Windkraft­an­la­gen bedro­hen ganze Popula­tio­nen von Greifvögeln

Im

JOURNAL OF NATURE CONSERVATION

wurde ein Artikel zur Veröf­fent­li­chung angenom­men, der einen Meilen­stein auf unserem Weg der Aufklä­rung über Landschafts­zer­stö­rung und die Bedro­hung unserer Greif­vö­gel, insbe­son­dere des Rotmi­lans, durch den Verbau mit Windkraft­an­la­gen darstellt.

So traurig diese Erhebung ist – sie stützt sich auf tödli­che Kolli­si­ons­da­ten von Rotmi­la­nen mit Windkraft­wer­ken – so wichtig ist es doch, die Tragweite dieser fatalen Befunde richtig einzuschätzen.

 

Journal of Nature Conservation

Das hochran­gige wissen­schaft­li­che Journal hat den Artikel im Juni zur Veröff­fent­li­chung angenom­men. Er wird in Kürze erscheinen.

 

Windkraft­an­la­gen sind eine poten­zi­elle Gefahr für die Rotmi­lan­po­pu­la­tion Ostdeutschlands. 

In ihrem Artikel ermit­teln J. Belle­baum und Mitar­bei­ter erstma­lig, dass nicht nur einzelne Indivi­duen, sondern auch die Popula­tion von Rotmi­la­nen durch Windkraft­an­la­gen poten­zi­ell bedroht ist.

Die Studie fußt auf der Erhebung jährli­cher Kolli­sio­nen von Rotmi­la­nen mit Windkraft­an­la­gen in Branden­burg von 2001 bis 2011. Die Autoren verwen­den die PBR-Methode (poten­tial biolo­gi­cal removal), ein Rechen­mo­dell zur Einschät­zung der Dunkel­zif­fer der Verluste.

Denn die Totfunde, die an den Sockeln von Windkraft­an­la­gen und deren Umgebung gemacht werden, sind nur die Spitze des Eisbergs der Rotor­op­fer. In Branden­burg wurden laut zentra­ler Fundkar­tei der Staatl. Vogel­schutz­warte bislang 25 Seead­ler (26 in Schles­wig-Holstein) und 53 Rotmi­lane an Windkraft­an­la­gen erschla­gen (Stand April 2013).

Jedoch lassen sich aus den Fundzah­len allein keine zuver­läs­si­gen Hochrech­nun­gen über die Zahl jährli­cher Verluste einzel­ner Arten ablei­ten. Dazu müssten fuchs­dichte Zäune um das Windin­dus­trie­ge­biet gezogen werden. Das Areal sollte sehr großräu­mig gefasst sein, da Rotor­op­fer oft weit vom Sockel der Anlagen wegge­schleu­dert werden. Die Suche sollte früh morgens, am besten noch vor Sonnen­auf­gang, mit Hunden durch­ge­führt werden, um Verluste z. B. durch jagende Kolkra­ben zu vermeiden. 

Mit Hilfe der PBR-Methode ermit­tel­ten die Autoren eine Morta­li­täts­schwelle von 4% (bezogen auf migrie­rende Rotmi­lan­po­pu­la­tio­nen im Bereich von Windin­dus­trie­flä­chen Ostdeutsch­lands). Bei erwach­se­nen Greif­vö­geln kann eine zusätz­li­che anhal­tende Morta­li­tät von 3–5% zur Auslö­schung der Art führen.

Die Autoren schlie­ßen daraus, dass die Zunahme von Windkraft­wer­ken in Europa eine poten­zi­elle Bedro­hung für den Artbe­stand des Rotmi­lans darstellt. Dies gilt insbe­son­dere für die über weite Strecken migrie­ren­den Rotmi­lane aus Ostdeutsch­land (und sehr wahrschein­lich auch Norddeutsch­lands und Mittel­eu­ro­pas, die Verfas­se­rin), da sie sowohl in den Brut- als auch Überwin­te­rungs­ge­bie­ten (Südeu­ropa) auf Windener­gie­an­la­gen treffen. Die ostdeut­sche Popula­tion zeich­net sich gegen­über der in Großbri­tan­nien vorkom­men­den Popula­tion durch eine gerin­gere Wachs­tums­rate aus.

Der Rotmi­lan ist im Annex I der EU Wild Birds Direc­tive (EEC/79/409) gelis­tet, welche die Mitglied­staa­ten dazu verpflich­tet, die genann­ten Arten in beson­de­rem Maße zu schüt­zen, denn sie sind verant­wort­lich für den Bestand dieser majes­tä­ti­schen Greif­vo­gel­art in Europa. Über die Hälfte (ca. 60%) der weltwei­ten Rotmi­lan­po­pu­la­tion ist in Deutsch­land zu finden, das damit eine beson­dere Verant­wor­tung trägt.

 

Dr. Antonia Fehrenbach

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