Mit Blasmusik und Fassbier wurden im Alpenvorland am 4. Juni 2016 vier Schwachwindanlagen im Landschaftsschutzgebiet eingeweiht. Im hochwertigen Waldgebiet der “Wadlhauser Gräben”, welches ein gesunder und intakter Mischwald und Rückzugsort für viele seltene Tiere war, wurden alleine durch die Rodungsarbeiten 16 Fußballfelder Wald vernichtet und über 5.000 Bäume gefällt. Wieder mal wurde ein Wald zum Industriepark gemacht.
Es kann der Vernünftigste nicht in Frieden leben, wenn es verblendeten Nachbarn nicht gefällt
wäre – frei nach Schiller – der treffende Titel eines Artikels gewesen, der die Geschehnisse in den südlich von München gelegen Gemeinden Berg und Neufahrn sachgerecht zu beschreiben versuchte. Leider wurde dieser Versuch seitens der Süddeutschen Zeitung nicht unternommen. Im Gegenteil. Die hier als kurzer Auszug präsentierte Berichterstattung
ist erschreckender Beleg für die unselige Verbindung von Unwissenheit und Sendungsbewusstsein des verantwortlichen Redakteurs.
Wissen und Umweltbewusstsein hingegen bewiesen mehrere dutzend Vernunftbürger der Region, die den “Verlockungen” von Freibier und Humptata widerstanden und sich dem Spektakel mit klarem Kopf näherten. Allzu nahe ließ man die Damen und Herren um Maria Reitinger nicht an die Subventionspropeller heran, die Feiernden wollten sich nicht stören lassen. Weder dies noch der einsetzende Regen hielten die nicht in Feierlaune befindlichen davon ab, mit ihrer Anwesenheit ein deutliches Zeichen zu setzen.
Frau Reitinger kommentiert:
Die Windräder der Gemeinde Berg (30 Berger Haushalte von über 3000 haben investiert) wurden am 4. Juni offiziell eingeweiht. Im Gegensatz zu entsprechenden Feiern anderer Windparks fehlte jegliche Prominenz. Weder Landrat noch Forstminister Brunner waren anwesend, lediglich der unvermeidliche Raimung Kamm vom BWE hat sich, Bürgermeister Monn und die anwesenden Investoren beweihräuchert. Gott sei Dank gibt es in Deutschland ein Recht auf freie Meinungsäußerung, so konnte das Landratsamt unsere Demo nicht verhindern. Wir Demonstranten und Windkraftgegner aus der Region haben auch den Pfarrern deutlich gemacht, dass sie hier ein zerstörerisches Werk weihen. Im Gegensatz zu dem Bild im Münchner Merkur wurde die Weihe im Bierzelt vorgenommen. Es wirkt geradezu grotesk, wie beide Pfarrer den Biertischen, den Investoren und dem Freibier den Segen erteilen. Zum Abschluss intonierte die Blaskapelle Bachhausen das Lied der Bayern: Gott mir dir du Land der Bayern, deutsche Erde, Vaterland. Über deinen weiten Fluren ruhe seine Segenshand. Er behüte deine Fluren … – zynischer geht’s nicht.
Nachdem laufend Besuchergruppen zu den Windrädern gekarrt werden, werden wir auch weiterhin Gelegenheit haben, unsere Mißachtung und unseren Zorn gegen die Windkraftlobby auszudrücken. Man darf gespannt sein, ob die Gemeinde Berg mit diesem rücksichtslosen Vorgehen wirklich eine Vorreiterrolle spielt – wie die Redner nicht müde werden zu betonen – oder ob sie nicht doch für alle Gemeinden im ganzen Oberland ein abschreckendes Beispiel ist.
Nähere Informationen zu den gefeierten Projekten finden Sie in dieser Zusammenstellung.
VERNUNFTKRAFT. dankt den klaren Denkern für ihren Einsatz.
Herrn Fritscher von der Süddeutschen Zeitung empfehlen wir die Lektüre eines aufschlussreichen und unterhaltsamen Sachbuchs:
Unser Gehirn ist für ein Leben als Jäger und Sammler optimiert. Heute leben wir in einer radikal anderen Welt. Das führt zu systematischen Denkfehlern – die verheerend sein können für Ihr Geld, Ihre Karriere, Ihr Glück. Wer weiß, wie leicht man sich irren kann, ist besser gewappnet: Rolf Dobelli nimmt die tückischsten “Denkfallen” unter die Lupe, in die wir immer wieder tappen. Und so erfahren wir,
Rolf Dobellis Texte sind nicht nur inhaltlich ausgesprochen bereichernd, sie sind ein echtes Lesevergnügen. |