Am 1. August 2022 überrascht das Zweite Deutsche Fernsehen mit einer sehenswerten Dokumentation von Schieflagen der aktuellen Energiepolitik: Dem Team des Magazins WISO um Erik Hane gelingt es, die größten Defizite der gegenwärtig verfolgten Pläne in 45 Minuten objektiv darzustellen. Technisch-physikalisch bedingte Restriktionen und Risiken, auf die wir bei VERNUNFTKRAFT. seit nunmehr 10 Jahren hinweisen, wurden thematisiert.
Die durchaus beunruhigenden Inhalte können in unserem Kompendium vergleichsweise mühelos vertieft werden.
Mühsamer ist dagegen eine vertiefte Befassung mit den meisten Aussagen des Staatssekretärs Graichen, der „Expertin“ Kemfert sowie des Aktivisten „Graslutscher“ – mangels belastbaren Inhalts. Im Wesentlichen handelt es sich um Glaubensbekenntnisse und politische Parolen. Einige Aussagen seien dennoch kommentiert:
Wir haben uns das genau angeschaut, die Dunkelflaute ist vernachlässigbar, es geht nur um zwei Wochen im Januar.
[Kemfert].
Erwiesenermaßen treten Dunkelflauten regelmäßig auf: So ist die Stromproduktion aus Wind- und Solaranlagen allein in den vergangenen zwei Wintern drei Mal für die Dauer einer ganzen Woche fast völlig ausgefallen.
Natürlich schaffen wir das, weil wir ein anderes Mindset haben. Wir sehen wie der Speicherausbau von selbst vorangeht, auch die bald 15. Mio Elektroautos haben Speicher, wir müssen sie nur ins Gesamtsystem integrieren.
[Graichen].
Selbst wenn es irgendwann gelänge, die nicht vorhandenen 15 Mio. Elektroautos ins Gesamtsystem zu integrieren, würde deren gesamte Speicherkapazität von rund 0,8 TWh gerade mal reichen, um eine Dunkelflaute von 12 Stunden zu überbrücken. Dass die doppelte derzeitige Welt-Jahresproduktion an Kobalt für diese Elektroautos erforderlich wäre, sei nur am Rande erwähnt. Herrn Graichen empfehlen wir ein Mind-Reset und bitten um Kenntnisnahme der schlichten Realitäten.
Wir brauchen von allen Erneuerbaren sehr schnell sehr viel mehr. Windkraft und Solar ergänzen sich super. Offshore-Windkraft liefern quasi Grundlast.
[“Graslutscher”]
Die nicht vorhandene Grundlastfähigkeit des Offshore Windstroms kann unschwer in den Monaten April und Mai der folgenden Abbildung erkannt werden: Nicht einmal ein Verbund mit den Nordsee- Anrainern kann sicheren Strom liefern: Die Stromproduktion sinkt regelmäßig auf null ab. Die Grundlastfähigkeit von Offshore-Wind ist eine Illusion.
Ebenso illusionär ist die Behauptung, Wind- und Solarstromproduktion würden sich gut ergänzen. Bekanntermaßen sind die Nächte im November lang und die Tage überwiegend trüb. Auch bei einer Verdreifachung der Kapazitäten hätte die Solarenergie im gesamten Monat November 2021 keinen wesentlichen Beitrag zur Stromproduktion geleistet. Insbesondere hätten Solaranlagen den praktischen Totalausfall der Windstromproduktion, etwa am 16. November 2021, selbst bei einer Verdreifachung der Kapazitäten nicht kompensieren können.
Im Wirtschaftsministerium hofft man, dass das klappt.
[Kommentator].
Wir halten es für unverantwortlich, die Energieversorgung eines Industrielands mit 80 Millionen Einwohnern am Prinzip Hoffnung auszurichten. Zumal sich die Hoffnungen bei genauerem Hinsehen sämtlich als Illusionen entpuppen.