Am 28. Juni 2014 fand im baden-württembergischen Fellbach eine Verkaufsveranstaltung statt.
Der Ministerpräsident des Landes, Winfried Kretschmann, sowie Vertreter der Windkraftorganisationen BUND und BWE bemühten sich, die im Ländle geplante und teilweise bereits umgesetzte Naturzerstörung argumentativ und propagandistisch zu flankieren. Der ökonomisch und ökologisch unsinnige Windkraftausbau sollte als naturverträglich verkauft werden.
Mit unsachlichen und falschen Argumenten sollte der Ausverkauf von Natur und Landschaft als alternativloses ökologisches Gebot dargestellt werden. Kritische Töne wollten die Verkäufer minderwertiger Argumente dabei möglichst ausschließen.
Das bereits durch den suggestiven Titel der Veranstaltung vorweg genommene falsche Ergebnis der Diskussionen
wollte man nicht durch sachgerechte und fachkundige Beiträge von Bürgern gefährden.
Für Freunde der Windkraft war die Teilnahme am “Dialog” reduziert, für Vernunftbürger waren 50.- Euro Eintritt fällig.
Doch offenbar hatten Herr Kretschmann und seine Kompagnons die Kraft der besseren Argumente und die Solidarität der Vernunftbürgerschaft unterschätzt:
So fanden sich über 140 Vertreter von Bürgerinitiativen vor der Schwabenlandhalle zu Fellbach ein und verschafften den Interessen von Mensch und Natur Gehör und Aufmerksamkeit.
Die Annahme dieses Briefes konnte der Ministerpräsident – in dessen Augen es “keinen Widerstand gegen die Windkraft” gibt – nicht verweigern.
Auch die Tagungshalle ließ sich nicht völlig vernunftdicht verschließen:
Die Bürgerinitiativen legten zusammen und ermöglichten so einigen Mitstreitern den Eintritt in die Ausverkaufs-Verkaufshalle – und dadurch das Stellen der richtigen Fragen und das Einbringen der relevanten Argumente. Die Verkaufsveranstaltung wurde somit ein Stück weit durch Vernunft vereitelt.
Gerti Stiefel, die Sprecherin von VERNUNFTKRAFT. Baden-Württemberg, resümiert:
Wie kann verhindert werden, dass der Naturschutz den Windkraftausbau behindert? war die informelle Leitfrage, die sich in der Schwabenlandhalle wie ein roter Faden durch alle Vorträge zog. Mit Herrn Christian Maier (www.innergame.de) war ein professioneller Moderator engagiert, der es geschickt verstand, die Menschen vom Austausch kritischer, fachlich fundierter Argumente abzuhalten. So gab es nur nach der Rede von Herrn Kretschmann die Möglichkeit, direkte Fragen zu stellen. Bei allen anderen sogenannten Impulsvorträgen hatten die Teilnehmer keine Möglichkeit, mit dem Referenten in Austausch zu treten. Das Horrorszenario Klimawandel wurde in allen Redebeiträgen blumig ausgemalt. Angstbelegte Stichworte wie Fukushima, Tschernobyl, Atommüll Endlager kamen in fast allen Vorträgen vor. Dem Publikum wurden die „Erneuerbaren Energien“, allen voran die Windkraft, als alternativlose Lösung aller Probleme präsentiert. Frau Dahlbender eröffnete die Veranstaltung und betonte mit Nachdruck, dass sie kein Verständnis dafür habe, wenn „Windkraftgegner den Naturschutz für Ihre Ziele missbrauchen“. Kritische Fragen an Herrn Kretschmann wurden weggewischt, meist mit dem Totschlagargument „Klimawandel“. Auch Einwände eines Mitstreiters, direkt an Herrn Kretschmann gerichtet, dass er sich durch Lärm und Infraschall gestört fühle und um seine Gesundheit fürchte, wurden mit haltlosen und wissenschaftlich längst widerlegten Behauptungen abgetan. Herr Kretschmann behauptete wahrheitswidrig: „Infraschall ist nach 200m nicht mehr vorhanden und damit vollkommen unproblematisch für die Gesundheit“. Auf den Einwand, man würde sich von den gigantischen Industriemaschinen in der Landschaft visuell gestört fühlen und ein Stück Heimat verlieren, antwortete Herr Kretschmann sinngemäß: Wir sind ein dicht besiedeltes Land, mit viel Industrie, wir