |||
Exporte 2015: | 79,1 TWh | |||
Veränderung: | +19,9 TWh | |||
Importe 2014 : | 24,7 TWh | |||
Importe 2015: | 32,1 TWh | |||
Veränderung: | +7,4 TWh | |||
nicht eingespeiste Erzeugungsmenge 2014: | 27,1 TWh | |||
nicht eingespeiste Erzeugungsmenge 2015: | 34,9 TWh | |||
Veränderung: | +7,8 TWh | |||
2014 vs. 2015 | ||||
Erzeugung der “Erneuerbaren” : | +26,3 TWh | |||
Entsorgung (Exporte + nicht eingespeiste Menge): | +27,7 TWh |
verdeutlicht:
Die Zunahme der Stromproduktion der „Erneuerbaren” erfolgte 1 zu 1 für die sprichwörtliche Tonne (Entsorgung im Ausland oder Abregelung). Die Steigerung der Importe trotz Erhöhung der Stromproduktion bei gleichzeitiger Senkung der Stromabnahme zeigt andererseits, dass Deutschland zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit immer mehr auf die Lieferungen aus dem Ausland angewiesen ist.
Inwieweit bessere (oder schneller fertiggestellte) Stromleitungen hier Abhilfe schaffen können, lässt sich mit einem Blick auf die Windstromproduktion der größten europäischen Produzenten leicht einschätzen:
Leistungsspitzen treten in verschiedenen Ländern meist gleichzeitig auf, was zur Folge hat, dass Land A immer dann Strom ableiten will, wenn Land B den Strom in die umgekehrte Richtung entsorgen will. Ebenso offensichtlich ist, dass niedrige Leistungen gleichfalls häufig vorkommen. Beim derzeitigen Ausbau der Windkraft gibt es also gerade keinen Ausgleich, der einen systemstabilisierenden Effekt hätte – auch wenn der Strom verlustfrei in einem perfekten Netz transportiert werden könnte. Bildlich gesprochen herrscht auf den “Stromstraßen” also entweder gähnende Leere oder dichter Gegenverkehr. Diese ganz offensichtliche Tatsache wird durch (west-)europäische Großwetterlagen bestimmt.
Der einzige Ansatz, der geeignet ist, die kostentreibende und risikoschürende Entwicklung zu stoppen besteht darin, die zufallsabhängige Erzeugung zurückzufahren bzw. zumindest nicht weiter auszubauen. Überlegungen der größten Regierungspartei, von denen am selben Tag berichtet wird, gehen in die richtige Richtung: