Uckley ist das, was manche Großstädter als “Nest” bezeichnen würden.
Namensgebend für einen kleinen See, liegt das brandenburgische Örtchen im Landkreis Dahme-Spreewald unweit eines Autobahndreiecks. Ein zentraler Faktor, der die Lebensqualität in Uckley für die dort beheimateten Menschen, für zahlreiche Fledermausarten und Greifvögel wie den Seeadler auf hohem Niveau stabil hält, ist: Der Wald.
Sehr ähnlich wie das 60 km weiter westlich gelegene Resau, hat sich Ukley dank des dichten, von Mooren durchzogenen Grüns einen Erlebnis- und Lebenswert erhalten, den man angesichts der Nähe Berlins und der Bundesfernstraßen nicht unbedingt vermuten würde. Aber wie Resau und ungezählte andere Orte und Örtchen unseres Landes, die sich denjenigen, die sich die Mühe machen, sie aufzusuchen, als geheime Idyllen präsentieren, droht auch Ukley ein Schicksal, das uns alle angehen sollte.
Ganz konkret: Die Firma ABO Wind beabsichtigt, in genau dem Wald, der den Menschen und Tieren in und um Uckley als lebens(qualitäts)wichtiges Refugium dient, dreizehn zweihundert Meter hohe Windkraftanlagen zu errichten. Nach Einschätzung der Uckleyer hätten diese Planungen bei sorgfältiger Anwendung der naturschutzrelevanten Kriterien niemals genehmigt werden dürfen. Tatsächlich sahen sich die Bürger quasi über Nacht mit geschaffenen Fakten konfrontiert. Der Eindruck einer Nacht-und-Nebel-Aktion drängt sich auf.
Am 5. März 2016 nahm sich ein Fernsehteam des rbb dankenswerterweise des Vorgangs an und stattete Uckley einen Besuch ab.
Anlässlich dieses Drehs vor Ort machten sich auch die Projektverantwortlichen Dr. Ute Simon und Dipl.-Ing. Zacharias Hahn – anerkennenswerterweise, denn die zuständigen Behörden hielten dies nicht für nötig – die Mühe, den für Mensch und Natur einstehenden Bürgern ihr Tun zu erklären.
In diesem Bemühen wurden fast alle unter aufgeklärten Vernunftbürgen bekannten Mythen bemüht. Ein Dreh an der Baustelle sei nicht möglich, beschieden Simon und Hahn den Medienvertretern: dort würde gerade gearbeitet, sodass für die Sicherheit nicht garantiert werden könne. Im Übrigen würden die Moore des Waldgebiets nicht im Geringsten tangiert.
Der Gebrauch der eigenen Augen verhalf zu einer anderen Wahrnehmung.
Als Hintergrundinfo wurden seitens der anwesenden VERNUNFTKRAFT.-Vertreter noch folgende Sachverhalte in klar verständlichen Sätzen in die Mikrofone gesprochen:
In Brandenburg liegt der Elektroenergiebedarf bei ca. 18,9 TWh je Jahr. Bei Zugrundelegung von 8766 h/a bedeutet das einen Leistungsbedarf von durchschnittlich 2,16 GW (lt. Statistik, Tendenz fallend). Die installierte Leistung der Windkraftanlagen ist bereits jetzt ca. 2,6 mal höher als der durchschnittliche Leistungsbedarf Brandenburgs. Die installierte Leistung für Solarenergie ist bereits jetzt ca. 1,3 mal höher als der durchschnittliche Leistungsbedarf Brandenburgs. Unter Berücksichtigung weiterer „erneuerbarer Energiequellen“ (Biomasse, Klärgas) ist bereits jetzt (vor der geplanten Verdopplung) die installierte Leistung EE mehr als viermal höher als der durchschnittliche Leistungsbedarf Brandenburgs. Was bedeutet das für Brandenburg? ⇒ Im Netz sind ca. 7,5 GW (7.500 MW) mehr verfügbar als gebraucht werden. Im Glücksfall kann bei der derzeitigen Netzkapazität die knappe Hälfte davon eingespeist werden (teilweise zu „Negativpreisen“), der Rest wird „abgeregelt“. Das kostet die Brandenburger Bürger je Stunde 500.000 €, die auf ihre Stromkosten umgelegt werden. Im „Starklastfall**“ bei weniger als 10% Verfügbarkeit EE (Wintertage): ⇒ Im Netz werden ca. 3,8 GW (3.800 MW) benötigt, um die Versorgung zu gewährleisten. Es fehlen also durchschnittlich 2,96 GW. Im Glücksfall kann das Manko mit fossiler Energie ausgeglichen werden, wenn nicht, speisen auswärtige (ggf. österreichische) Versorger zum 2–3 fachen Marktpreis ein. Das kostet die Brandenburger Bürger je Stunde 300.000 bis 450.000 €, die auf ihre Energiekosten umgelegt werden. Wer gewinnt und wer verliert in Brandenburg bei der geplanten Verdopplung der Windleistung? ⇒ Gewinner ist die Brandenburger Windkraftlobby mit einem zu erwartenden Umsatz von ca. 2000 Mio € je Jahr. Was bedeutet das im Hinblick auf “Alternativen zu den Windkraftanlagen bei Uckley”? Die einzig sinnvolle Alternative besteht darin, dass Projekt ersatzlos zu streichen. Die Einzigen, die davon nicht profitieren würden, wären die Angestellten der Firma Abowind. *70% Durchschnittsleistung, ca. 1,5 GW | ||
Die Hoffnung, dass diese Sachverhalte in der rbb-Berichterstattung reflektiert würden, wurde enttäuscht. Für Hintergründe und tiefschürfende Betrachtungen war im blauen Robur-Bus des TV-Teams offenbar kein Platz.
Abschließend sei der Hinweis erlaubt, dass die Bürger Brandenburgs das Privileg einer selbst erkämpften Entscheidungsmöglichkeit genießen. Feldheim muss nicht überall sein.
Nachtrag, Herbst 2016.
Das Volksbegehren gegen Windkraft ist im juristischen Sinne gescheitert.
Der Wald um Uckley ist zum Industriegebiet geworden. Ein Nachruf auf einen natürlichen Wald finden Sie hier.