benötigen für die 1200 Windkraftanlagen nur 1% der Fläche Baden-Württembergs, die Windkraftanlagen haben somit keinen wesentlichen Einfluss. Windräder seien für ihn „schöne Maschinen“. Wer sich an einem zerstörten Landschaftsbild stört, dem könne er nicht helfen, das müssten die Menschen hinnehmen. Das Landschaftsbild ändere sich, es werde sich optisch verändern, daran könne man nichts ändern. Nach einer Kaffeepause sollten die Teilnehmer an einem Experiment teilnehmen: „Wir lernen gemeinsam in nur 15 Minuten Jonglieren, es soll erlebt werden, dass alles geht, wenn man es nur probiert und will.“ Dass sich die drei Tücher beim Jonglieren wie Windräder im Kreis bewegten, war sicherlich kein Zufall. Das Publikum wurde durch diese Übung emotional auf die Impulsvorträge eingestimmt. Nach den Impulsvorträgen räumte der Moderator keine Fragen an die Vortragenden ein. Die Teilnehmer bekamen sofort neue Themen oder sollten selbst welche nennen, die sie dann in kleinen Gruppen diskutieren sollten. Die Auswahl der Referenten für die Impulsvorträge wirkte wie eine Verkaufsveranstaltung für die Windkraftindustrie: Herr Dr. Ewen, Geschäftsführer der Firma Ewen zeigte Wege auf, wie man verhindern kann, dass sich störender Protest gegen Windenergieanlagen bildet und wie man mit Bürgerinitiativen umgeht. Herr Zink vom Regierungspräsidium Karlsruhe setzt Windkraft mit Naturschutz gleich und begann seinen Vortrag ebenfalls mit den Angsthemen Klimawandel und Kernkraft. Er zeigte, wie man am besten Kritikern der Windenergie umgeht, damit man die Projekte durchbekommt. Wichtig sei, die „lokale Balance“ herzustellen. Er schlug unter anderem vor, dass 5 % des Gewinns an den Naturschutz und als Ausgleichzahlungen an die betroffene Raumschaft gehen sollen. Herr Dürr-Pucher ist Projektierer der Firma WPD, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe und Geschäftsführer der Clean Energie GmbH. Seine Aussagen zu Hindernissen beim Ausbau von Windkraftanlagen waren interessant. Er sagte, dass es in Baden-Württemberg wenige windhöffige Gebiete gäbe. Diese lägen im Schwarzwald, auf der Alb und in Hohenlohe. Hier stehe häufig das geltende Naturschutzgesetz gegen die Realisierung von Windparks. Er sagte auch, dass der Windenergieatlas Baden-Württembergs zu 90 % zu hohe Werte ausweise und geschönt sei. Die Gemeinden lehnten sich immer mehr gegen den Aufbau der Windkraft auf, weil es immer mehr Bürgerinitiativen gäbe, die die Gemeinderäte und auch Bürgermeister überzeugten, sich gegen Windkraftanlagen zu positionieren. Herr Schwarz, REGE BW und Herr Jost, Vorstand Energiegenossenschaft Starkenburg, warben für Bürgerwindräder und Energiegenossenschaften. Ihr Hauptargument war, die Energie soll lokal erzeugt werden und die Bürger sollten auch etwas von den Gewinnen haben. Der Blickwinkel der Bürger würde sich verändern, wenn sich Windräder drehen und sie dabei Geld verdienen. Fragen durfte man auch diesen Referenten nicht stellen. Herr Baumann, Vorsitzender des NABU BW, bemühte sich in seinem Vortrag „passen Windenergie und Naturschutz zusammen” um die Präsentation einer Lösung: Durch Maßnahmen wie eine „Agrarwende“ sollten für windkraftempfindliche Arten bessere Bedingungen geschaffen werden, um die Kollateralschäden durch die Windkraftanlagen auszugleichen. Er betonte auch, dass wir durch die Folgen des Klimawandels keine Alternative hätten. Die Veranstaltung wurde von Dr. Martin Köppel (BUND) mit einem Hilfsangebot beendet: “Wenn Sie ein Windkraftprojekt planen, wenden Sie sich an uns. Wir helfen Ihnen gerne, Ihr Projekt naturverträglich zu verwirklichen.” Zusammenfassend hat das Spektakel den Eindruck einer steuerfinanzierten Indoktrinationsveranstaltung hinterlassen. |
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